31. Mai 2020

Kosmischer Horror in den Hügeln

Brian Hodge’ Weird Fiction-Novelle „Ich hole dir die Vögel vom Himmel“

Lesezeit: 2 min.

Cecil Conklin, ein Hüne von einem Mann, genoss bei seinen Hillbilly-Nachbarn in den Appalachen des 19. Jahrhunderts kein hohes Ansehen. Er lebte auf einem der vielen Berge und malte in seiner Scheune voller Obsession verstörende Bilder der wilden, schönen Umgebung. Zwei Generationen später wird der Galerist und Kurator Timothy von Conklins Enkelin Nona damit beauftragt, die alten Kunstwerke ihres verrufenen Großvaters zu sichten, zu bewerten und mit in die Stadt zu nehmen, um ein Publikum für sie zu gewinnen, vielleicht sogar etwas Geld aus ihnen herauszuholen. Da ein Gemälde eines besonders beeindruckenden Triptychons fehlt, machen sich Timothy, Nona und ihr Freund Lucas zwischen den schier endlosen Hügelketten auf die Suche nach dem dritten Bild – und finden etwas uraltes und gefährliches …

In seiner 2018 veröffentlichten Novelle „Ich hole dir die Vögel vom Himmel“ bringt der Amerikaner Brian Hodge den klassischen kosmischen Schrecken von H. P. Lovecraft (im Shop) und z. B. „Die Farbe aus dem All“ in die hügelige und hinterwäldlerische, von Kohleabbau und Fracking ausgebeutete Heimat des White Trash und der Trump-Wähler in den heutigen Appalachen. Wie Hodge diese aktuellen Bezüge, Erinnerungen an frühere Zeiten und sprachgewandte, stimmungsvolle Weird Fiction miteinander verbindet, ist schon große Klasse, um nicht zu sagen, große Kunst. Das schön aufgemachte Hardcover-Büchlein ohne ISBN gibt es in der Edition Festa Special nur direkt beim Verlag sowie überall als E-Book, und wer die Weird Fiction von Lovecraft, Barron oder Ligotti schätzt, sollte sich dieses Highlight auf keinen Fall entgehen lassen. Besser kann man Weird Fiction heute nicht schreiben.

Abbildung: Arndt Drechsler

Brian Hodge: Ich hole dir die Vögel vom Himmel • Festa, Leipzig 2020 • 128 Seiten • Hardcover: 16,99 Euro

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