25. Dezember 2017 1 Likes

Das ist erst der Anfang

Warum Delfine vielleicht doch die schlauesten Lebewesen der Erde sind

Lesezeit: 5 min.

„Wir leben in sehr interessanten Zeiten.“ Wahre Worte, die zum ersten Mal 1936 von Sir Austen Chamberlain ausgesprochen wurden. Damals war dieser Satz natürlich noch etwas kontroverser. Doch auch heute, in unserer Welt der unbegrenzten Möglichkeiten, hat er nichts von seiner Gültigkeit verloren. Immerhin würden sich wahrscheinlich nicht einmal mehr unsere Großeltern in unserer Gegenwart zurechtfinden.

Wenn man an die großen wissenschaftlichen Errungenschaften des letzten Jahrhunderts denkt, ist man nicht nur verblüfft, sondern regelrecht perplex, welche Möglichkeiten sich uns Menschen bieten.

Michael Grumley
Michael Grumley

Heute ist eine direkte Kommunikation rund um den Globus möglich, unsere kleinen Handys sind um ein Vielfaches leistungsfähiger als die klobigen Computer unserer Kindheit, und Reisen die einst mehrere Monate in Anspruch nahmen, dauern heute nicht länger als einen Tag. Stellen Sie sich das einmal vor: Wir können einen Ozean zu überqueren, indem wir uns für ein paar Stunden in einen Sessel setzen! Und dabei halten wir das Wunder des Fliegens auch noch für völlig selbstverständlich.

Inzwischen gibt es kaum noch etwas, das nicht von der Wissenschaft verbessert und optimiert wurde. Von Computern und Fernsehgeräten über Filme, Musik, Nahrungsmittel und Autos - alles verändert sich ständig. Und dabei ist das erst der Anfang. Es gibt noch so vieles für uns zu entdecken!

Denken Sie nur an die Genom-Editierung – wir können Gene direkt in die DNA einspeisen. Das hätte sich vor fünfzig Jahren wohl niemand vorstellen können.

Und dann erst der Weltraum. Endlose Weiten, so groß, dass selbst die schlauesten Köpfe der Menschheit die Dimensionen nicht komplett erfassen können. Alleine in unserer Galaxis – der Milchstraße – gibt es Milliarden von Sternen. Eine Zahl, die unsere Vorstellungskraft schon beinahe übersteigt. Und jenseits der Milchstraße warten Milliarden von Galaxien und damit Billionen und Aberbillionen von Sternen. Um diese riesige Zahl zu veranschaulichen: Vor einer Billion Sekunden gab es auf der Erde kein einziges Schriftstück, die Pyramiden harrten noch ihrer Erbauung und Säbelzahntiger liefen frei herum.

Vor einer Billion Sekunden.

Um wirklich eine Vorstellung davon zu bekommen, mit welchen gewaltigen Dimensionen sich die Astrophysiker beschäftigen stellt man sich unsere Sonne am besten als Sandkorn vor. Ein winziges Sandkorn. Wussten Sie, dass es mehr Sterne in unserem Universum als Sandkörner auf der Erde gibt?

So faszinierend das auch ist, gewisse Dinge sind noch verblüffender. Und man muss noch nicht mal ins All reisen, um sie zu finden. Zum Beispiel hat man hier auf der Erde etwas entdeckt, das der Struktur des Universums ziemlich nahe kommt: Das neuronale Netz unseres Gehirns ähnelt von seiner unglaublichen Dichte her dem sogenannten „kosmischen Netz“ der Astronomen auf verblüffende Weise.

Und da wird es für mich erst so richtig interessant.

Lange dachte man, die Intelligenz eines Menschen stünde in einem direkten Verhältnis zur Größe seines Gehirns. Diese Theorie wurde erst mit dem Tod Albert Einsteins widerlegt. Wie sich herausstellte, war Einsteins Gehirn kleiner als das der meisten Menschen. Erst auf den zweiten Blick entdeckte man tatsächlich etwas Ungewöhnliches.

