5. Juni 2020

K wie Krähe in der Postapokalypse

Kira Jane Buxtons tierischer Roman „Hollow Kingdom: Das Jahr der Krähe“

Lesezeit: 2 min.

In ihrem Roman „Hollow Kingdom. Das Jahr der Krähe“ blickt die amerikanische Autorin Kira Jane Buxton gewissermaßen aus der Vogelperspektive auf ihre ganz persönliche Variante der Zombie-Apokalypse. Ihr gefiederter Ich-Erzähler und Held ist nämlich die extrem vermenschlichte Krähe S. T. alias Shit Turd, die von einem amerikanischen Proleten geprägt wurde, der seine Mitmenschen als Motherfuckers bezeichnete, weshalb sie auch für S. T. einfach nur MoFos sind. Als sich die meisten von ihnen in stumpfsinnige, blutrünstige Bestien verwandeln, brechen S. T. und sein tumber, aber loyaler Bluthund-Buddy Dennis zu einer Wanderung durch das postapokalyptische Seattle auf. So beginnt ein gefährliches Abenteuer, da neben den nichtmehrmenschlichen Monstern obendrein zahlreiche Wildtiere aus dem Zoo durch die Stadt im Norden der Vereinigten Staaten streifen. Zumal S. T. im natürlichen „Internet der Tiere“ bald schon der Ruf eines Auserwählten vorauseilt, der das weise Orakel sprechen soll …

Helen Macdonald, Autorin des wundervollen Buches „H wie Habicht“, nennt „Hollow Kingdom“ ein Naturbuch für unsere Zeit. Karen Joy Fowler, Verfasserin des verfilmten Romans „Der Jane Austen Club“, liefert mit Pets meets The Walking Dead sogar den ultimativen, ja, im Grunde den perfekten Blurb fürs Backcover. Und Krähe S. T. erobert einen als schnoddriger, leicht verdorbener Ich-Erzähler zwischen der menschlichen und der tierischen Welt definitiv im Sturm. Allerdings reicht das nicht immer, wenn die Handlung trotz der vielen tollen Ideen und herrlichen Tierfiguren im Mittelteil einige Probleme bekommt. Dennoch kann man mit S. T., Dennis und Co. im untergehenden Königreich der Hohlen (womit wir gemeint sind) einigen Spaß haben, zumal Kira Jane Buxton Tierfantasy und Zombie-Postapokalypse auf bisher wirklich beachtenswert einmalige Weise verbindet.

Kira Jane Buxton: Hollow Kingdom. Das Jahr der Krähe • Fischer Tor, Frankfurt 2020 • 362 Seiten • Paperback: 15,00 Euro

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