2. August 2023

„Public Domain“ – Wem gehören die Superhelden?

Der erste US-Sammelband des Comics von Chip Zdarsky („Sex Criminals“, „Batman“)

Lesezeit: 2 min.

Als Autor verantwortet Chip Zdarsky, vor Jahren preisgekrönter Mitschöpfer und Zeichner des Science-Fiction-Krimis „Sex Criminals“, derzeit einige der heißesten US-Comic-Serien, darunter die Superhero-Flaggschiff-Titel „Batman“ und „Daredevil“ bei DC und Marvel. Zuvor schrieb er schon „Howard the Duck“, „Star-Lord“ und „Peter Parker: Der spektakuläre Spider-Man“. Dazu kommt seine eigenständige Krimi-Schöpfung „Newburn“, die Ende Juli jetzt endlich mit der zweiten Staffel fortgesetzt wurde. Als Autor und Zeichner realisiert Multitalent Zdarsky außerdem die unabhängige Serie „Public Domain“, wo die zweite Season noch aussteht, der erste Sammelband aber auch schon vorliegt.

„Public Domain“ handelt von der Familie des alten Comic-Zeichners Syd Dallas, der vor Jahrzehnten einige der besten Panel-Geschichten über den Superhelden The Domain gezeichnet hat – davon, dass der seit Jahren groß verfilmt wird, hat der bescheidene Syd allerdings so gut wie nichts, der arrogante Autor kassiert den Ruhm, und der von dessen Schwester geleitete Verlag die Kohle, dank der Blockbustern und dem Merchandise. Doch dann helfen Zufall und Karma nach, und auf einmal ziehen Syd und seine beiden lediglich dem Alter nach erwachsenen Söhne in die Schlacht um Anerkennung, Rechte, Geld und einiges mehr …

Chip Zdarskys sehr klares, sehr gutes Artwork trifft vom Spirit und der Story her auf Michael Chabons „Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay“, und auf ein paar Schlaglöcher der tatsächlichen Comichistorie: Man denke nur an die Fälle Stan Lee/Jack Kirby (zuletzt durch die neue Stan-Lee-Doku auf Disney+ erst wieder hochgekocht), Bob Kane/Bill Finger (bei Carlsen erscheint demnächst ein Comic über genau dieses Verhältnis und Thema), DC/Joe Shuster/Jerry Siegel, und generell die Frage nach Beteiligung und Besitz, wenn es um Comicgeschichten geht, die in den 1940ern oder 1960ern entstanden und Dekaden später Milliarden-Dollar-Multimedia-Franchises in der Hand riesiger Konzerngiganten wurden.

„Public Domain: Past Mistakes“ ist ein starker Mix aus all diesen fiktiven und realen Komponenten der Comic-Welt, und ein äußerst lesenswerter erster US-Sammelband, der trotz bekannter Motive und Vibes mit seinen Wendungen zu überraschen vermag. Zudem baut Zdarsky noch Elemente eines Krimis und einer Familiensaga ein, und lässt den Humor nicht zu kurz kommen. Und natürlich darf man es als interessant oder gar pikant bezeichnen, dass ein Autor, der bei Marvel und DC derzeit so dick im Geschäft ist, wo die Rechte aller Storys beim Verlag bleiben, solch eine medium-kritische Serie bei einem US-Verlag veröffentlicht, der seit den 1990ern für Creator-Owned-Modelle steht, wo die Kreativen die Rechte haben.

Das spiegelt sich übrigens auch in der Biografie im ersten US-Trade von „Public Domain“ wieder: Während z. B. im ersten amerikanischen „Newburn“-Sammelband (ebenfalls Image) in Chip Zdarskys Biografie Batman, Daredevil und Co. erwähnt werden, findet man im Bio-Gegenstück hinten in „Public Domain“ einzig und allein Zdarskys Creator-Owned-Titel. Auch eine Art Statement, irgendwie.

Abb.: © Zdarsko, Inc. / Image Comics

 

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.