„Recompile“: Hack, fight and explore
Angespielt: Ein stylisches Action-Adventure mit Cyberspace-Setting
Eines kann man über das jüngste Werk der englischen Entwickler des kleinen Studios Phigames gleich vorneweg sagen – es sieht trotz geringem Budget richtig gut aus. In Recompile (seit August für PC, PS5 und Xbox Series X digital zum Preis von rund 20 Euro verfügbar) übernehmen wir in klassischer Third-Person-Sicht die Kontrolle über ein Programm, das sich in bester Tron-Manier gegen seine Löschung wehrt. Dazu durchkämt es eine weitläufige Metroidvania-Welt, in der es nur dann ein Weiterkommen gibt, wenn wir bestimmte Fähigkeiten erlangen, Feinde mittels Schusswaffe erlegen und so zuvor unerreichbare Gebiete erforschen. Dazu ist unser humanoid aussehender Avatar recht agil unterwegs, sodass sich Recompile stellenweise fast schon wie ein Jump&Run anfühlt. Dem entgegen stehen allerdings die anspruchsvollen Schusswechsel gegen teils imposante wie taktisch fordernde Bossgegner (neben den eher wenigen Standardgegnern), die oft einiges an Können erfordern, ehe sie in ihre Pixel zerlegt sind.
Daneben warten zusätzlich Hacker-Aufgaben, die das audiovisuell sehr stimmungsvoll inszenierte, stets abstrakt gehaltenen Geschehen mit seinen schon farblich und in Sachen Lichteffekten äußerst markant unterteilten Gebieten abwechslungsreich halten. Wenn man sich flink durch die weitläufige Welt dasht, hüpft und schießt, kommt schnell die Entdeckerlust auf, ehe der nächste Obermotz zum Duell ruft. Leider haben die Macher jedoch die Spielerführung durch ihre Welt vernachlässigt. Viel zu oft weiß man nicht genau, wo es eigentlich weitergeht, und die Karte liefert dabei kaum relevante (oder nachvollziehbare) Unterstützung.
Ebenso stiefmütterlich wurde die Story behandelt. Die hätte nämlich dank einiger interessanter Themen wie Maschinenbewusstsein oder Determinismus durchaus ihren Charme, würde sie nicht bloß in faden Textblöcken „erzählt“ werden, die dazu noch mühsam gefunden werden müssen. Die Steuerung geht dagegen via Pad (wie spielten auf PC) gut von der Hand und bis auf die zu dunkle Grafik (Stichwort Übersichtlichkeit) traten in den 3 Stunden unserer Anspielseason keine Probleme auf.
Insgesamt hinterlässt Recompile den Eindruck, als wäre hier mit etwas mehr Feinschliff deutlich mehr drin gewesen. Das Balancing hätte speziell bei den Kämpfen in Richtung Einfachheit reguliert werden müssen, die schlechte Orientierung frustriert zuweilen und auch so manch erworbene Fähigkeit wirkt fast marginal. Auf der Habenseite verorten wir allerdings die überzeugende Tron-Atmosphäre und das abwechslungsreiche wie zugängliche Gameplay aus Action, Erkundung und Rätseleinlagen. Fans des Metroidvania-Prinzips mit leichter Frustresistenz sollten Recompile trotz der Kritikpunkte also auf jeden Fall eine Chance geben.
Recompile • Phigames • Action-Adventure • PS5/Xbox Series X/PC
Abb. © Dear Villagers
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