12. Dezember 2020 1

„Dune“-Regisseur Denis Villeneuve hasst den HBO-Max-Deal

Plädoyer für das große Kino

Lesezeit: 2 min.

In einem Gastbeitrag für das US-Branchenmagazin Variety macht sich Denis Villeneuve (Arrival, Blade Runner 2049) Luft. Der Regisseur, dessen Verfilmung von Frank Herberts SF-Klassiker „Dune“ (dt. Der Wüstenplanet; im Shop) vor einiger Zeit aufgrund der Corona-Pandemie um fast ein Jahr auf Oktober 2021 verschoben wurde, findet den akuellen Plan von Warner Bros (hinter dem Warner Media steht, was wiederum zum US-Telekommunikationsriesen AT&T gehört), alle Warner-Kino-Filme zeitgleich zum Kinostart beim konzerneigenen Streaming-Sender HBO Max einzustellen … nicht gut.

Er bringt natürlich all die üblichen Argumente – Bilder und Klangkulisse fürs Kino geschaffen, Gemeinschaftserlebnis, etc. –, macht aber gleich im ersten Absatz glasklar, wo er den wahren Grund für die Entscheidung wittert. AT&T gehe es nämlich schlecht und habe satte 150 Millarden Dollar Schulden. HBO Max hat zudem einen schlechten Start hingelegt, weshalb AT&T nun Warners Kinofilme von 2021 im verzweifelten Versuch, HBO Max die dringend benötigte Aufmerksamkeit zu verschaffen, „opfern“ wolle.

Den etwas schulterzuckenden Hinweis von AT&Ts CEO John Stankey, das „Streaming-Pferd habe nun mal den Stall verlassen“, dichtet Villeneuve um in das „Streaming-Pferd habe den Stall verlassen, aber in Richtung Schlachthof“. Er vermutet nämlich, dass das „Dune“-Franchise zerstört werde, bevor es auch nur die Chance bekommen habe, sich an der Kinokasse zu bewähren. Denn ohne eine exklusive, großflächige Kinoauswertung vor der üblichen Zweit- und Drittverwertung in Form von Scheibe, Stream oder TV, könne ein Film wie „Dune“ sich gar nicht refinanzieren.

Und – klar – wenig begeistert war er auch, dass man ihn über den Schritt nicht einmal informiert habe. Er habe es erst in der Presse gelesen.

Das ging übrigens auch Warners Produktionspartner Legendary so, der wohl gut 75% von „Dune“ finanziert hat. Legendary schweigt seit Tagen über den HBO Max-Deal, und man ahnt, dass in deren Büros auch nicht die beste Stimmung herrscht.

Am Schluss bittet Villeneuve AT&T dann noch, sich das Ganze noch einmal zu überlegen. Schließlich könne es ja nicht immer nur ums Geld gehen, Konzerne hätten auch eine soziale Verantwortung. Denn Filme in der Gemeinschaft im Kino zu erleben stünde in einer langen Tradition. Geschichten habe man sich schließlich schon an den Lagerfeuern am Anbeginn der Zeit erzählt.

Foto: YouTube

Kommentare

Bild des Benutzers andreas10

Sowas muss man im Kino sehen.

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