„Amalia“ von Aude Picault

Auch in ihrem neuen Comic-Werk widmet sich die französische Künstlerin Aude Picault („Ideal Standard“) wieder einer modernen Frau im Angesicht von alltäglichen Themen, Problemen und Druckfaktoren. In „Amalia“ geht die 1979 geborene Autorin und Zeichnerin jedoch noch einen Schritt weiter. Denn ihre neueste Bildergeschichte setzt überdies in einer nahen Zukunft ein, ein paar Jahre tiefer in der Klimakrise und nach der nächsten Pandemie, als der letzte lebende Wal auf dem letzten offiziell registrierten Eisberg strandet.

In dieser Welt arbeitet Titelheldin Amalia als ökologische Beraterin für Firmen. Zu Hause warten ihr Partner, dessen erwachsen werdende Tochter, die Beauty-Influencerin werden möchte, und die gemeinsame kleine Tochter, die sich in einem wirklich anstrengenden Alter befindet. Ob im Job oder in der Familie, Amalia will für alle da sein, es allen recht machen, alle retten, und dann sorgt sie sich auch noch um die Erde und trennt den Müll der Nachbarn. So schliddert sie, wie der Planet, in einen Burnout, entwickelt eine Leistungsintoleranz. Da helfen, wie bei vielen anderen Dingen Mensch und Natur betreffend, nur Abstand, Ruhe und Besinnung, um neue, vielleicht auch neue alte Wege zu finden, und das gilt für die ganze Familie …

Aude Picault schreibt und zeichnet mit herrlicher Leichtigkeit, selbst wenn sie sehr ernste Themen behandelt, von wegen Burnout und Klimakrise. Trotz dieser Leichtigkeit, und trotz des Humors, ist „Amalia“ ein starker, substanzvoller, ab und an sogar zynischer Comic. Der äußerst lesenswerte und liebenswerte Comic dreht sich um viele Arten des Bewusstmachens, angefangen bei der eigenen Life-Work-Balance, der Wahrung des Durchblicks inmitten blinkender roter Alarmleuchten und der Rettung unserer angezählten Welt.

Aude Picaut: Amalia • Reprodukt, Berlin 2023 • 148 Seiten • Hardcover: 24 €