11. August 2018 2 Likes

Music to your Hands

Das grandiose „Just Shapes and Beats“ rockt PC und Switch ordentlich durch

Lesezeit: 4 min.

Es kommt nicht gerade häufig vor, dass man gleich zu Beginn eines Textes gleich dessen Ungenügen einräumen muss. Aber im Fall des Indie-Games Just Shapes and Beats von Berzerk Studio (für PC und Switch erschienen) kommt man daran nicht vorbei. Daher: Bitte lassen Sie sich nicht von den leider eher lahmen (Presse-)Screenshots in diesem Artikel beirren oder im schlimmsten Fall gar davon abschrecken, sich Just Shapes and Beats im Bewegtbild genauer anzusehen.

Zumindest dann, wenn Sie Interesse an einem kleinen, manchmal richtig harten, aber ungemein motivierenden Geschicklichkeitstest mit starkem Musikeinschlag auch auf Seiten des Gameplays haben. Das Problem der Screenshots liegt in ihrer Statik, denn sie geben nicht mal im Ansatz wieder, wie flink uns die Macher von einer Situation zur nächsten treiben, während sich die Spielwelt um uns herum permanent verändert - und zwar faszinierenderweise ganz im Takt der Soundtrack-Beats. 

Das eingängige wie ungewöhnliche Prinzip ist schnell erklärt: Es handelt sich hier um eine Art Weltraum-Shooter klasischer 8- bzw. 16-Bit-Prägung, in dem man als kleines geometrisches Objekt Angriffen innerhalb einer 2D-Ebene ausweichen muss. Was fehlt dabei? Kurioserweise tatsächlich das Schießen! Selbst in den mehrfach vorhandenen Bossfights geht es darum, den Attacken so lange auszuweichen, bis ein bestimmter Song vorbei ist und man somit als Sieger aus dem Duell hervorgeht.

Ob Wellen, Spirale, Blöcke, Kreisel, Hürden oder Kreissägen - alles Mögliche wird zu schmissigen Techno- oder Dubstep-Beats aus einer pinken Masse vor schwarzem Hintergrund geformt, um unser Pseudo-Schiffchen anzugreifen. Selbst im modulierbar leichteren Schwierigkeitsgrad wird man nach wenigen Treffen pulverisiert und zum letzten Checkpoint rückversetzt. Genau auf den Takt hören, ist daher absolut Trumpf. Wer nämlich die Strukturen der Tracks durchschaut und folglich antizipiert, kann den sich andeutenden Gefahren leichter ausweichen. 

Im Gegensatz zu vielen anderen Geschlicklichkeitsgames, die auf Musik als zentrales Gameplay-Element bauen, müssen wir aber nicht selbst mit unserem Avatar ein eigenes Rhythmusgefühl entwickeln oder Melodien in übersetzten Tastaturphrasierungen nachdrücken. Als kleines Zusatzfeature steht uns ein leicht ausführbarer Ausweich-Dash zur Verfügung, der uns sogar kurz unverwundbar macht. Mehr braucht es nicht. Alles also ganz simpel und daher auch so extrem eingängig. 

Ebenfalls angenehm: Just Shapes and Beats lässt sich auch lokal oder online mit bis zu vier Spielern gleichzeitig angehen, wobei sich Mitspieler sogar gegenseitig innerhalb eines knappen Zeitfensters wiederbeleben lassen und so trotz mancher Unübersichtlichkeit bei vier herumwuselnden Kleinobjekten der Schwierigkeitsgrad leicht sinkt. Generell verliert der Titel aber nichts an seiner knackigen Anforderung, wobei sich selbst zunächst unfair anmutende Situation mit etwas Übung meistern lassen. 

Das Design fällt wie bei den meisten Games aus der Indie-Sparte zwar technisch reduziert, aber dank klug durchgezogenem Konzept nie langweilig aus. Der schwarz-pinke Grundton bleibt konstant erhalten über die eher geringe Gesamtspielzeit, allerdings haben die Entwickler dank kleiner Begegnungen mit freundlichen Helfern wie einem süßen Helikopter für zusätzliche Abwechslung gesorgt und auch aufgrund der manchmal bildschirmfüllenden Bossgegner kommt keine Monotonie auf.

Langeweile wird dazu mit weiteren Spielmodi ein Riegel vorgeschoben, sodass man beispielsweise eine eigene Playlist aus bereits absolvierten Songs inklusive entsprechender Level-Abschnitte basteln kann, um an den eigenen Manövrierfähigkeiten zu feilen. Für Elektrofreunde ist der Soundtrack dabei selbst ohne das Game ein echtes Highlight und deshalb konsequenterweise separat erhältlich. 

Fazit

Genau drin, was draufsteht: In Just Shapes and Beats (zum kleinen Indie-Preis für PC und Switch verfügbar) stecken zwar keine ausgefeilt komplexen Skill-Mechaniken, aber eben eine toll umgesetzte und in sich konsequente Idee. Wer auf Technosound steht und sich mit dem Design anfreunden kann, erhält eines der schnellsten und motivierendsten Geschicklichkeitsgames der letzten Jahre, bei dem genaues Zuhören und schnelle Ausweichreaktionen gefordert sind. Wer nicht genau versteht, was das konkret bedeutet, sollte unbedingt den Trailer unten anschauen.

Ein in diesem Kontext gar nicht mal so unwichtiger Fakt, sollte hier zumindest noch am Rande erwähnt sein: Gerade Nintendos Switch-Konsole hat sich in den letzten Monaten mit einer immensen Zahl an Indie-Veröffentlichungen auch in dieser Hinsicht richtig gemausert. Zwar ist Just Shapes and Beats nun kein Kaufgrund für die Konsole, aber es bleibt zu hoffen, dass Nintendo diesen positiven Trend für Entwickler und Konsumenten weiter befeuert und so noch mehr leider viel zu wenig (oder auch von uns leider erst sehr spät) beachteten Games wie eben Just Shapes and Beats auch auf Konsole eine Bühne bietet.

Just Shapes and Beats • Berzerk Studio • Geschicklichkeit

Abb. © Berzerk Studio

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