12. Mai 2021 2 Likes

Heimkino-Highlights im Mai

Neues und Altes jenseits des großen Saals

Lesezeit: 8 min.

Jeden Monat die gleiche quälende Frage angesichts eines Bergs von Neu-Veröffentlichungen: „Was lohnt sich?“ – regelmäßige Hinweise der Redaktion sollen das Leben zumindestens ein wenig leichter machen!

 

1. Cosmic Sin – Invasion im All (2021)

Bei wem? Dolphin Medien & Beteiligungs GmbH Als was? DVD, Blu-ray, Ultra HD, VOD Wann? 12.05.2021

Worum geht’s? In einer fernen Zukunft wird der Ex-Soldat James Ford reaktiviert, um eine feindliche Invasion zu verhindern. Zusammen mit sieben Mitstreitern und einer Gruppe Wissenschaftler zieht Ford in den Krieg gegen Aliens, die in der Lage sind den menschlichen Körper zu infizieren und zu übernehmen. Ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in dem die Zukunft der gesamten Menschheit entschieden wird.

Prognose: Ich hatte mich ja erst in der März-Ausgabe meiner Rubrik im Abschnitt zu „Jiu Jitsu“ darüber ausgelassen, was für einen Vorteil Nicolas Cage gegenüber Bruce Willis hat, obwohl beide Karrieren ähnlich verlaufen sind, seit Jahren einzig und allein die Höhe des Gagenschecks die einzig entscheidende Frage ist. Und hier kommt schon das Gegenbeispiel in Form eines aktuellen Bruce-Willis-Auswurfs, der derzeit mit einer Heftigkeit beworben wird, die unterschwellige Verzweiflung spürbar macht. Dass der Streifen natürlich nichts, wirklich gar nichts taugt, überrascht nicht im Geringsten: Es ist immer das gleiche, seit Jahren bestens funktionierende, Patentrezept zum Gelddrucken: Man hält einen abgehalfterten Star einen ordentlichen gefüllten Geldsack, in dem sich der größte Teil des Budgets befindet, unter die Nase, dreht um ihn herum für das restliche Geld (mit Vorliebe in Osteuropa) einen „Film“ und ab damit in den Vertrieb. In der Regel sind noch genug Fans da – viele bleiben ihren Helden ja lebenslang treu, egal, wie’s läuft – um das Minimalinvestment (meist so drei bis fünf Millionen Dollar) zusammen mit einem ordentlichen Gewinn wieder reinzuholen. Bruce Willis, der, muss man ihn irgendwie ja schon wieder zu Gute halten, immerhin vor ein paar Jahren die totale Bocklosigkeit ganz offen zugegeben hat, überzeugt natürlich auch hier entsprechend, am lustigsten fand ich den Kommentar von rogerebert.com: „To suggest that Bruce Willis is phoning in his performance in „Cosmic Sin“ would be an insult to telephone communication, which can be an effective means of conveying important information and genuine emotion.“ Dazu kommt offenbar noch, dass Willis nur die Hälfte des Films zu sehen ist und die dann vor allem sitzend verbringt.

Cosmic Sin – Invasion im All • USA 2021 • Regie: Edward Drake • Darsteller: Bruce Willis, Frank Grillo, Brandon Thomas Lee, Corey Large, C.J. Perry, Perrey Reeves, Lochlyn Munro, Costas Mandylor

 


„The Hills Have Eyes“

2. The Hills Have Eyes (1977)

Bei wem? Turbine Medien Als was? Mediabook (Blu-ray & DVD), Mediabook (Blu-ray & UHD) Wann? 14.05.2021

Worum geht’s? Die Familie Carter ist mit ihrem Wohnmobil auf dem Weg in den Sommerurlaub nach Kalifornien, als sich Mitten in der amerikanischen Wüste eine Panne ereignet. Das Gebiet, von der Air Force als Atomversuchsgelände genutzt, scheint verlassen und so machen sich zwei der Familienmitglieder auf den Weg, um Hilfe zu holen, während die Anderen zurückbleiben. Was die Zurückgebliebenen nicht ahnen: Oben auf dem Hügel werden sie vom Jupiter-Clan, einer verseuchten Hinterwäldlerfamilie, beobachtet …

