28. Januar 2018 2 Likes

Galaxee

Tiefsee-Crafting auf einem fremden Planeten? Das Survival-Adventure „Subnautica“ macht nicht nur das möglich

Lesezeit: 4 min.

Sich als eine Art Robinson Crusoe allein auf fremden Welten herumzutreiben und um sein Überleben zu kämpfen, gehörte schon immer zu den Standardsituationen zahlreicher Games. Was liegt schließlich eher in der Natur des Spiels, als sich in einer noch unerschlossenen Umgebung auszutoben, in und mit ihr neue Möglichkeiten zu entdecken und die eigene Figur ebenso weiter auszubauen wie den frisch erkundeten Raum? Diesem ureigenen Gameplay-Konzept gelingt es nun, mit Subnautica in ein angenehm unverbrauchtes Setting aus Sci-Fi und Unterwasserwelt buchstäblich einzutauchen. Nach gut fünf Jahren Entwicklungszeit ist das Survival-Adventure aus dem Hause Unknown Worlds (wie passend by the way) nun endlich final für PC und Xbox One erschienen (eine PS4-Version folgt). Und das sogar zum relativ kleinen Add-on-Preis, wenn man allein den Umfang des Games in Betracht zieht.

Nach einem dramatischen Absturz des Mutterschiffs finden wir uns in den Wrackteilen auf der Oberfläche eines fremden Planeten wieder. Fieserweise nicht nur von den Begleitumständen des Absturzes bedroht, fällt uns nach kurzer Zeit vor allem eines auf: der Planet scheint fast vollständig von Wasser bedeckt zu sein und nur wenig Landfläche zu bieten. Einfach auf der begrenzten Inselfläche in den Überresten des Schiffes auf Hilfe zu warten, ist daher schon bald keine Option mehr.

Dafür sorgt bereits die Biologie. Nahrung will schließlich aufgenommen werden und die ist in der Welt von Subnautica ebenso selbst herzustellen wie darauf zu achten, den Körper etwa in Sachen Flüssigkeitshaushalt in Schuss zu halten. Können wir aus einfachen Zutaten mittels Generator schon einige Leckerbissen zaubern, müssen wir langfristig abwägen, wie wir Mahlzeiten zubereiten, um beispielsweise deren Verderblichkeit zu senken oder Ressourcen möglichst effizient zu verwalten. Aber wie sieht es mit anderen Rohstoffen aus? Wie gewinne ich etwa Treibstoff für die Kapsel, bleibe vor Infektionen geschützt und wohin soll ich mich eigentlich begegben?

Doch das sind eigentlich schon relativ fortgeschrittene Gedanken, denn das Gameplay erfordert von uns zunächst erstmas, im wahrsten Sinne den Sprung ins Unbekannte zu wagen und sich in den unendlichen Weiten des Ozean-Planeten mit seiner Flora und Fauna auseinanderzusetzen. Zivilisation in Form von ausgewachsenen Städten mit ansprechbaren Bewohnern erwartet uns dabei übrigens nicht. Um uns in der Welt zurechtzufinden, sind wir in Ego-Perspektive mit einer Unterwasserkapsel oder auch mit unserem bloßen Körper unterwegs, wobei wir vor allem über das klasse Designkonzept einer Sci-Fi-Waterworld staunen dürfen.

Unser Ziel besteht zwar hauptsächlich im Überleben, doch Subnautica setzt vor diesem Hintergrund nicht erwartungsgemäß auf Action oder Kämpfe, sondern auf unseren Entdeckerdrang, den die Macher sehr geschickt über die locker 50 Stunden Spielzeit zu kitzeln verstehen. Eine Story ist zwar in Grundzügen vorhanden (etwa anhand einiger Leitfragen wie: Warum ist das Raumschiff gerade hier abgestürzt? Was ist mit den anderen Besatzungsmitgliedern passiert?), doch ein geradeliniges Storytelling fehlt ebenso wie viele Cutscenes. Subnautica begnügt sich damit, mithilfe seiner Umgebung, einigen Logs, PDAs und vor allem unserer Vorstellungskraft seine kleinen und größeren Dramen zu platzieren. 

