26. September 2018 2 Likes

Elf Raumfahrer müsst ihr sein

Die Ausstellung „40 Jahre Deutsche im Weltraum“ im Technikmuseum Berlin

Lesezeit: 3 min.

Vor 50 Jahren betrat zum ersten Mal ein Mensch den Mond, zehn Jahre später begann die Geschichte der deutschen Raumfahrt, die 1978 noch die Geschichte zweier Länder war: Sigmund Jähn war es 1978, der als erster Ostdeutscher ins All flog, erst fünf Jahre später folgte mit Ulf Merbold der erste Westdeutsche, der ironischerweise allerdings in Thüringen geboren war.

Diese beiden und die neun anderen Deutschen, die bislang im All waren, stehen im Mittelpunkt einer kleinen Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin, die allerlei Fundstücke rund um die Raumfahrer und ihre Missionen zeigt. Vor allem praktische Dinge findet man hier, denn Persönliches konnten die Raumfahrer kaum mit ins All nehmen, aus Platzmangel, aber auch aus finanziellen Gründen: Rund 10.000 Euro kostet der Transport von einem Kilogramm von der Erde ins All, vielleicht nahm Reinhold Ewald deswegen eine Stofffigur mit. Dem Pionier Sigmund Jähn gelang es sogar, einen Wimpel seines Heimatvereins Carl Zeiss Jena ins All zu schmuggeln, der nun ebenso zu sehen ist, wie zahlreiche Wappen und Kleidungsstücke, die durch den Weltraum quasi geadelt wurden.

Aber auch Nützliches ist zu sehen, vom speziellem Gepäck, über einen rückschlagfreien Hammer, bis hin zu einer sehr praktisch wirkenden Einhandzange. Der Vergleich zwischen Objekten aus den 80er Jahren und der Gegenwart deutet dabei die technologische Entwicklung an: Während etwa die Funkgeräte, die in den 80er Jahren benutzt wurden heute wohl kein Kind mehr zum spielen anfassen würde, wirken etwa die aktuellen Schlafsäcke der Astronauten tatsächlich ein wenig futuristisch.


Dieses Stück der Berliner Mauer flog 1993 mit der deutschen Spacelab Mission „D-2“ mit den Astronauten Ulrich Walter und Hans Schlegel ins Weltall. Abb.: SDTB / Foto: Clemens Kirchner

Besonders eindrücklich zeigt sich die Entwicklung jedoch bei einem auch im Weltraum besonders wichtigen Thema: der Nahrung. Wirken die Produkte aus den 80er Jahren noch wie kaum mehr als luftdicht eingeschweißte Pasten, die wenig appetitlich aussehen, wird den Raumfahrern inzwischen deutlich mehr geboten. Schon 1992 konnte eine Dose mit der Aufschrift „Lufthansa Party Service“ auf der MIR geöffnet werden, in der Gegenwart reicht die Auswahl von Rindfleisch mit Curry, über getrocknete Quitten bis hin zum Honigkuchen. Und nach erfolgreich ausgeführten Experimenten oder Weltraumspaziergängen gönnt man sich im All offenbar auch gern eine Dose Kaviar!

Solche Köstlichkeiten dürften auch nötig sein, um die immer länger werdenden Aufenthalte im All bzw. auf der Internationalen Raumstation ISS angenehmer zu gestalten. War Sigmund Jähn 1978 kaum acht Tage im All, verbrachte Thomas Reiter während seiner zwei Missionen 350 Tage in der Schwerelosigkeit, momentan noch deutscher Rekord, der Ende des Jahres von Alexander Gerst gebrochen werden wird, der sich aktuell als Kommandant der ISS im All befindet. Als einziger Deutscher flog übrigens Ulf Merbold gleich drei Mal ins All, als erster auch sowohl mit dem amerikanischen Space Shuttle, als auch mit der russischen Sojus-Rakete.

Bei insgesamt gut 560 Raumfahrern aus 40 Ländern mag Deutschland nur eine Nebenrolle im Weltraum spielen, einen spannenden Einblick in das Wagnis Raumfahrt liefert die Ausstellungen mit ihren vielfältigen Exponaten jedoch unbedingt.

Abb. ganz oben: Alexander Gerst während seines ersten Außenbordeinsatzes; DLR / ESA

Deutsches Technikmuseum Berlin; Ausstellung läuft bis zum 30. Dezember 2018.


Blick in die Ausstellung; Abb.: SDTB / Foto: Uwe Steinert

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