Einsteins Gehirn war zwar relativ klein, wies jedoch einen ungewöhnlich hohen Grad an „Faltung“ auf, die nicht nur dafür verantwortlich ist, dass dieses Organ sein charakteristisches Aussehen erhält, sie sorgt auch dafür, dass das menschliche Gehirn eine höhere Dichte aufweist als das vieler Tiere – und damit auch eine höhere neurale Kapazität.

Michael Grumley: BreakthroughDurch die Erforschung und Entschlüsselung des Erbguts verschiedener Tierarten wissen wir, dass sich alle Organismen auf unserem Planeten mehr oder weniger eine DNA teilen. Das menschliche Genom stimmt zu etwa 99,5 Prozent mit dem des Schimpansen und zu mehr als 98 Prozent mit dem des Gorillas überein. Aber wussten Sie auch, dass etwa 90 Prozent unserer Gene identisch mit denen einer gewöhnlichen Maus sind? Oder 50 Prozent mit denen einer Banane?

In Bezug auf dieses Phänomen lässt sich etwas Interessantes feststellen: Natürlich wissen wir seit Jahrzehnten, dass Menschen und Affen fortschrittliche Gehirne besitzen, und obwohl alle Lebewesen auf unserem Planeten etwas DNA gemeinsam haben, gibt es zwei Tierarten, die eine Menge Erbgut mit uns teilen. Sogar eine gewaltige Menge. So viel, dass ihre Gehirne eine überraschende Ähnlichkeit mit denen von Menschen und Primaten aufweisen.

Zum einen die Elefanten, deren Hirn in Bezug auf Größe, Form und Dichte dem unseren sehr gleicht. Zum anderen sind da die Delfine. Richtig gehört: Delfine. Das Gehirn der zweitintelligentesten Spezies auf Erden ist von dem des Menschen praktisch nicht zu unterscheiden. Größe und Form sind nahezu identisch, und die „Faltung“ übertrifft die des menschlichen Gehirns sogar.

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass die neuronale Dichte in einem Delfingehirn größer ist als die in einem Menschenhirn. Was nicht nur ihre geradezu unheimliche Intelligenz erklärt, sondern auch so fortschrittliche Fähigkeiten wie die Echolotung, die weitaus präziser funktioniert als unsere besten Sonargeräte.

Von ihrem Sinn für Humor und ihren komplexen sozialen Beziehungen ganz zu schweigen. Delfine wandern nicht nur in Gruppen von Hunderten oder Tausenden, sondern sogar zu Zehntausenden. Dieser hochentwickelte soziale Zusammenhalt wurde erst kürzlich entdeckt, ebenso wie die ganze Delfin-Forschung noch in den Kinderschuhen steckt.

Wenn die Theorie stimmt, dass Intelligenz teilweise von der Dichte oder „Faltung“ des Gehirns abhängt und die Gehirne von Delfinen die des Menschen in diesem Punkt übertreffen, müssen wir uns eine wichtige und provokante Frage stellen: Wozu sind Delfine wirklich fähig?

Ein faszinierender Gedanke, dem ich in meinem Roman „Breakthrough“ (im Shop) nachspüre. Was geht hinter den sanften Augen dieser uns so ähnlichen Tiere vor? Schließlich haben sie keine Arme oder Beine, um ihren kognitiven Fähigkeiten Ausdruck zu verleihen. Vielleicht ist es sogar möglich, dass sie etwas wissen, von dem wir keine Ahnung haben …
 

Michael Grumley arbeitet in der IT und lebt mit seiner Familie in Nordkalifornien. In seinem Roman „Breakthrough“, dem Auftakt zu einer atemberaubend spannenden Science-Fiction-Serie, geht er einem einzigartigen wissenschaftlichen Phänomen auf den Grund – der Sprache der Delfine.

Michael Grumley: „Breakthrough“ ∙ Roman ∙ Aus dem Amerikanischen von Wally Anker ∙ Wilhelm Heyne Verlag, München 2017 ∙ 384 Seiten ∙ Preis des E-Books € 9,99 (im Shop)

 

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