Kill the Messenger!
NASAs Merkur-Sonde wird am 30.4. auf den Planeten stürzen
Seit 2011 umkreist die MESSENGER-Sonde den sonnennächsten Planeten unseres Systems, doch morgen wird sie mit 3,9 Kilometern in der Sekunde – das sind 14.080 km/h – auf der Merkur-Oberfläche zerschellen. Der dabei entstehende Krater wird gut 16 Meter im Durchmesser haben und von der Erde aus nicht zu sehen sein, da er sich auf der erdabgewandten Seite des Planeten befindet. Ingenieur Dan O’Shaughnessy von der Johns Hopkins University sagte in einer Pressekonferenz, dass man sich aus dem neuen und klar datierbaren Einschlagkrater auf dem Merkur dennoch neue Erkenntnisse über die Verwitterung von Kratern auf dem Merkur erhoffe, sobald die von ESA und der japanischen Weltraumagentur JAXA geplante Sonde BepiColombo, die Anfang 2017 starten soll, dort einträfe.
MESSENGER steht für Mercury Surface, Space Environment, GEochemistry and Ranging. Die 450 Millionen Dollar teure Sonde startete 2004 und ist bisher die einzige ihrer Art, die in einen Orbit um Merkur einschwenkte. Zuvor war Mariner 10 in den Siebzigerjahren insgesamt drei Mal an Merkur vorbeigeflogen. MESSENGER schickte insgesamt zehn Terabyte Datenmaterial zur Erde, das nach wie vor von den Wissenschaftlern ausgewertet wird. Was die Sonde bisher über Merkur enthüllt hat, ist bemerkenswert: Nicht nur konnten aufgrund der Daten genaue Karten der Oberfläche erstellt werden, MESSENGER zeigte auch, dass es auf dem sonnennächsten, von Kratern übersäten Planeten mitunter unangenehm kalt werden kann: bis zu -170°C fällt das Thermometer in der Nacht. Bei einer Tagestemperatur von + 430°C sind das die heftigsten Temperaturschwankungen im Sonnensystem – bis jetzt jedenfalls. 2012 entdeckte MESSENGER Wasser an beiden Polen, das sich in Kratern gesammelt hatte, gefroren war und unter einer gut 30 cm tiefen Schicht aus Gestein und Staub liegt, die vermutlich von demselben Asteroiden stammt, der das Wasser ursprünglich mit auf den Merkur gebracht hatte. Zu ihrem Erstaunen stellten die Wissenschaftler außerdem fest, dass der Merkur, entgegen der vorher gängigen Annahme, flüchtige Stoffe wie Chlor, Kalium, Schwefel und Natrium in großen Mengen enthält. Die sollte es nach den Theorien zur Entstehung des Sonnensystems nicht in diesen Massen geben, und aufgrund seiner Nähe zur Sonne hielt man ihre Existenz auf dem Merkur lange für unmöglich.
Die Sonde musste insgesamt sechs Swing-by-Manöver durchführen, um ausreichend Geschwindigkeit aufzunehmen, damit sie Merkur überhaupt erreichen konnte, denn der kleine Planet rotiert am schnellsten von allen um die Sonne. Über die Hälfte ihres Startgewichts war Treibstoff, und der ist jetzt verbraucht, weswegen die NASA die Sonde kontrolliert abstürzen lassen will. MESSENGER wird noch bis wenige Minuten vor dem Aufprall Daten übermitteln.
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