Die eigentliche Qualität des Titels liegt aber ohnehin eher in der Inszenierung der Spielwelt und ihrer Möglichkeiten. So erleben wir im Grunde eine echte Evolutionsgeschichte, da wir mit unserer Figur zunächst nur einfache Werkzeuge herstellen können, es jedoch schon bald daran geht, den eigenen Tauchanzug zu optimieren oder später sogar eigene U-Boote und eine Unterwasser-Station zu bauen. Das geht - wie angedeutet - nur über die Erweiterung der Ressourcenpalette und das wiederum erfordert ein möglichst mutiges Erforschen des Ozeans. Um unseren Adrenalinpegel dabei immer wieder mal ordentlich nach oben zu treiben, erwarten uns verschiedene Fressfeinde, denen wir speziell zu Beginn nur mit viel Geschick entkommen können.

Auch hier hängt unsere Wehrhaftigkeit maßgeblich von unserem Entwicklungsfortschritt ab, sodass Subnautica gerade anfangs schwieriger ist als im späteren Verlauf der Kampagne. Wenn wir erstmal soweit sind, aus jeder Art von Schrott hochwertige Materialien zu gewinnen, mit denen wir wiederum unsere Geräte für alle elementaren und weniger elementaren Bedürfnisse weiter aufrüsten können, fühlen wir uns trotz latenter Bedrohung durch potenziell unmittelbar bevorstehende Riesenfischattacken durchaus mächtig und gar nicht mehr wie ein kleiner Robinson. 

Ein paar macken fallen naturgemäß dann doch auf: Die lange Entwicklungszeit ist dem Titel leider im negativen Sinne anzusehen. Zwar stimmen Atmosphäre und Präsentation gleichermaßen, doch gerade die Texturen und das ständige Nachladen von Objekten hinterlassen rein technisch keinen runden Gesamteindruck. Darüber hinweg helfen allerdings die liebevoll gestalteten Wesen oder eine sehr stimmige Lichtsetzung, die im Zusammenspiel mit den Farben oft markante Akzente setzt.

Aber viel wichtiger: Selbst nach mehreren Stunden beschleicht uns nicht das Gefühl, schon im Ansatz alles gesehen zu haben und das Gameplay lockt immer wieder mit kleinen, versteckten Wegen und Hinweisen, denen wir nachgehen sollten - es lohnt sich eigentlich immer, Neues auszuprobieren und dafür mit frischen Items,Techniken oder Effekten versorgt zu werden, die wir wiederum reinvestieren können. Dass in diesem Balanceakt aus Erforschen, Craften und Überleben kaum Leerlauf entsteht und es stets etwas zu tun gibt, wir aber trotz fehlender Daueranleitung nur zu Beginn (passenderweise) phasewnweise das Gefühl der Überforderung spüren, sollte ebenfalls unbedingt als große Leistung der Entwickler hervorgehoben werden. 

Fazit

Stimmungsvolles Unterwasser-Setting mit motivierendem Crafting-System und knackigen Survival-Elementen - so ließe sich Subnautica kurz und knapp beschreiben, ohne damit nur ansatzweise die vielen kleinen Qualitäten des Titels innerhalb seiner Spielmechanik auch nur angerissen zu haben. Der Titel mag weder einen Technikpreis gewinnen noch Fans fordernder Action hinter dem Ofen hervorlocken. Doch wer sich für eine ungemein fesselnde Erfahrung mit Gameplay-Tiefgang interessiert, ist in der Welt von Subnautica genau richtig.

Subnautica  • Unknown Worlds • Survival-Adventure

Abb. © Unknown Worlds

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