18. März 2021 2 Likes

„Zack Snyder's Justice League“ - Was lange währt…

Leider nur im Heimkino, aber doch großes Kino

Lesezeit: 3 min.

Man kann ja über das Internet sagen was man will, beklagen, dass Echoräume entstehen, viel zu kleine Gruppen dank der Multiplikatoren der Sozialen Medien viel zu viel Einfluss genießen, aber ohne Fanboys, ohne Nerds, hätte der Mythen umrankte so genannte „Snyder Cut“ nie das Licht der Welt erblickt. Und auch wenn die vier Stunden von „Zack Snyder’s Justice League“, wie der Film nun heißt, nicht den heiligen Gral des Comicfilms darstellt, kann man als Freund des Blockbuster Kinos den hartnäckigen DC-Fanboys nur dankbar sein.

Dass Warner Brothers Zack Snyder sagenhafte 70 Millionen Dollar zur Verfügung stellte, um seine Version des 2017 von Joss Whedon fertiggestellten, umgeschnittenen und in den Augen vieler verhunzten „Justice League“ zu verwirklichen, hat natürlich noch einen anderen Grund: Seit Mai 2020 betreibt Warner den Pay-TV Kanal HBO Max und da ist heißer Content enorm wichtig. Und den liefert Snyder mit seinem epischen Film, der im Großen und Ganzen nichts anderes erzählt als die Kinoversion und doch ein völlig anderer Film ist. Epischer natürlich, elegisch, ausufernd, vor allem aber aus einem düsteren, manierierten Guss.

Über sechs Kapitel und einen Epilog entfaltet sich die Saga der Justice League, die unmittelbar nach den Ereignissen von „Batman v Superman: Dawn of Justice“ einsetzt. Die eine Bedrohung ist besiegt, die nächste steht schon vor der Tür, in Gestalt von Steppenwolf und Darkseid, die mit Hilfe der drei Mutterboxen die Macht über das Universum ergreifen wollen. Das Übliche also, aber wir haben ja nicht davon gesprochen, dass hier Originalitätspreise gewonnen werden.

Nach und nach stellt Batman das Team zusammen, Wonder Woman, Aquaman, Cyborg und Flash, später wird dann auch Superman von den Toten erweckt, doch im Gegensatz zur Kinoversion bleiben die Figuren nicht mehr nur Abziehbilder, sondern werden zu Charakteren. Viel Zeit lässt sich Snyder, um das Quartett und später Sextett zu charakterisieren, taucht tief in die Hintergründe und Mythologie von Figuren und Geschichte ein und spart dabei nicht mit typischen Snyder-Momenten. Extreme Zeitlupe ist inzwischen zwar oft zu einem Klischee geworden, doch wenige Regisseure beherrschen den Einsatz dieser und anderen hyperkinetischer Techniken so überzeugend wie Zack Snyder.

Natürlich ist auch „Zack Snyder’s Justice League“ voll von Computerbildern, doch im Gegensatz zu vielen Blockbuster-Regisseuren, die vor einem Job an einer 200 Millionen-Produktion oft mit kleinen Indiedramen bekannt wurden und meist wenig Ahnung von der Inszenierung von Action haben, hat sich Snyder im Lauf der Jahre quasi hochgearbeitet und immer teurere, aufwändigere Produktionen gestemmt. Und diese Erfahrung zahlt sich in Actionszenen aus, die nicht versuchen, durch Schnittgewitter Dynamik zu erzeugen, sondern durch überlegten Einsatz der filmischen Mittel.

Doch trotz all der bombastischen Action, der atemberaubenden Bilder fühlt sich „Zack Snyder’s Justice League“ oft wie ein Kammerspiel an, voller emotionaler Momente, deren Intimität noch durch durch die ungewöhnliche Wahl des Bildformats verstärkt wird: Für das klassische 4:3 hat sich Snyder entschieden, einerseits sicher den Dreharbeiten mit hochauflösenden IMAX-Kameras geschuldet (und der Hoffnung, dass der Film irgendwann auf den gigantischen Leinwänden zu sehen sein wird), andererseits auch im Bewusstsein, dass der Kern seiner Vision am Ende nicht die Action ist, sondern die Figuren. Nicht wirklich menschliche, aber doch allzu menschliche.

„Zack Snyder’s Justice League“ ist ab heute in div. Sky-Kanälen zu sehen.

Zack Snyder’s Justice League • USA 2021 • Regie: Zack Snyder • Darsteller: Henry Cavill, Ben Affleck, Gal Gadot, Diane Lane, Jared Leto, Ezra Miller, Jason Momoa, Connie Nielsen, J.K. Simmons, Robin Wright, Amy Adams •  242 Minuten

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