Gesichtsdisco vs. Cosmic Horror

Eins muss man dem gerne gekonnt schlecht frisierten Grimassenmeister Nicolas Cage ja lassen: Man kann sich über dessen „expressionistische“ Schauspielkünste gerne und ausgiebig streiten, aber im Gegensatz zu anderen verglühten Hollywood-Sternen wie etwa Bruce Willis, der seit Jahren seine absolute Unlust offen zu Schau trägt, hängt sich Cage stets mit Inbrunst in seine Projekte, egal durch welche Untiefen er gerade watet. Deswegen sei ihm sein letztjähriges Comeback mit dem zumindest an der Kritikerfront zu Recht gefeierten „Mandy“ gegönnt, zumal „Mandy“ nicht nur ein weiterer fantastischer Film eines Regie-Wunderkinds ist, sondern in Erinnerung gerufen hat, dass der Darsteller offenbar nur den richtigen Dompteur braucht, denn der psychedelische Rache-Trip zeigt den Meister der Gesichtsdisco auch von einer überraschend leise Seite.

Jedenfalls scheint der breite Zuspruch von „Mandy“ Cage dazu bewogen haben, seine Zukunftspläne leicht zu modifizieren. Erst vor ein paar Monaten wurde der Science-Fiction-Actionthriller „Prisoners of the Ghostland“, das englischsprachige Debüt des berüchtigten japanischen Regie-Punks Sion Sono, angekündigt, als nächstes ist „Color Out of Space“ auf dem Terminplan gelandet.

Dabei handelt es sich natürlich um die Verfilmung der gleichnamigen Geschichte von Cosmic-Horror-Papst H.P. Lovecraft, was für sich keine so wahnsinnig spektakuläre Meldung wäre (es gibt bereits vier Adaptionen), allerdings hält in diesem Fall ein Regisseur die Zügel in der Hand, den wohl seit Jahren nur noch die Wenigsten so richtig auf dem Schirm hatten: Richard Stanley!

Stanley grub sich Anfang der 1990er-Jahre mit „Hardware“ und „Dust Devil“ in die Herzen aller Fans des Besonderen und machte dann noch 1996 mit seiner Beteiligung an „DNA – Insel des Wahnsinns“ von sich reden, eine spektakulär in die Hose gegangene H.G. Wells-Verfilmung, deren herrlich wahnwitzige Produktionsgeschichte 2014 in der Doku „Lost Soul: The Doomed Journey of Richard Stanley’s Island of Dr. Moreau“ aufgerollt wurde. Seit dieser unglücklichen Erfahrung ließ der Regisseur und Drehbuchautor nur noch mittels zweier Dokumentationen und diverser Kurzfilme von sich hören, „The Color Out of Space“ ist sein erster Spielfilm seit über 20 Jahren.

Man darf gespannt sein, zumal das unter anderem aus Elijah Wood bestehende Produzententeam von „Mandy“ hinter dem Projekt steht, man also kaum Befürchtungen haben muss, dass Stanley wieder jemand in die Suppe spuckt.

Abb.: Nicolas Cage in „Mandy“/Koch Media