Prognose: Kleiner, rüder Klassiker des Exploitationkinos von Horror-Titan Wes Craven, der mit diesem Film das Motiv des degenerierten Hinterwäldlers salonfähig machte und mit dem Craven im Subtext wieder eines seiner Lieblingsthemen auslotet: Das dünne Fundament der Zivilisation. Und so werden im Laufe der Handlung nicht nur lustvoll patriarchalische Familienstrukturen zerschlagen, sondern die Trennlinie zwischen der amerikanischen Vorzeigefamilie Carter und den „Primitiven“ verwischt immer weiter. Gut gespielt, atmosphärisch, gelegentlich schwarzhumorig und ruppig und mit einer Reihe memorabler Szenen. Für Genrefans unverzichtbar und bevor jetzt jemand mit Alexandre Ajas Remake von 2006 anfängt, das nach Meinung vieler ja „besser“ sei: Es stimmt, dass „The Hills Have Eyes“ wohl einer der ganz, ganz wenigen sehenswerten Remakes spendiert bekommen hat, ich mag die beiden Filme aber trotzdem nicht so recht gegeneinander ausspielen. Die Neuauflage ist absolut gelungen, in seiner Gesamtwirkung vielleicht sogar noch etwas intensiver als das Original, mit dem erfreulich respektvoll umgegangen wird. Allerdings handelt es sich beim Remake um eine ca. 20mal teurere, fette Studioproduktion, logisch, dass da in Sachen aufwändigen Masken und Effekte weitaus mehr möglich war. Dafür kommen zum Beispiel auf der Seite des Jupiter-Clans im Original die Schauspieler besser zur Geltung, was Cravens ursprüngliche Intention, die Familie Carter mit einem dunklen Abbild zu konfrontieren, unterstreicht, im Remake sind’s halt weitaus mehr „echte“ Monster. Wie auch immer, ich hab jedenfalls ein Herz für beide Versionen. Die Turbine Edition beinhaltet den Film in tadelloser Qualität, plus die erste deutsche Kinosynchronisation, die aus den verseuchten Hinterwäldler allen Ernstes Außerirdische mit einem Groll auf die Menschheit machte (siehe verlinkter Trailer unten) und die spätere, originalgetreuere. Weiterhin gibt`s tonnenweise Extras (Audiokommentar, Alternatives Ende, Schnittmaterial, Dokumentationen … etc.) und ein Booklet mit einem Text von mir. Selbstverständlich – was soll jetzt auch anderes kommen – unbedingt empfehlenswert!

The Hills Have Eyes USA 1977 • Regie: Wes Craven • Darsteller: Martin Speer, Dee Wallace-Stone, Susan Lanier, Robert Houston, Virginia Vincent, Russ Grieve, Brenda Marinoff

 


„Zack Snyder’s Justice League“

3. Zack Snyder’s Justice League (2021)

Bei wem? Warner Als was? DVD, Blu-ray, UHD, Limited Steelbook (Blu-ray), Steelbook (4K Ultra HD & Blu-ray) Wann? 27.05.2021

Worum geht’s? Bruce Wayne (Ben Affleck) tut sich nach dem selbstlosen Opfer von Superman mit Diana Prince zusammen, um ein Team von Metamenschen zusammenzustellen, das die Welt vor einer nahenden Bedrohung katastrophalen Ausmaßes schützen soll. Doch diese Aufgabe erweist sich als weitaus schwieriger, als Bruce gehofft hatte, denn jeder der Rekruten muss sich den Geistern seiner Vergangenheit stellen, um sich von alten Lasten zu lösen und schließlich gemeinsam eine einzigartige Liga von Helden zu gründen. Doch können Batman, Wonder Woman, Aquaman, Cyborg und Flash den Planeten noch vor den finsteren Plänen von Steppenwolf, DeSaad und Darkseid retten?

Prognose: Natürlich gab’s das schon davor, aber Peters Jacksons „Herr der Trilogie“ (2001-2003) hatte den Damm dann eingerissen: Zweitfassungen für den Homevideomarkt. Zu gefühlt jedem zweiten Film wird bis heute eine zweite Fassung mit Schnipseln, die im Kino nicht zu sehen waren, nachgereicht. Die Version, die der Regisseur damals eigentlich wirklich vorhatte, aber dank akuter Blähungen nicht realisieren konnte oder vermeintlich unzensierte Varianten, bei denen ein bisschen Pixelblut reingeklickt wurde oder der Protagonist jetzt ein unanständiges Wort sagt. Oder Neubearbeitungen, in denen der Protagonist 45 Sekunden länger über die Straße läuft, weil … keine Ahnung warum. Irgend sowas halt. Der Punkt ist dabei ganz einfach: Ein eh schon guter Film wird durch mehr Material so gut wie nie besser, sondern vor allem länger. Und ein schlechter Film wird durch mehr Material ebenso wenig besser, denn, wie sagte schon meine Urgroßoma, „Du kannst Scheiße nicht polieren!“. „Zack Snyder’s Justice League“, die Neufassung des filmischen Totalschadens von 2017 ist wohl eine der ganz wenigen Ausnahme und ich glaub’s, denn nicht nur Kollege Meyns ist begeistert, auch sonst schallt an allen Stellen ein Hallelujah Richtung Himmel. WOBEI: Wer mit dem kontroversen Regisseur schon davor nicht warm wurde, wird hier wahrscheinlich die Beine in die Hand nehmen und rennen, denn soviel Snyder gab’s noch nie auf einen Schlag: Vier Stunden!

