Lift Off!
Die spektakuläre Dokumentation „Apollo 11“ zeigt die Mondlandung in tatsächlich nie gesehenen Bildern
In wenigen Tagen jährt sich der Tag, an dem die Menschheit außerirdischen Boden betrat zum 50. Mal. Man sollte meinen, dass zur Apollo 11-Mission, zur Landung des Adlers, zum kleinen Schritt Neil Armstrongs und allem, was sonst damit zu tun hat längst alles gesagt und gesehen wurde. Doch dem ist nicht so, wie Todd Douglas Miller in seiner spektakulären, immersiven Dokumentation, die den passend schlichten Titel „Apollo 11“ trägt, zeigt.
In den 93 Minuten seines Films tut Miller nichts anderes, als das vor, während und danach der Apollo 11-Mission nachzuzeichnen, er erzählt also eine Geschichte, die jeder kennt, zumindest in den losen Eckdaten. Das beeindruckende ist also nicht das was Miller erzählt, sondern das wie. Denn er zeichnet die Mission ausschließlich mittels Dokumentarfilmmaterial nach, verzichtet vollständig auf eingeblendete Talking Heads, auf einordnende Bemerkungen oder sich erinnernde Teilnehmer.
Ein bemerkenswerter Sog entsteht dadurch, beginnend an den Tagen vor dem Start der gigantischen Saturn-Rakete in Cape Canaveral in Florida, über die bangen Tage des Fluges zum Mond, schließlich die Landung, der Rückflug, das bergen der Landekapsel im Atlantik und die anschließende Quarantäne der Astronauten. Manche der Bilder hat man schon gesehen, der Start der Rakete etwa, wenn in Sekunden zehntausende Liter Treibstoff verbrannt werden, um eine tonnenschwere Konstruktion in scheinbar zeitlupenhafter Geschwindigkeit ins All zu befördern. Manche Bilder dürften nur Experten kennen, die im Lauf der Jahre möglichst alles, was mit der Mission zu tun hat, aufgesogen haben. Doch viele Bilder sind tatsächlich vollkommen neu, vor allem etliche in 70mm gedrehte Aufnahmen, die von den Ereignissen in Cape Canaveral gedreht wurden und die seitdem im Archiv verstaubten.
Tausende Stunden Bild- und Tonmaterial sichteten Miller und sein Team, digitalisierten und restaurierten es und formten daraus eine Dokumentation, die zeigt, was man weiß und kennt und dennoch in jedem Moment fasziniert. Gerade wenn man „Apollo 11“ in einem IMAX-Kino sieht vermittelt sich der geradezu unwirkliche Wagemut einer Mission, die auch 50 Jahre später heroisch wirkt. Was hätte nicht alles schief gehen, welche Katastrophe hätte vor den Augen der Weltöffentlichkeit passieren können?
Gerade heute, da immer neue Krisen die Menschheit bedrohen, der Klimawandel unaufhaltsam scheint, Demokratien wanken, mutet die Mondlandung wie ein Ereignis an, dass die Menschheit für ein paar Tage vereinte. „Am ersten Tag deutete jeder von uns auf sein Land. Am dritten Tag zeigte jeder auf seinen Kontinent. Ab dem fünften Tag sahen wir nur noch die Erde als den einen, ganzen Planeten“ heißt es im berühmten Bildband „Der Heimatplanet“, der Ende der 80er Jahre erschien und den Blick auf die Erde veränderte. Das „Apollo 11“ einen ähnlichen Effekt erzielt wäre wünschenswert. So oder so: Spektakulärere Bilder der Mondlandung gab es noch nie zu sehen.
„Apollo 11“ startet am 7. Juli im Kino.
Apollo 11 • USA 2019 • Regie: Todd Douglas Miller
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