Spielberg-Hommage für Kinder
Der schöne, italienische Kinderfilm „Tito, der Professor und die Aliens“ blickt in die Sterne
Schon in der ersten Szenen von Paolo Randis „Tito, der Professor und die Aliens“ schrumpft der Bildausschnitt zusammen, vom majestätisch breiten Scope-Format zum kleinen, eckigen 4:3 TV-Format. Eine dementsprechend kleine, auch kindliche Geschichte erwartet man dadurch und wird lange Zeit auch bestätigt. Wie selbstgemacht wirkt der Wohnort des Professors, der seit Jahren in der Nähe der legendären Area 51 haust und an einer verrückten Idee arbeitet: Mittels gigantischer Teleskope will er in den Weltraum lauschen, um Signale von Außerirdischen wahrzunehmen.
Mit der normalen Welt hat der Professor natürlich wenig am Hut, zumal die normale Welt in dieser Region ohnehin nicht besonders normal ist. Die vielfältigen Gerüchte um Area 51 haben allerlei merkwürdige Gestalten angezogen, die vor allem auf die Ankunft von Außerirdischen zu warten scheinen. Und zu allem Überdruss bekommt der Professor auch noch eine Videokassette seines gerade verstorbenen Bruders geschickt: Er soll auf seine Enkel Tito und Anita aufpassen, die ganz eigene Vorstellungen von Amerika haben. Anita träumt vom glitzernden Leben in Las Vegas, während Tito alle Steven Spielberg-Filme gesehen zu haben scheint und mit der Hilfe seines Onkels Kontakt zum verstorbenen Vater aufnehmen will.
Nicht nur der abwesende Vater ist ein typisches Spielberg-Motiv, mit dem die Italienerin Paola Randi in ihrem zweiten Film spielt. Die Suche nach Kontakt mit dem Außerirdischen zieht sich als Metapher durch „Tito, der Professor und die Aliens“, der auf phantasievolle Weise von Trauer, Verlust, aber auch Hoffnung erzählt. Einmal möchte Tito noch mit seinem Vater sprechen, sich richtig verabschieden, eine Hoffnung, die der Onkel, der genialische Professor, erfüllen soll. Ob der nur Wolkengebilden nachhängt oder tatsächlich ein Genie ist bleibt lange offen. Zumal die Gerätschaften des Professors eher an aus Ersatzteilen zusammengestoppelte Improvisationen erinnert.
Und auch Randis Film haftet lange etwas angenehm improvisiertes an, ist eher von Low-Fi-Ästhetik geprägt, als vom Hi-Tech gewöhnlicher Science-Fiction-Filme. Umso überraschender dann, wenn sich in der letzten halben Stunde das Bildfenster wieder verengt und zum Scope-Format zurückkehrt. Nicht mehr ins innere der Figuren ist der Blick nun gerichtet, sondern tatsächlich in die Tiefen des Weltalls, wo vielleicht die Seelen aller Verstorbener schweben und auf Kontakt warten. Eine erstaunliche Hommage an Spielberg-Motive entwickelt sich nun, vor allem an die „Unheimliche Begegnung der Dritten Art.“ Doch auch hier, wenn große Bilder und bombastische Musik überwältigen, verliert Randi nicht den Kern ihrer Geschichte aus den Augen: Den kindlichen Blick Titos auf die Welt, der langsame Prozess des Akzeptierens, das sein Vater gestorben ist und nur noch in seinen Gedanken existiert.
„Tito, der Professor und die Aliens“ startet am 28. März 2019 im Kino.
Tito, der Professor und die Aliens • Italien 2017 • Regie: Paola Randi • Darsteller: Valerio Mastandrea, Clémence Poésy, Luca Esposito, Chiara Stella Riccio
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