13. Dezember 2017 2 Likes

Prinzessin wider Willen

K. B. Wagers SF-Romandebüt „Thronräuber“

Lesezeit: 3 min.

„Thronräuber“, das im Original unter dem Titel „Behind the Throne“ erschien, ist das Romandebüt der amerikanischen Autorin K. B. Wagers (im Shop), das aus der Sicht von Hail Bristol erzählt wird. Bei dieser handelt es sich um eine indische Prinzessin – allerdings sind ihre Vorfahren vor vielen Generationen ins All aufgebrochen, wo ihre königliche Familie über das Imperium Indrana herrscht. Hail spielt in dieser Herrschaft freilich kaum eine Rolle: Nach der Ermordung ihres Vaters verließ sie ihre Heimat, um die Mörder zu verfolgen. Das führte dazu, dass sie unter falschem Namen eine Waffenschmugglerin wurde und sogar ihren Körper veränderte. Dann aber kommt der Tag, an dem zwei Jäger des Imperiums sie nach Hause zurückbringen, da Indrana schwere Zeiten durchmacht: Hails geliebte Schwestern und ihre junge Nichte starben bei einem Anschlag, und ihre Mutter versinkt mehr und mehr in der Demenz des strahlenverursachten Weltraumwahnsinns. Die zähe Hail scheint die letzte Rettung für ihre Familie, die Monarchie und das galaktische Reich dahinter zu sein. Bleibt die Frage, wie gut oder weniger gut es nun ist, dass man die Prinzessin vielleicht aus der Waffenschmugglerin herausbekommt, aber nicht die Waffenschmugglerin aus der Prinzessin, die eigentlich nur ihren beiden förmlichen Leibwächtern vertrauen kann …

Schon witzig: Da beschäftigt sich K. B. Wagers während ihres Studiums intensiv mit Russland und macht letztlich sogar ihren Bachelor-Abschluss in Russistik – und dann stattet sie die Kulisse und Kultur ihres literarischen Science-Fiction-Einstandes mit indischen Wurzeln aus, die bis in die Zukunft und zwischen die Sterne reichen. Andererseits hat die in Colorado lebende Autorin und Shaolin-Kung-Fu-Kämpferin für ihre Nonfiction-Texte auch schon zwei Air Force Space Command Media Contest Awards erhalten, und ihr Trilogie-Auftaktband ist dennoch weit davon entfernt, auf physikalische Fakten setzende Hard-Science-Fiction zu sein. Nein, „Thronräuber“ ist eine auf höfische Politik und Intrige setzende Space Opera, in der Wagers zudem das altbekannte dramaturgische Prinzip der unangepassten Prinzessin wider Willen für die Science-Fiction adaptiert und aufbereitet. Die Action kommt trotzdem nicht zu kurz. Dabei steht und fällt „Thronräuber“ natürlich damit, wie sehr man auf Wagers fluchende Ich-Erzählerin Hail anspringt, deren Gefühle und Gedanken man als Leser relativ ungefiltert abkriegt. Fans der „Paradox-Saga“ von Rachel Bach (im Shop), die nach dem Abschlussband „Kommando“ eine neue Heldin suchen, werden sich bei Hail vermutlich recht wohl fühlen.

„Thronräuber“ beschert der aktuellen Science-Fiction im leichtherzigen, leicht wegzulesenden Segment eine weitere weibliche Perspektive und verbindet die Space Opera mit einem klassischen Prinzessinnen-Plot, der ohne stilistische Schlenker in die Weiten eines besiedelten Alls voller Menschen, Aliens und Konflikte übertragen wird. Der nächste Band „Sternenkrone“, in dem Hails Kampf um Indrana weitergeht, folgt im Sommer 2018 – im englischsprachigen Original startet nächsten Herbst außerdem bereits eine zweite Trilogie mit Wagers widerspenstiger Thronfolgerin, die im Herzen mehr Han Solo als Leia Organa ist.

K. B. Wagers: Thronräuber (Der Indrana-Krieg Bd. 1) • Aus dem Englischen von Kristof Kurz • Heyne, München 2017 • 480 Seiten • E-Book: 9,99 Euro (im Shop)

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