Ein Lebenswerk

Tom Haugomat erzählt vom Leben, dem Universum und dem ganzen Rest

Lesezeit: 2 min.

Rodney wird im März 1956 in Mud Bay, Ketchikan, Alaska geboren, aber seinen Namen erfahren wir erst ganz am Schluss. Schon seine Geburt steht im Zeichen der Technik, denn er wird gleich in einen Brutkasten gelegt. Über seiner Wiege hängt ein Mobile des Sonnensystems, auf der Kommode steht Tims Mondrakete. Die Natur und ihre Gesetze, das Fliegen und die Raumfahrt werden ihn beschäftigen und bis ins All führen. Doch er hat auch ein ganz normales irdisches Leben, mit allen Höhen und Tiefen, voller Momente und Prozesse, die ein Leben eben ausmachen, manche davon von Außen aufgedrängt, viele ganz privat und intim.

Tom Haugomat, ein französischer Illustrator und Grafiker mit einem deutlich „Retro“ geprägten Stil, dessen Portfolio ziemlich beeindruckend aussieht, hat gerade mit „À travers“ (franz. Ausgabe) bzw. „Through a Life“ (engl. Ausgabe) eine Graphic Novel vorgelegt, die nur Zeit- und Ortangaben hat, ansonsten aber gänzlich auf Text verzichtet und auch nicht „sequenziell“ (also wie ein typischer Comic) erzählt. In der Regel zeigt er auf einer Doppelseite zwei eher kleine komplimentäre Vignetten, die für ein Jahr im Leben der Hauptfigur stehen. Unterbrochen wird das von nur wenigen Passagen, in denen ganz besonders einschneidende Ereignisse von mehreren doppelseitigen Illustrationen dargestellt werden.

Man blättert dieses Buch durch, man blättert durch dieses Leben, und wenn man will, ist man in zwei Minuten fertig. Die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, dass man immer langsamer wird, je weiter man kommt, dass man zurückblättert, einzelne Seiten noch einmal betrachtet und immer stiller und nachdenklicher wird. Denn Haugomat versteht es meisterhaft, die ganz großen und die ganz kleinen Dingen festzuhalten, das Einzigartige im Banalen zu finden und umgekehrt. Das führt zu dieser leicht melancholischen Ergriffenheit, zu diesem Kloß im Hals, dem Gefühl, das sich einstellt, wenn Kitsch und Kunst sich annähern. Wenn man dasteht und auch gar keine Lust hat, über den Unterschied nachzudenken. Weil das Gezeigte oder Gesagte oder Gehörte den Kern trifft.