13. April 2019

Das Necronomicon für Detektive

Famoser Meta-Krimi: „Das Ende der Lügen“ von Sara Gran

Lesezeit: 2 min.

Wer sich für Krimis interessiert, kam in den letzten Wochen nur schwerlich an der amerikanischen Autorin Sara Gran vorbei. „Das Ende der Lügen“ (Leseprobe), der dritte Roman um Grans Ich-Erzählerin und Detektivin Claire DeWitt und das bisherige Highlight der Serie, erschien Ende Februar bei Heyne Hardcore, war überall in der Presse und rangiert Anfang April bereits auf Platz drei der Krimi-Bestenliste von F.A.S. und Deutschlandfunk Kultur. Außerdem tourte Frau Grau, die auch schon Drehbücher für die TV-Serie „Southland“ verfasste, im März auf Lesereise durch Deutschland. Doch was ist an Sara Gran und Claire DeWitt so besonders, und wieso sollte man in einem Science-Fiction-Portal über die beiden schwärmen?

Nun. Claire DeWitt, die selbsternannte beste Detektivin der Welt, beginnt ihre Ermittlerlaufbahn im Teenageralter zusammen mit ihren beiden besten Freundinnen im Stile von Nancy Drew. Zwei Dinge inspirieren die Mädels aus Brooklyn: Die (fiktive) Magazin-Reihe „Cynthia Silverton Mystery Digest“ mit pulpigen Storys und Comics über eine junge Superdetektivin – und „Détection“, ein Handbuch des (fiktiven) großen französischen Detektivs Jacques Silette, für den es eher um Rätsel als um Fälle geht und die Suche nach der schmerzhaften, hässlichen Wahrheit niemals endet. Die Lektüre seines Buches durchdringt und verändert jene, die es lesen und wirklich verstehen wollenman könnte durchaus von einem Necronomicon oder einem Darkhold für Detektive sprechen. Silettes philosophische, esoterische Ansätze machen aus Claire eine obsessive und krasse, von Narben gezeichnete Hardboiled-Detektivin, die harte Rätsel und noch härtere Drogen mag und deren Ermittlungstechniken hin und wieder an Douglas Adams’ holistischen Detektiv Dirk Gently erinnern. Zudem spürt man in der Finsternis ihrer Welt die geistige Verwandtschaft zu Raymond Chandlers Philip Marlowe und zu Ken Bruens Jack Taylor.

In „Das Ende der Lügen“, auch ohne die Vorgänger „Die Stadt der Toten“ und „Das Ende der Welt“ zu verstehen und zu genießen, setzt Sara Gran auf eine angeschlagene, aber nie abzuschreibende Antiheldin mit Biss, einen prächtigen Sound sowie eine Meta-Ebene, auf der die Krimi-Könnerin wunderbar mit dem gesamten Genre des Detektivkrimis spielt. Solange man keinen linearen Standard braucht, werden einen die Rätsel und Fälle von Claire DeWitt garantiert begeistern. Gut möglich jedoch, dass Grans dritter Roman über ihre hartgekochte, hartnäckige Schnüfflerin einen selbst als Einstieg genauso verändert wie das Lesen von „Détection“ …

Sara Gran: Das Ende der Lügen • Heyne Hardcore, München 2019 • 347 Seiten • Paperback m. Klappenbroschur: 16 Euro

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