7. Juni 2018 3 Likes

King of the (Zombie-)Road

Die humorige Zombie-Apokalypse „Death Road to Canada“ gibt es nun auch für Konsole

Lesezeit: 4 min.

Böse Zungen behaupten ja, dass Florida als bevorzugtes Renterparadies der USA schon per se etwas von einer Zombie-Apokalypse hätte, aber diese Zungen dürften in der Flut an Untoten, die das launige Death Road to Canada so auf einen loshetzt auch nicht lange überleben - wie alle anderen ebenso, die sich nicht mit flinken Fingern, ein wenig Taktikgespür und einer Prise Fortune in dieses Abenteuer wagen. Bereits vor rund zwei Jahren für IOS und Android erschienen, dürfen sich seit ein paar Wochen nun auch Konsoleros auf PS4, Xbox One und Switch in den Pixel-Überlebenskampf stürzen. Und wer das noch nicht ins Auge gefasst hat, sollte sich diesen Spaß auf jeden Fall näher ansehen.

Wie der Titel bereits überdeutlich ankündigt, besteht unser Ziel darin, das scheinbar zombiefreie Kanada möglichst unbeschadet zu erreichen. Dazu schnappen wir uns nach einem kurzen Tutorial inklusive Feinanpassung unserer Hauptfigur mittels Editor einen Wagen und starten (automatisch) einen Roadtrip der ungewöhnlicheren Sorte. Wer Details über den Ausbruch oder das Ausmaß der Zombifizierung erfahren will, ist bei Death Road to Canada an der falschen Adresse, denn das Gameplay kommt mit seinem knackigen Mix aus (Text-)Adventure, Rollenspiel, Action, Erkundung, Item-Sammeln und manchmal gepflegtem Abhauen auch ohne viel Storyblubbern bestens zurecht.

Der Clou dabei: Auf unserer Fahrt in den Norden generiert das System bei jedem Durchlauf neue Charaktere und vor allem Missionen, die wir wahlweise annehmen oder ablehnen können. Jede Aufgabe besteht darin, ein bestimmtes Gebiet zwischen Einkaufszentrum, Parkplatz, Behörde oder Schule nach Gegenständen abzusuchen, um so die Gruppe sowie das eigene Transportmittel am Laufen zu halten. Zu oft sollte man daher nicht der Gefahr entsagen, aber wer sich ein wenig mit den Gefechten gegen gerne hunderte von Zombies (ohne viele länger haltenbare Argumentationsverstärker) auseinandergesetzt hat, weiß um die Notwendigkeit, auch mal dankend weiterzufahren. Aber vorsicht: Ohne Bezin geht es bald nur per pedes weiter und man wird ein leichtes Ziel für Banditen. 

Der 8-Bit-Grafikstil trägt dabei ebenso zum humorigen Flair bei wie die teils urkomischen Dialoge und Situationen, die uns das Gameplay vorsetzt. Denn wir treffen immer wieder neue Figuren (und verlieren naturgemäß alte), die wir mittels simpler Dialogfunktion anheuern, besänftigen, provozieren oder einfach nur veräppeln können, ohne stets genau vorhersagen zu können, ob uns das den ein oder anderen verbesserten Statuswert oder vielleicht doch eher Probleme bringt. Die Charaktere verfügen über verschiedene Stärken und Schwächen und steuern sich im Einzelspieler-Modus halbwegs intelligent selbst. Speziell die Figurenwerte sollte man stets im Hinterkopf haben, denn Faktoren wie etwa der graduelle Erschöpfungszustand wirken sich beim Umgang mit den vielen unterschiedlichen Waffen zwischen Baseballschläger, Schaufel oder Schießeisen entsprechend aus. 

Da wir etwa neben unserer körperlichen Verfassung unsere Psyche im Auge behalten müssen, sind unsere Reaktionen auch nicht zu trivial und fügen sich so dank eines zumindest anfangs vielfältigen Entscheidungsspielraums wunderbar in das hektische Überleben in den Zombie-Arealen ein. Gerade via integriertem Couch-Koop darf man sich auch zu zweit versuchen, wobei der Schwierigkeitsgrad selbst dann nicht nachlässt. 

In den Kämpfen ist es eigentlich wie in jedem Zombie-Setting: Wenige Zombies sind kaum ein Problem, aber lässt man sich in eine Ecke drängen oder unterschätzt trotz herumstehender Wurfobjekte die Lage, droht schnell der permanente Pixeltod und es geht mit einer anderen Spielfigur weiter (wobei das manchmal heißen kann, sich beispielsweise sogar als Hund buchstäblich aus der Gefahrenzone herausbeißen zu müssen). Alles begleitet von einem flockigen Soundtrack, der zum witzigen Charme der Retro-Schnetzelei passt wie der Faulgeruch zum Untoten.

Fazit

Auch auf Konsole sorgt der Zombie-Mix dank gut verschränkter Gameplay-Elemente für knackig kurzweilige Unterhaltung, wobei Death Road to Canada trotz eindeutiger Grafikreferenzen nicht nur Retrofans anspricht. Denn die selbstgenerierten Szenarien fallen insgesamt sehr fordernd aus und verlangen stets eine gesunde Selbsteinschätzung, ob wir weitere Risiken eingehen oder uns nicht vielleicht doch schnellstens verkrümeln sollten. Naturgemäß fällt allerdings schon beim zweiten Durchlauf auf, dass die Macher nur aus einer letztlich überschaubaren Anzahl an Bausteinen schöpfen, um speziell bei den Missionen Abwechslung vorzugaukeln wo nur beschränkt eine ist.  

Wer allerdings ein bisschen Frustresistenz mitbringt, humorige Textdialoge schätzt und sich auf ein etwas anderes Zombie-Game abseits all der bierernsten anderen Vertreter mit Untoten-Thematik einlassen will, bekommt hier zum günstigen Preis (ca. 15 Euro) einen kleinen Hit. 

Death Road to Canada • Rocketcat Games/Ukiyo Publishing • Arcade-Survival-RPG

Abb. © Rocketcat Games/Ukiyo Publishing

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