16. Mai 2020 2 Likes

Sampling the Unknown

Kurztest: Das Indie-Adventure „In Other Waters“ besticht mit besonders eigenwilligen Ansätzen

Lesezeit: 2 min.

Das muss man sich als Entwicklerteam erstmal trauen. Selten zuvor, dürfte selbst ein Indie-Adventure mit einem derart ungewöhnlichen Design um die Ecke gekommen sein wie In Other Waters, das seit Anfang April für unter 15 Euro auf PC und Switch erhältlich ist. Denn das abstrahiert reduzierte Konzept des britischen Studios Jump Over The Age verlässt sich nicht auf pittoreske Bilderwelten wie z.B. jüngst Cloudpunk oder Sea of Solitude, sondern vertraut ganz darauf, uns mit Wissenschaft und der Erkundung einer Unterwasserwelt auf einem fremden Planeten in den Bann zu ziehen. Als wäre dies nicht schon genug, übernehmen wir auch nicht direkt die Rolle der Protagonistin Ellery (ihres Zeichens Biologin). Stattdessen begleiten wir sie als treue KI, die ihr bei ihren Vorhaben zur Seite steht.

Vordergründig dreht sich die gut zehnstündige Story um die Suche nach einer Kollegin Ellerys, die als verschollen gilt. Allerdings nimmt sich In Other Waters über weite Strecken eher Zeit, uns Flora und Fauna der unbekannten Welt genauer untersuchen und ihre inneren Zusammenhänge tiefgreifend auskundschaften zu lassen. Dies vermittelt sich jedoch allein über die Benutzerführung von Ellerys Anzug und unserer Position auf der Karte, die wie so vieles nur als bloßer Punkt angezeigt wird. Hilfsmittel wie Sonare und Scanner, aber ebenso basale Elemente wie die Sauerstoffzufuhr, die wir nicht vernachlässigen dürfen, spielen über die gesamte Kampagne mit die wichtigste Rolle. Zwar treffen wir etwa auf unbekannte Arten, allerdings eher so, wie man sich in seriösen Forschersendungen vorstellt. Wer also meint, man würde hier noch zum schusssicheren Actionhelden, sollte sich von solchen Ideen im Zusammenhang mit In Other Waters gleich verabschieden.

Was sich zunächst vielleicht nach einer Arbeitssimulation mit vielen bald repetitiven Aufgaben wie biochemischer Probenentnahmen anhört, entpuppt sich nach etwas Eingewöhnungszeit als spannende Exkursion, die uns auch ohne personifizierte Darstellungen und gesprochener Dialoge dank gut geschriebener Texte und stimmig umgesetzter Details durchwegs faszinieren kann. Allein die Beschreibungen der fremden Wesen nimmt stellenweise fast enzyklopädische Dimensionen an und auch die stete Beobachtung der relevanten Anzeigen und Topografien unterstreicht die dichte Atmosphäre des Titels. Unterstützt von sphärischen Klängen, hält die Story dazu sogar mindestens einen krachenden Twist bereit und treibt die Handlung dieser in jeder Hinsicht unkonventionelle Unterwassertour trotz einiger Längen intensiv genug voran, dass Spieler, die sich auf das Interface- und Präsentationskonzept einlassen, den Kauf sicher nicht bereuen werden. Wem das alles aber schon zu abgespaced klingt, hält lieber Abstand.

Fazit

Reduziertes Indie-Adventure mit höchst eigenwilliger Inszenierung, das ausschließlich Spieler abseits ausgetrampelter Mainstreampfade anspricht.

In Other Waters • Jump Over The Age • Adventure • PC/Switch

Abb. © Fellow Traveller

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