Zack Snyder’s Justice League USA 2021 • Regie: Zack Snyder • Darsteller: Ben Affleck, Henry Cavill, Amy Adams, Gal Gadot, Ray Fisher, Jason Momoa, Ezra Miller, Willem Dafoe

 


„Wild Zero“

4. Wild Zero (2000)

Bei wem? Rapid Eye Movies Als was? Blu-ray Wann? 28.05.2021

Worum geht’s? Ace folgt seiner Lieblingsband Guitar Wolf von Auftritt zu Auftritt, sei der Auftrittsort noch so entlegen. In einem abgelegenen Kaff soll der nächste Auftritt stattfinden. Natürlich macht sich Ace auf den Weg und lernt auf seiner Fahrt die hübsche Tobio kennen und lieben. Der Ort entpuppt sich jedoch als unheimliche Geisterstadt, in der es von gierigen Zombies nur so wimmelt. Doch die Untoten haben die Rechnung ohne Guitar Wolf gemacht.

Prognose: Versuch, die Garage-Rock’n’Roll-Band Guitar Wolf, die ein wenig wie eine japanische Version der Ramones oder Leningrad Cowboys daherkommt, in einen Film zu packen, was leider nur so halb geklappt hat. Die kostengünstige Machart (einkopierte Energieblitze … etc.) ist dabei absolut nicht das Problem, sondern trägt zusammen mit den schrägen Ideen (im Finale wird z.B. mit einem Katana ein Raumschiff zerteilt) zum Charme des Films bei und passt zur Band, der man auch nicht gerade einen Perfektionismuswahn unterstellen kann (bei ihrem bekanntesten Album „Jet Generation“ wurde zum Beispiel erst nach den Aufnahmearbeiten bemerkt, dass man die maximale Aufnahmelautstärke einer CD weit überschritten hatte, weswegen das Album kurzerhand mit dem Hinweis „lauteste CD aller Zeiten“ angepriesen wurde). Genauso ist es wirklich super sympathisch und erstaunlich progressiv (die Produktion ist von 2000!), dass der Protagonist eines Films, der Sonnebrillen, Lederklamotten und Motorräder, also „echte-Männer-Zeugs“ abfeiert, sich in eine Transsexuelle verliebt, woraus vom Drehbuch absolut kein Ding gemacht wird, sondern mit dem simplen Motto „Love has no borders, nationalities or genders!“ ganz einfach akzeptiert wird. Eigentlich möchte man den Film gerne haben, nur leider gibt’s ein erhebliches Timing-Problem, obwohl der Soundtrack laut und schnell ist, kommt das Geschehen phasenweise nicht von der Stelle. Und so wird „Wild Zero“ dann und wann schon mal zur Geduldsprobe, 60-70 statt 100 Minuten wären wesentlich angebrachter gewesen. Trotzdem: Wer ein Herz für krudes Zeug hat, sollte eventuell einen Blick riskieren.

Wild Zero Japan 2000 • Regie: Tetsuro Takeuchi • Darsteller: Guitar Wolf, Drum Wolf, Bass Wolf, Masashi Endô, Makoto Inamiya, Maso Sato, Shirô Namiki, Kwancharu Shitichai

 


„Love, Death & Robots“

… und was gibt’s im TV & Internet?

• Castlevania, Staffel 4 – ab 13.05.2021, Netflix: Die letzte Runde der überraschend gut ausgefallenen Zeichentrick-Adaption der bekannten Videospielreihe (Review zu Staffel 1, Review zu Staffel 2)

• Love, Death & Robots, Staffel 2 – ab 14.05.2021, Netflix: Die Fortsetzung der sehenswerten Anthologie-Zeichentricksehserie (Review zu Staffel 1) vom März 2019. Überraschend: Die zweite Runde hat nur noch 8 Episoden (vormals 18), dafür soll Staffel 3 bereits 2022 starten.

• Marvel’s M.O.D.O.K., Staffel 1 – ab 21.05.2021, Disney+: Ich steh der nicht enden wollenden Schwemme an Marvel-Produkten ja nicht unbedingt positiv gegenüber, aber hier würde ich vielleicht eine Ausnahme machen. Stop-Motion-Serie für Erwachsene mit Patton Oswald als Co-Showrunner klingt dann doch recht verführerisch. Auf der anderen Seite schleppt Marvel ja gerne mal interessante Namen an, aber … nun ja, wir werden sehen.

• The Bank Hacker, Staffel 1 – ab 21.05.2021, ZDF: Belgische „Cyber-Thriller“-Serie um einen 19-jährigen IT-Studenten und Hacker, der sich am skrupellosen Banksystem rächen will. Schaut ganz ok aus, schön auch: Binge-Abend, alle Folgen hintereinander, danach Mediathek.

• Lucifer, Staffel 5, Fortsetzung – ab 29.05.2021, Amazon Prime: Vorletzte Staffel der Serienadaption der Comics von Mike Carey, die wiederum auf einer Figur von Superstar-Autor Neil Gaiman basiert.

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