11. Mai 2021

Mutiertes Amerika: „Undiscovered Country“

Ein neuer Comic von Scott Snyder, Charles Soule, Giuseppe Camuncoli und anderen

Lesezeit: 2 min.

US-Comicautor Scott Snyder war die letzten zehn Jahre der tonangebende Autor der DC-Moderne, verfasste „Batman“, „Justice League“ und viele andere Top-Titel. Dazu kamen die Science-Fiction-Maxiserie „The Wake“ und die historische Vampirhorror-Reihe „American Vampire“, die er und Stephen King (im Shop) gemeinsam initiierten. Mit seinem Landsmann und Co-Autor Charles Soule („Daredevil“, „Star Wars“) sowie dem italienischen Zeichner Guiseppe Camuncoli („Hellblazer“, „Spider-Man“) tat sich Snyder zuletzt für die eigenständige Serie „Undiscovered Country“ zusammen, deren erster Sammelband bei Cross Cult jetzt auf Deutsch erschienen ist.

Der Comic setzt in der nahen Zukunft ein. Amerika hat sich vor 30 Jahren hinter hohe, gut gesicherte Mauern zurückgezogen und jeden Kontakt mit dem Rest der Welt abgebrochen. Der zerfiel in die Euro-Afrikanische Allianz und die Panasiatische Prosperitätszone. Neuerdings bedroht das tödliche Sky-Virus beide Großmächte. Als ein unerwartetes Hilfeangebot aus den abgeschotteten Staaten kommt, fliegt ein von beiden Lagern zusammengestelltes Expeditionsteam los, zu dem eine Ärztin, ein Söldner, eine Journalistin, ein Amerika-Experte und andere gehören. Sie landen im Wahnsinn der neuen USA: Zwischen einem verrückten Möchtegern-Uncle Sam und einem grausamen Warlord, der einen Walmart voller krasser Mutanten als mobilen Palast auffhährt …

„Undiscovered Country“ ist nicht die großartigste Zukunftsvision oder das beste Endzeitszenario, aber zumindest auf grelle, zeitgeistige Weise treffend. Das erste US-Heft kam schon Ende 2019 heraus – heute, mitten in der Corona-Pandemie und Post-Trump, fühlt sich Snyders und Soules Brainchild sogar noch krasser und aktueller an. Zudem profitiert dieser Band von Camuncolis Zeichnungen, die durch die Tusche von Daniele Orlandini und Leonardo Marcello Grassi und die Farben von Matt Wilson sichtlich aufgewertet werden – sonst wirkt das Artwork des Italieners schärfer, spröder, lange nicht so geschmeidig.

Obwohl die Geschichte über das im Verborgenen mutierte Amerika nicht auf jeder Seite überzeugt und manchmal etwas bemüht daherkommt, bietet sie doch zeitgemäße Genre-Kost. Es hilft, wenn man Snyders Comics und die verrücktesten Momente aus „Mad Max“ generell mag.

Abb.: © Last Mile Productions, LLC/dt. Ausgabe Cross Cult

Scott Snyder, Charles Soule, Guiseppe Camuncoli u. a.: Undiscovered Country Bd. 1: Schicksal • Cross Cult, Ludwigsburg 2021 • 176 Seiten • Hardcover: 22 Euro

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