8. März 2019 1

Der Preis der Bequemlichkeit

Topaktuelles Romandebüt: „Der Würfel“ von Bijan Moini

Lesezeit: 2 min.

Dr. Bijan Moini ist Jurist, Politologe, Rechtsanwalt und Bürgerrechtler. Heute koordiniert er Verfassungsbeschwerden der Gesellschaft für Freiheitsrechte, außerdem schreibt und spricht er über Digitalisierung, Überwachung und Datenschutz, wobei seine Texte u. a. auf „SpiegelOnline“ und in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ erscheinen. In seinem Romandebüt „Der Würfel“ extrapoliert der 1984 in Karlsruhe geborene, heute in Berlin lebende Moini unsere alltägliche, allzu oft gedanken- und sorglose Affinität mit dem Digitalen und der fremdgesteuerten Hightech-Welt.

In Bijan Monois Zukunftsvision (die so nahe an der Gegenwart dran sei, dass sie nicht als Science-Fiction bezeichnet werden könne, wie Moini in einem Interview zu Protokoll gab) ist Deutschland nicht nur komplett von der Digitalisierung geprägt, sondern wird die Nation sogar von einem Algorithmus geleitet: dem titelgebenden Würfel. Dieser lenkt Gesellschaft, Politik und Wirtschaft und sorgt für ein behagliches, bequemes Leben der breiten Masse zwischen Grundeinkommen und technologischem Komfort – und zwischen totaler Überwachung und Kontrolle. Der Preis der Bequemlichkeit ist nämlich die Freiheit jedes Einzelnen, da der Würfel alle noch so persönlichen Bewegungen und privaten Daten sammelt und auswertet, um etwa Verbrechen verhindern zu können. Die meisten Menschen sind glücklich mit diesem scheinbar perfekten System. Doch einige wenige versuchen, sich ihm zu entziehen. Etwa Taso, der sich der Totalerfassung widersetzt, indem er jede Entscheidung mit Spielwürfeln und Münzwürfen trifft …

Aktueller als „Der Würfel“ kann ein Roman in seinen Themen und Gedanken – und hoffentlich in seinen Impulsen, die er dem Leser gibt – kaum sein. Cory Doctorow (im Shop) würde dieses Buch sicher gefallen.

Bijan Moini: Der Würfel • Atrium Verlag, Zürich/Hamburg 2019 • 412 Seiten • Hardcover: 22,00 Euro

Kommentare

Bild des Benutzers Titus

Hab's gelesen und kann es nur empfehlen. Ich finde, die aufgeworfenen Fragen werden im Roman gut durchgespielt und in lebhaften Diskussionen der Figuren durchdacht, und natürlich kommt auch die spannende Handlung nicht zu kurz.

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