Kurz-Review: „America: Der Film“ auf Netflix
Die Geschichte der Gründerväter als schräger Steampunk-Animationsfilm
Am 4. Juli feiert man in den USA mit Partys, Paraden und Pyrotechnik traditionell den Independence Day – den historischen Tag, an dem sich die amerikanischen Kolonien 1776 von Großbritannien lösten und ihre Unabhängigkeit erklärten. In Netflix’ verrücktem Animationsfilm-Feuerwerk „America: The Motion Picture“ wird diese fundamentale Geschichte nun neu erzählt – und gnadenlos durch den Kakao gezogen. Dazu setzte „Archer“-Produzent Matt Thompson als Regisseur ein Drehbuch von Dave Callaham („Wonder Woman 1984“, „Zombieland 2“, „Godzilla“) um und liehen Channing Tatum, Jason Mantzoukas, Olivia Munn, Judy Greer, Simon Pegg und Andy Samberg den gezeichneten Figuren im englischsprachigen Original ihre Stimmen.
Eines ist sicher: So wurde die Geschichte von Revoluzzer George Washington, Bierbrauer Sam Adams, der Erfinderin (!) Thomas Edison, dem tierlieben Reiter Paul Revere und dem indigenen Häuptling Geronimo noch nie erzählt. Obwohl es natürlich auch in dieser Fassung letztlich irgendwie darum geht, dass Mr. Washington nach dem Tod seines Kumpels Abraham Lincoln den Kampf mit Verräter Benedict Arnold und dem englischen König James aufnimmt. In erster Linie ist „America: Der Film“ jedoch eine einzige riesige Blödelei voll schrägem Humor und heftigem Splatter.
Und es macht in der Tradition von „American Dad“, „Family Guy“, „Archer“, „South Park“ und ähnlichen animierten Stoffen für Erwachsene schon Laune, insofern man den Feingeist-Detektor mal für anderthalb Stunden ausknipsen kann. Auch, weil der in seinen Gags, seinem Sarkasmus und seinem Zynismus stets herrlich anachronistische Klamauk geradezu furchtlos Zeitgeist, Filmzitate, Hip-Hop sowie massig Science-Fiction ins Feld führt: Anspielungen auf „RoboCop“ und „Star Wars“, in bester Steampunk-Manier außerdem Cyborg-Pferde, Energiewaffen und was nicht noch alles. Und als Streamer aus Europa kann man die Persiflagen der amerikanischen Gründerväter und die Seitenhiebe auf das Land der Tapferen und Freien bei allem Getrottel zudem ja relativ entspannt sehen.
Für 50 bzw. 5 Sterne reicht es wenig überraschend trotzdem nicht, die Geschichtsbücher sollte man logischerweise auch nicht wegwerfen, und die Kids liegen besser schon im Bett, wenn das Streamen von Amerikas etwas anderer Origin beginnt – für ein paar Schmunzler und Lacher, amüsiertes Kopfschütteln, gute Laune und Kurzweil in ernsten Zeiten ist „America: Der Film“ aber allemal gut.
Abbildungen: © 2021 Netflix
America: Der Film • USA, 2021 • 98 Min. • Regie: Matt Thompson • Drehbuch: Dave Callaham
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