20. Februar 2017 2 Likes

Shepard war gestern

„Mass Effect: Andromeda“ will die Reihe sinnvoll weiterentwickeln

Lesezeit: 4 min.

Seit Bioware vor einigen Monaten am N7-Day die ersten handfesteren Fakten zum von Fans sehnlichst erwarteten neuen Mass Effect: Andromeda preisgegeben hat (siehe unsere News von damals), sickerten leider nur tröpfchenweise weitere Infos unters darbende Fanvolk. Da der Veröffentlichungstermin allerdings bereits am 23. März für PC, PS4 und Xbox One ansteht, gibt es mittlerweile in Summe durchaus einige hard facts darüber zu konstatieren, worauf sich sich Action-RPG-Zocker dann freuen dürfen. Zunächst für alle, die es vielleicht tatsächlich noch nicht mitbekommen haben sollten (aber wer sollte das sein, der sich für Mass Effect Interessiert?): Andromeda bietet ein Setting mit neuen Figuren, sodass man nicht mehr mit Commander Shepard unterwegs ist, der trotz des allgemein hart kritisierten Abschlusses der ursprünglichen, insgesamt aber dennoch unbestritten wegweisenden Mass Effect-Trilogie (hier der Review zu Teil 3) immer noch Legendenstatus unter den Sci-Fi-Helden der Gamingwelt genießt. Damit einher geht eine Neuausrichtung der Reihe, die vor einem allseits üblichen Problem solcher Konzepte steht, nämlich die beliebt-bewährten Grundtugenden zu bewahren und dennoch eine moderne Weiterentwicklung zu liefern. 

Zu Beginn des Abenteuers können Spieler unter Verwendung eines Charakter-Editors neben den Figurenbasics hinsichtlich der Story festlegen, ob sie lieber mit den Neuhelden Sara oder Scott Ryder aus der seriengewohnten Third-Person-Perspektive starten möchten. Die Familie soll laut Bioware in Andromeda ebenso eine zentrale Rolle spielen wie die Tatsache, dass wir dieses Mal in gewisser Weise die Aliens sind, die in ein von anderen Rassen bevölkertes Territorium übersiedeln. Die grundlegende Bedrohung scheint in Andromeda auch nicht mit der Shepard-Trilogie und deren Kampf im Detail vergleichbar. Denn die Erzählung soll viel optimistischer als die Story um die grausam imperialen Reaper in der Vorgänger-Trilogie ausfallen und unsere Rolle als Hauptfigur wird im Gesamtkontext der Ereignisse wesentlich weniger offensiv bis dominant sein, als es noch mit Shepard der Fall war.

Dagegen stehen nun vielmehr die inszenierte Galaxie sowie deren Bewohner im Mittelpunkt. Dieses Mal sind wir mit unserer Crew nicht der typische Retter und müssen uns daher entsprechend darauf einstellen, nicht alle Situationen vollständig in eigener Hand zu haben. Dass dies letztlich auch Konsequenzen für das Gameplay haben wird, lässt sich speziell an den auch in Andromeda implementierten moralischen Entscheidungssituationen belegen, die man hauptsächlich mit einem Dialogsystem bestreitet. Inwiefern jedoch eher offensichtliche Entscheidungen über Leben und Tod einer Figur oder eben vor allem in ihren Auswirkungen eher sublimer präsentierte Konflikte im Vordergrund stehen, wird erst die finale Vesion beantworten. 

Auch das in die Grundkategorien Kampf, Technik und Bionik unterteilte Skill-System sowie die Spielwelt werden sich von den Vorgängern in einigen Punkten unterscheiden: So hat man nun die freie Wahl, Fähigkeiten auch ohne strikt vorgegebene Charakterklassen-Skills mit Punkten weiterentwickeln und auch bestimmte Belegungen wieder revidieren zu können. Damit soll es möglich sein, mehrere Gameplay-Ansätze auszuprobieren, ohne neu starten oder Fähigkeiten von Grund auf neu aufbauen zu müssen. Ähnliches gilt bei der Waffenauswahl. Die vier unterschiedlichen Typen umfassen Standards wie Schrotflinten, Scharfschützengewehre, Pistolen und Maschinengewehre, wobei es keine detaillierte Klassenspezifikationen geben wird und somit jede Figur über die Möglichkeit verfügt, jede Waffenkategorie zu verwenden. 

Da wir als Frischlinge auf den Planeten auf neue Technik und Ressourcen stoßen, müssen wir uns häufig auf die Suche nach Bauplänen etc. in den Arealen begeben, um unser Entwicklungspotenzial voll ausschöpfen zu können. In der weitläufigen, allerdings nicht komplett offen angelegten Spielwelt werden wir ein hohes Maß an Bewegungsfreiheit erhalten, die man unter anderem mit Gadgets wie einem Jetpack aktiv genießen kann. Die einzelnen Missionen finden somit weiterhin in abgegrenzten Arealen statt, doch Bioware kündigte bereits an, sich an modernen Referenztiteln wie The Witcher 3 zumindest ein wenig orientiert zu haben, was das Zusammenspiel von Setting und Missionsdesign anbelangt. Das Kampfsystem könnte laut dem bisher gezeigten Material auch deutlich actionlastiger als früher ausfallen, wobei Andromeda ein Deckungssystem beinhaltet, mit dem sich nahezu alles als Schutz zweckentfremden lässt. Taktik bleibt damit neben Schussfertigkeit in hohem Maße Teil des Gameplays und dürfte den Gefechten den gewohnt nötigen Tiefgang abseits stumpfer Ballerkost verleihen.

Ein Aspekt sollte in diesem Kontext nicht vergessen werden, da er (absurderweise unterstützt von den Entwicklern selbst) auch im Fall von Andromeda bereits unter Fans eine Rolle spielt im allgemeinen Vorab-Gemurmel. Worum es geht? Na klar, um Sex. Denn auch diesmal können wir, das nötige Fingerspitzengefühl vorausgesetzt, in jeder Hicht tiefergehende Romanzen mit anderen Charakteren anleihern, wenn wir es darauf anlegen. Ob wir allerdings wirklich von der Ankündigung der Macher auf Twitter begeistert sein sollten, diesmal endlich richtig heißen Sex-Content a la The Witcher 3 zu erleben, sei mal in aller Höfflichkeit gegenüber solchen nicht ganz ernstzunehmenden Aussagen dahingestellt. Viel mehr freuen wir uns auf eines der spannendsten Sci-Fi-Abenteuer in diesem Jahr, das auch mit den jüngsten Trailern viel eher unsere Entdecker- und Abenteuerlust anheizt. Und das definitiv gehörig.

Mass Effect: Andromeda • Bioware/EA • Action-RPG

Abb. © Bioware/EA

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