17. Juni 2020 1 Likes

Weniger ist (manchmal) mehr

Die entspannte Weltraum-Soap „Vagrant Queen“

Lesezeit: 2 min.

Schon nach ein paar Minuten von „Vagrant Queen“ weiß man wie der Hase läuft. Da hat unsere Heldin Elida (Adriyan Rae) schon zwei Kopfgeldjäger platt gemacht, ohne mit der Wimper zu zucken, aber auch ohne einen lässigen One-Liner zu vergessen. Auch fortan hat sie wenig Probleme, sich immer neuer Feinde zu erwehren, findet stets einen Ausweg oder Hilfe aus unerwarteter Quelle.

Dass Elida eine Frau ist, dazu noch eine dunkelhäutige, dürfte in manchen Ecken des Internets dafür Sorgen, dass sie als „Mary Sue“ abgestempelt wird, jener Begriff, der durch Rey, die Heldin der jüngsten Star Wars-Trilogie, zu unschönem, unverhohlen sexistischem Ruf gekommen ist. Denn was sind Rey und nun auch Elida anders als typische Helden von Serials, die in immer wieder neue Probleme geraten, aus denen sie sich immer wieder weitestgehend problemlos befreien können? Ja, früher waren solche Helden ausschließlich weiß und männlich, aber die Zeiten ändern sich eben, auch in weit entfernten Galaxien.


Tim Rozon und Adriyan Rae in „Vagrant Queen“, SyFy

Zugegebenermaßen mutet „Vagrant Queen“ auch wie ein sehr zeitgeistiges Projekt an, eines, das es sich auf alle Fahnen geschrieben hat, möglichst divers und inklusiv zu sein. Vorlage war der Comic von Magdalene Visaggio, Showrunnerin ist mit Jem Garrard ebenfalls eine Frau, Hauptfigur wie gesagt eine sogar dunkelhäutige Frau und gleich in der ersten Folge gibt es die Andeutung einer lesbischen Sexszene.

Doch auch wenn so viele Boxen getickt werden – manche subtiler, andere weniger – überzeugt „Vagrant Queen“ vor allem dank seiner nonchalanten, entspannten Erzählweise, die mehr an traditionelle Serials erinnert, als an moderne High Concept-Serien, die oft fälschlicherweise meinen, jede Folge das Rad neu erfinden zu müssen.

Das macht „Vagrant Queen“ gewiss nicht, statt dessen etabliert die Reihe schnell die Grundkonstellation: Unsere Heldin Elida schlägt sich mit Jobs durch, dabei ist sie Tochter einer Königin und somit Erbin der Krone. Das macht sie zum Feind der Republik, die in Gestalt des finsteren Lazaro (Paul du Toit) auf ihren Fersen ist, während Elidas alter Freund Isaac (Tim Rozon) ihr auf der Flucht von Planet zu Planet behilflich ist.

Die klare episodische Struktur, die von einem losen roten Faden zusammengehalten wird, trägt zusätzlich zum altmodischen Feeling der Serie bei. Weder eine aufregende Handlung, noch spektakuläre Spezialeffekte halten bei der Stange, sondern die schiere Vielfalt von Planeten und Figuren, die Folge für Folge aufgefahren werden. Das ist ebenso unaufgeregt wie unprätentiös, zwar keine erzählerische Offenbarung, doch gerade in seiner entspannten Art sehr unterhaltsam.

Vagrant Queen • Creator: Jem Garrard • Darsteller: Adriyan Rae, Alex McGregor, Tim Rozon • 10 Folgen • SyFy

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