27. Juni 2015 4 Likes

Wann sind träumende Maschinen intelligent?

Ramez Naam („Nexus“) über die Fallstricke des Begriffs „Künstliche Intelligenz“

Lesezeit: 2 min.

Vor Kurzem ging um die Welt, was für Bilder Googles vermeintliche Künstliche Intelligenz erträumt. Chef-Futurologe, Programmier-Experte und Science-Fiction-Autor Ramez Naam (im Shop) sieht genau in dieser Art der journalistischen Berichterstattung und des journalistischen Jargons allerdings einen weiteren Beweis dafür, dass viel zu oft undifferenziert und falsch mit dem Begriff KI (Künstliche Intelligenz) bzw. AI (Artificial Intelligence) umgegangen wird, was wiederum einen Großteil der Menschen zutiefst verwirren würde.

Das erste Problem im jüngsten Beispiel, so Naam auf Twitter, sei schon einmal, dass es so etwas wie eine „Google KI“ gar nicht gebe – gemeint seien immerhin Hunderte verschiedene Software-Komponenten, die ohne Bewusstsein verschiedene Dinge tun. Außerdem sei die psychedelische Bilderkennung, die hinter dem Inceptionismus neuraler Netzwerke stünde, Naam zufolge keine KI im gebräuchlichen Sinne des Begriffs. Überhaupt handle es sich in Naams Augen bei fast allen realen Systemen, auf die wir die Beschreibung „Künstliche Intelligenz“ anwenden, lediglich um Mustererkennungen, und keine ich-bewussten Wesen.

Wenn wir also weiterhin denselben Begriff benutzen, um zum einen Science-Fiction-Tropen zu bezeichnen, und zum anderen neurale Netzwerke zur Mustererkennung, brächten wir die Dinge völlig durcheinander und machten sie kompliziert, so Naam. Er macht dann auch gleich den Vorschlag, in 99,9 Prozent der Fälle, da über verwirklichte Ergebnisse in ML-Programmiersprache und ohne einen Hauch von Empfindungsvermögen gesprochen wird, den Begriff „Künstliche Intelligenz“ nicht weiter zu verwenden, da es im öffentlichen Dialog lediglich Verwirrung stiftet.

Vielleicht möchte Mr. Naam aber auch einfach nicht mehr über Google und Skynet in ein und demselben Gespräch plaudern …

Über seinen neuen Roman „Crux“, der in wenigen Wochen auf Deutsch erscheint und die Fortsetzung des überzeugenden SF-Thrillers „Nexus“ ist, werden wir dagegen sicher noch reden.

Ramez Naam: Nexus • Heyne, München 2014 • 624 Seiten • € 9,99

Ramez Naam: Crux • Heyne, München 2015 • 640 Seiten • € 9,99

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.