1. September 2020 2 Likes

Alienjagd im alten Rom: „Killer“ von David Drake & Karl Edward Wagner

Ein SF-Roman über das Duell mehrerer Top-Predatoren

Lesezeit: 3 min.

1987 duellierte sich Arnold Schwarzenegger erstmals mit dem bestens ausgerüsteten Jäger einer außerirdischen Spezies – der Grundstein für das bis heute beliebte, schwer multimediale Predator-Franchise. Doch bereits 1985 ließen die amerikanischen Genre-Größen David Drake (im Shop) und Karl Edward Wagner in ihrem Roman „Killer“ ein paar tödliche Aliens im Rom der Antike vor 2000 Jahren wüten. In der Reihe Pulp Legends des Festa Verlags liegt der Roman nun als limitierte Hardcover-Vorzugsausgabe zum ersten Mal auf Deutsch vor. Trashiger Schund oder lesenswertes Guilty Pleasure? Das Wild ist auf, die Jagd beginnt …

Der Grieche Lycron diente dem römischen Imperium lange als Söldner und Gladiator. Danach wurde der Veteran zum Tierfänger, um überall auf der Welt Nachschub für die Arenen Roms zu beschaffen. Ob Tiger, Leopard, Elefant oder Hyäne – Lycron fürchtet kein wildes Tier. Das ändert sich, als eine besonders gemeine und gefährliche Kreatur aus einem Käfig des mit Lycron befreundeten Tierhändlers Vonones ausbricht. Denn bei der „Affenechse“ mit den blauen Schuppen und den langen Krallen handelt es sich um eine todbringende Bestie von jenseits der Sterne (Häscher und Händler denken allerdings, sie kommt aus Afrika, wo ohne ihr Wissen ein Raumschiff abstürzte). Dummerweise entkommt der brutale Killer Lycron und seiner Meute und gelangt nach Rom. Der dekadente Kaiser Domitian verlangt von Lycron und Vonones, dass sie das Untier fangen, weil er es mit eigenen Augen gegen einen Tiger kämpfen sehen will. Ein riskantes Unterfangen, von dem so oder so das Leben der Jäger abhängt. Doch auch das hochentwickelte Alien-Imperium der Kora will die Bestie, die auf der Erde strandete, unbedingt geschnappt wissen und schickt mit RyRelee einen eigenen, gut getarnten Jäger auf den blauen Planeten, der die Dinge für Lycron nicht immer einfacher macht, obwohl er hilfreiches Wissen und überlegene Waffen in die Hatz einbringt …

Der 1945 geborene David Drake ist ein Veteran der Military-Science-Fiction, schrieb aber auch einiges an Fantasy. Die prägte Karl Edward Wagner, der 1994 im Alter von 48 Jahren verstarb, vor allem mit seiner eigenen Heldenschöpfung Kane in der Tradition von Conan-Schöpfer Robert E. Howard. Schon 1973 gründeten die Freunde Drake, Wagner und Jim Groce zudem ihren eigenen Verlag Carcosa Publishing, um ungeachtet der Zukunft von Arkham House nach dem Tod von August Derleth die Horrorautoren der klassischen Pulp-Magazine in Buchform zu verlegen. Die Romanzusammenarbeit „Killer“ von Drake und Wagner hat dann auch die simple Intensität und rohe Überzeugungskraft der besten Pulp-Geschichten, ohne stilistisch zumeist ein gewisses Niveau zu unterschreiten. Der Mix aus Historischem, Science-Fiction und Horror gefällt ebenfalls. Kurioserweise ist die schwächste Szene im Buches jene, da die Kora auf ihrem organischen Raumschiff RyRelee briefen. Alle anderen Kapitel, die meisten mit Schwerpunkt auf Lycron, präsentieren sich immer solide, gefällig und unterhaltsam. Drake und Wagner exerzieren ihre historisch-fantastische, klassischen Mustern folgende Monsterjäger-Geschichte im alten Rom mit dem einen oder anderen SF-Twist schnörkellos durch, bloß am Ende holpert es ein bisschen. Trotzdem: Auf Augenhöhe mit den meisten „Predator“-Stoffen, und besser als „Outlander“.

Der Sommer-Blockbuster im Kino ist in Zeiten von Corona ja so eine Sache. „Killer“ bietet daher das perfekte Popcorn-Kopfkino als Ersatz für den sommerlichen Alien/Monster-Film auf der Leinwand. Allein wer den Predator schon immer mal im alten Rom wüten sehen wollte, findet hier die passende literarische Beute. Wenn jetzt bitte noch jemand den „Predator“-Roman von Jeff VanderMeer mal auf Deutsch bringen könnte …?

Abb.: Arndt Drechsler/Festa

David Drake & Karl Edward Wagner: Killer • Festa, Leipzig 2020 • 348 Seiten • Hardcover: 34,99 Euro

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