31. Oktober 2015

Flug durch die Eisfontäne

Die NASA-Raumsonde Cassini flog in nur 49 Kilometern Entfernung am Saturn-Mond Enceladus vorbei

Lesezeit: 2 min.

Die Raumsonde Cassini, die das Saturnsystem untersucht, hat vorgestern den Mond Enceladus in einer Höhe von nur 49 Kilometern überflogen. Enceladus ist der vierzehnte der 62 heute bekannten Saturnmonde. Er ist, beispielsweise auch der Jupitermond Europa oder Saturns größter Mond Titan, ein Eismond. Cassini entdeckte kurz nach ihrer Ankunft 2004, dass Enceladus bemerkenswerte geologische Aktivität aufweist. Seine Oberfläche ist weniger als 100 Millionen Jahre alt und damit aus Geologensicht in der Pubertät. Unter anderem stößt er durch die sogenannten „Tigerstreifen“ in seiner Südpolregion Fontänen aus Wasserdampf, Eis und organischen Molekülen aus. Mit dem Flyby in so geringer Höhe direkt durch die Fontäne soll Cassini deren Zusammensetzung untersuchen. Die Sonde ist bereits näher an Enceladus vorbeigeflogen, aber bisher wollte man nicht direkt durch die Eispartikel fliegen, aus Angst, die Sonde könnte beschädigt werden. Genau deswegen hat man sich bei der NASA die ganzen spektakulären Manöver auch für den Schluss aufgehoben (die Sonde soll sich 2017 in den Saturn stürzen). Cassini ist eigentlich nicht auf das Sammeln von Proben aus Kryovulkanen ausgelegt, aber dank ihrer wissenschaftlichen Instrumente war das kein Problem.

Unter seiner gefrorenen Oberfläche finden hydrothermale Prozesse statt, die nahelegen, dass es auf Enceladus flüssiges Wasser gibt, was wiederum eine der Grundvoraussetzungen für Leben ist. Explizit nach Leben suchen soll Cassini nicht. Dennoch erhofft man sich durch die Daten genaueren Aufschluss über die Zusammensetzung des Meeres unter Enceladus‘ Eis. Die Wissenschaftler wollen vor allem bestimmen, wie viel hydrothermale Aktivität dort stattfindet. Dabei ist molekularer Wasserstoff von entscheidender Bedeutung, weil dessen Menge einen Hinweis darauf geben könnte, wieviel Energie unter der Oberfläche zur Verfügung steht. Weil Cassini nur in einer sehr geringen Höhe durch die Fontäne fliegt, soll die Sonde auch schwerere Moleküle entdecken können – zum Beispiel organische. Dazu benutzt die Sonde ihren Partikel-Detektor (CDA). Auch soll sie bestimmen, ob die Fontäne eher aus mehreren „Säulen“ besteht oder aus fließenden Eruptionen, die eine Art Eisvorhang bilden. Daraus können die Wissenschaftler schließen, wie das Material genau an die Oberfläche gelangt und wieviel eisiges Material tatsächlich austritt. Das könnte ein Hinweis darauf sein, wie lange die Kryovulkane auf Enceladus schon aktiv sind.

Die ersten (unbearbeiteten) Bilder, die zusammen mit den Rohdaten eintreffen, kann man sich unter saturn.jpl.nasa.gov ansehen. Der nächste (und letzte) Enceladus-Flyby wird am 19. Dezember 2015 stattfinden. Cassini soll dabei aus knapp 5000 Kilometer Entfernung die Temperaturen im Inneren des Mondes messen.

Quellen: nasa.gov / solarysytem.nasa.gov/finalflybys / Bild: NASA/JPL-Caltech/Space Science Institute

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.