6. Juli 2015 2 Likes 3

Pluto-Roundup

Eine kleine Zusammenfassung der neusten Meldungen von und über New Horizons

Lesezeit: 3 min.

Neuigkeiten aus dem Pluto-System kommen derzeit täglich an – kein Wunder, denn je näher die Sonde New Horizons dem Zwergplaneten kommt, desto besser die Bilder, die uns aus dem fernen System erreichen. Inzwischen sind die auch in bunt und mit Farbe und ungeheuer faszinierend.

So zeigte sich Mitte letzter Woche, dass Pluto neben dem Mars der zweite rote Planet in unserem Sonnensystem ist (da! ich habe ihn als „Planet“ bezeichnet. Zufrieden?). Die Bilder, die am 1.7. veröffentlicht wurden, zeigen, dass Pluto zwei sehr unterschiedliche Seiten hat. Eine davon hat eine Reihe seltsamer Flecken in Äquatornähe, die sehr gleichmäßig verteilt sind. Jeder der Flecken hat einen Durchmesser von gut 480 Kilometern.

Die Flecken sind ein weiteres Rätsel, vor das Pluto die Wissenschaftler hier auf der Erde stellt. Nicht nur die regelmäßige Größe und Verteilung der Flecken ist bemerkenswert, auch deren Entstehungsgeschichte liegt noch im Dunkeln. Verblüffend an diesen Bildern, die aus Schwarz-Weiß-Aufnahmen des LORRI-Instruments und der „Farbkamera“ namens Ralph an Bord der Sonde zusammengesetzt sind, ist auch die unterschiedliche Farbe zwischen dem rötlichen Pluto und seinem grauen Mond Charon. Die Bilder oben zeigen beide in annähernd den Farben, die wir sehen würden, säßen wir auf der New-Horizons-Sonde. LORRI und Ralph sollen während des Flybys am 14.7. unter anderem nach Wolken in der Atmosphäre Plutos Ausschau halten. Anhand der Bewegung der Wolken können die Wissenschaftler dann Stärke und Richtung möglicher Winde auf Pluto bestimmen.

Der Mars bekommt seine rote Farbe vor allem durch das Eisenoxid – auch „Rost“ genannt – auf seiner Oberfläche. Bei Pluto kommt die rote Farbe vermutlich durch Kohlenwasserstoff-Atome, die entstehen, wenn kosmische Strahlung und ultraviolettes Licht mit Methan interagieren. Methan ist auf Pluto sowohl auf der Oberfläche als auch in der Atmosphäre reichlich vorhanden – und nein, es kommt nicht von Kühen. Es ist vermutlich bereits seit der Entstehung des Sonnensystems auf Pluto, ein Überbleibsel des Partikelnebels, aus dem alles entstand.

Das Pluto-Rot ist also ganz anders als das Mars-Rot. Dass Pluto eher rötlich ist, wusste man schon länger, aber durch die Bilder, die New Horizons jetzt liefert, kann jetzt der Zusammensetzung zwischen der Farbe und den geologischen Gegebenheiten, an denen sie auftreten, untersucht werden. Daraus wird dann, so New-Horizons-Chefwissenschaftler Alan Stern, ein Computermodell des Zwergplaneten erstellt, anhand dessen seine Entstehungsgeschichte nachvollzogen werden soll.

Auch die Farbfilme, die New Horizons inzwischen aufnimmt, werden immer besser: Waren es Ende Juni noch ein paar Pixel vor schwarzem Hintergrund, kann man auf den neusten Aufnahmen, die sich aus Fotografien zusammensetzen, bereits viele verschiedene Oberflächenmerkmale auf Pluto erkennen. „Es ist schon ungewöhnlich, dass wir aus dieser Entfernung bereits so viele Oberflächendetails erkennen können“, sagte William McKinnon von der Washington University in St. Louis, ein Mitglied des Forscherteams, das Pluto Geologisch und Geophysikalisch untersuchen soll. „Die Menge der Details auf beiden Himmelskörpern ist beachtlich und gibt uns einen Vorgeschmack auf das, was da noch kommen wird.“

Bis es am 14.7. allerdings so weit ist, muss das New-Horizons-Flugteam allerdings zuerst einmal dafür sorgen, dass die Sonde 10 605 022 Kilometer bis Pluto unbeschadet übersteht. Gestern meldete das Johns Hopkins Applied Physics Laboratory, das die Mission durchführt, dass es zu einem kurzzeitigen Kommunikationsverlust mit New Horizons kam. Der Autopilot stellte ein Problem, hervorgerufen durch den Verlust der Verbindung mit der Erde, fest und ging in einen Safe-Mode. Danach schaltete er gemäß seiner Programmierung auf den Backup-Computer um, der wiederum die Verbindung wiederherstellen sollte. Das gelang, und aus den Telemetriedaten versuchen die Wissenschaftler jetzt, das Problem zu analysieren und New Horizons wieder soweit fit zu machen, dass die Sonde ihre Mission nach Plan ausführen kann. Das wird allerdings ein paar Tage dauern, in denen die Sonde keine Daten sammeln kann. Die lange Dauer rührt auch daher, dass es viereinhalb Stunden dauert, bis ein Signal von der fast 5 Milliarden Kilometer entfernten Erde New Horizons erreicht. Auf eine Antwort von der Sonde muss das Team also neun Stunden warten! Wenn alles glatt geht, kommen ab morgen wieder Daten von New Horizons.

Deswegen wird es die ersten Nahaufnahmen des Flybys auch „erst“ am 15.7. zu sehen geben. Also: Nur noch neun Tage bis Pluto, Leute!

Quelle/Bilder: http://pluto.jhuapl.edu/

Kommentare

Bild des Benutzers Sebastian Pirling

Hey Pluto, was auch immer du bist – du bist einer von uns, okay?

Bild des Benutzers Elisabeth Bösl

Wir sind alle Sternenstaub!!!

Bild des Benutzers Shrike

Die dunklen Flecken sind nicht auf der (Planeten!)-Oberfläche. Das sind Perrys Kugelraumer im Pluto-Orbit. Die sammeln sich sonst zwar jenseits der Plutobahn, aber wegen New Horizon sind sie diesmal auf der Terra zugewandten Seite.

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