„Die grünen Kinder“ von Olga Tokarczuk
Bizarre, fantastische und futuristische Storys der Literaturnobelpreisträgerin
Die 1962 geborene Olga Tokarczuk („Gesang der Fledermäuse“, „Unrast“) gilt als eine der wichtigsten Schriftstellerinnen Europas und wurde bereits mit dem Literaturnobelpreis und dem Man Booker Prize ausgezeichnet. In ihrer gerade erschienenen Storysammlung „Die grünen Kinder. Bizarre Geschichten“ geht es u. a. um historische Gelehrte sowie Waldkinder mit Dreadlocks, Veränderungen nach Sterbefällen, einschneidende Asien-Reisen und falsche Heilige.
Sogar ein paar Science-Fiction-Storys sind im Band enthalten: über Phantome aus der Zukunft, Androiden-Lebensgemeinschaften oder eine Welt, in der selbstfahrende, sprechende Autos und überraschende, von Menschenhand eingeleitete Metamorphosen inzwischen zum Alltag gehören, selbst wenn die Familie davon nicht begeistert ist. Umweltverschmutzung, Klimawandel und Smog über der Nordhalbkugel werden zudem zum Hintergrundrauschen, in einer anderen Story leben Menschen in einer Welt, in der die plastikfressenden Bakterien aus den Ozeanen fatalerweise an Land gerieten und die materielle Beschaffenheit der Zivilisation veränderten.
Tokarczuks Erzählungen sind vielseitig und stilsicher, die Pointen manchmal fordernd, aber meistens doch erreichbar. Dabei folgt die Polin der Tradition und nutzt das Fantastische, Historische, Futuristische, Groteske und eben Bizarre, um unsere jetzige innere und äußere Realität zu betrachten und zu berühren – inklusive unserer Sehnsüchte und Ängste.
Olga Tokarczuk: Die grünen Kinder. Bizarre Geschichten • Kampa Verlag, Zürich 2020 • 237 Seiten • Hardcover: 22 Euro
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