Kontrast fürs Hirn
Der stimmungsvolle Sci-Fi-Puzzler „Shift Quantum“
Versucht man sich in einem ersten Schritt an die Qualitäten des Puzzle-Plattformers Shift Quantum (erhältlich für PS4, Xbox One, PC und Switch) heranzutasten, fällt einem auf, dass es wie bei den meisten Vertretern dieses Genres gar nicht so einfach ist, deren Zauber genau in Worte zu fassen. Fangen wir daher vielleicht mal so an: Shift Quantum besticht mit einem sehr markanten, angenehm eigenständigen S/W-Look, der sich durch seine starke Kontrastierung auszeichnet. Anders als andere Titel mit ähnlichem Design (wie z.B. Limbo) macht Shift Quantum diese farbliche Binarität aber sogar zu seinem wesentlichsten Gameplay-Kern und belässt es nicht bei rein ästhetischen Spielereien. Aber dazu gleich mehr.
Ein weiterer Aspekt, der sofort ins Auge fällt, ist das dystopische Setting. Das Game suggeriert uns, dass es sich hier um ein besonders immersives (Meta-)Spielprogramnm handelt (man fühlt sich fast an den Animus bei Assassin´s Creed erinnert), mit dessen Hilfe wir unser Gehirn so stimulieren, dass Glücksgefühle garantiert sind. Dazu müssen wir der freundlichen Programm-Stimme nur drei pseudo-psychologische Selbsteinschätzungsfragen über uns beantworten (deren Auswirkungen uns aber auch nach mehreren Spielstunden nicht ganz klar werden) und schon geht es ohne lange Ladezeiten zwischen den Arealen ab in einen sich tatsächlich schnell einstellenden Puzzle-Flow.
Dazu bewegen wir einen männlichen Avatar durch fest abgesteckte Einzelareale, in denen wir von einem bestimmten Startpunkt aus einen Weg zum Ausgang finden müssen. Das Problem dabei: Dieser ist durch Abgründe, Wände oder später auch weitere Hindernisse wie tödlichen Stacheln versperrt und oft zunächst gar nicht auszumachen. Der spielmechanische Witz an der Suche nach dem richtigen Weg besteht nun allerdings genau in den bereits angesprochenen S/W-Kontrasten.
Denn via Tastendruck kann unser kletternder, springender und schiebender Held auch alles, was im Raum schwarz ist, plötzlich in weiß quasi umkehren und so aus Hindernissen Lücken und aus Lücken feste Hindernisse generieren. Klingt komisch, aber erschließt sich sofort, wenn man das Game - zum Beispiel via eingebettetem Trailer unten - ein paar Sekunden in Bewegung gesehen hat.
Das Beste an diesem Prinzip ist die Eingängigkeit. Dank guter Steuerung und schneller Shift-Funktion kann man in den Rätselräumen leicht herumprobieren, wie man es zur Exit-Tür schaffen kann. Das ist oft nicht zu komplex und daher gerade für nicht so geübte Freizeit-Puzzler angenehm. Vor allem die sehr kurzen Ladezeiten leisten dem Spielspaß besonders viel Vorschub und für Langzeitmotivation ist neben der ohnehin sehr ordentlichen Spielzeit von mehreren Stunden mithilfe eines Stage-Editors gesorgt, mit dem man seine Eigenkreationen mit anderen Spielern teilen und wiederum auch deren Räume durchrätseln kann.
Die Inszenierung präsentiert sich generell auf gutem Niveau, wobei leider die bereits angesprochenen Story-Perspektiven mithilfe des Programm-Ansatzes sowie zusätzlich der anskizzierten dystopischen Stadt (und sogar einem Mädchen mit Schal) nicht wirklich ausgereizt werden und fast schon aufgesetzt bis unnötig wirken. Aber allein der Stil macht trotz dieser kleinen Einschränkung einfach was her.
Fazit
Wer einen atmosphärischen, einsteigerfreundlichen und mit ungewöhnlichem Prinzip funktionierenden Puzzle-Titel sucht, ist bei Shift Quantum für PS4, Xbox One, PC und Switch genau richtig. Zwar werden nicht alle angedeuteten (Story-)Facetten konsequent ausbuchstabiert und echte Knobelmeister, die gerne lange tüfteln, werden eher unterfordert, doch gerade die Zugänglichkeit ist speziell für Gelegenheitsspieler ein echtes Pfund. Außerdem haben die Macher von Axom Vertigo mit einem Level-Editor und dem schicken Artdesign genug weitere Pluspunkte auf ihrer Seite, damit Shift Quantum Rätsel-Fans wärmstens ans Herz gelegt werden kann.
Shift Quantum • Axon Vertigo • Puzzle-Game/Plattformer
Abb. © Axon Vertigo
Kommentare