2. Oktober 2019 1 Likes

Die Fehler der Vergangenheit

„In the Shadow of the Moon“ - Jim Mickles Netflix-Original

Lesezeit: 2 min.

Seit ein paar Tagen kann man auf Netflix „In the Shadow of the Moon“ sehen, der allein schon deshalb auf dem Zettel stand, weil der Film von Jim Mickle inszeniert wurde. Der hat zuvor u.a. die Vampirapokalypse „Stake Land“ (2010) und den Kannibalenstreifen „We Are What We Are“ (2013) auf die Leinwand gebracht, und etwas scheint ihn zu Joe Lansdale hinzuziehen, adaptierte er doch „Cold in July“ (2014) fürs Kino und „Hap and Leonard“ (2017-2018) fürs Fernsehen.

In the Shadow of the Moon“ beginnt eigentlich vielversprechend. 1988 interessiert sich der ehrgeizige Polizeibeamte Locke (Boyd Holbrook) für eine bizarre Serie von Todesfällen, die sich zeitgleich ereignet haben. Den Opfern wurde quasi das Hirn verflüssigt – eine eklige Sauerei. Locke überschreitet seine Kompetenzen bei Weitem, aber er ist schnell auf der richtigen Spur. Gesehen wurde eine schwarze Frau im blauen Hoodie (Cleopatra Coleman) und wie durch Zufall taucht sie im Verlauf der Fahndung vor seinem Streifenwagen auf …

Diese erste halbe Stunde lohnt. Mickle inszeniert die Hatz gekonnt und mit Druck, vergisst aber auch seine Figuren nicht. Dann kommt der „Twist“. Denn eigentlich ist der Fall trotz einiger Seltsamkeiten abgehakt. Aber neun Jahre später, 1997, taucht die Täterin wieder auf und schlägt erneut zu. Da ist Locke längst Detective und nimmt die Fährte wieder auf. Schnell hält man ihn für irre, denn die Zeichen mehren sich, dass die Täterin aus der Zukunft stammt und offenbar alle neun Jahre zuschlägt.

Der Zeitreiseplot wird eigentlich ganz schön und recht originell eingefädelt, deshalb ist es im Grunde seltsam, dass das Interesse abnimmt, je mehr man über diesen SF-Twist erfährt. Das mag auch daran liegen, dass Mickle in der ersten halben Stunde sein Pulver verschießt, was merkwürdig ist bei einem so versierten B-Movie-Regisseur. Aber die Stationen 1997, 2006, 2015 und auch 2024 sind alle weit weniger fantasievoll, wirken sogar regelrecht blass und – ja – billig runtergekurbelt.

Was wirklich schade ist, denn Mickle hat eine interessante Geschichte zu erzählen, die von der Verantwortung handelt, die die Gegenwart gegenüber der Zukunft hat. Von den Zeichen der Zeit, die erkannt werden müssen. Und von dem moralischen Dilemma, das damit verbunden ist. Denn „In the Shadow of the Moon“ ist letztlich die Geschichte einer fatalen Idee und wie sie entstanden ist. Aber die Gedanken, die sich die Drehbuchautoren Gregory Weidman und Geoffrey Tock da gemacht haben, wären einen besseren Film wert gewesen.

In the Shadow of the Moon • USA 2019 • Regie: Jim Mickle • Darsteller: Boyd Holbrook, Michael C. Hall, Cleopatra Coleman, Bokeem Woodbine • auf Netflix

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