Die Geheimnisvollen Städte: „Der Archivar“

Seit 1983 inszenieren Zeichner François Schuiten („Atlantic 12“) und Szenarist Benoit Peeters („Hergé – Ein Leben für die Comics“) ihre Panel-Serie „Die Geheimnisvollen Städte“, die schon in Angoulême mit dem Prix du meilleur album und in Erlangen mit dem Spezialpreis der Jury des Max-und-Moritz-Preis ausgezeichnet wurde. Als Hintergrund ihrer surrealen Geschichten über noch viel surrealere Städte dient ihnen ein Planet, den sie mit vielen Science-Fiction-Elementen zwischen Alternativwelten, Steampunk und Retrofuturismus anreichern. Das erinnert bisweilen an Umberto Eco (im Shop), Italo Calvino, Jules Verne (im Shop) oder China Miéville (im Shop), und Schuitens nicht nur architektonisch reizvolle Bilder sind ohnehin immer etwas Besonderes.

Der Begleitband „Der Archivar“ von 1987 war auf Deutsch lange vergriffen, jetzt hat ihn der Verlag Schreiber & Leser neu aufgelegt. Ein Forschungsbeauftragter aus der Abteilung Mythen und Sagen des Zentralinstituts der Archive soll darin Schriften zu den Geheimnisvollen Städten sichten, um allen, die an sie glauben, den Wind aus den Segeln zu nehmen. Doch je mehr der eigenartigen Dokumente und Bilder unser Archivar sichtet, desto mehr glaubt er selbst an die Wunder und Rätsel, die er da betrachtet und begutachtet, was seiner Karriere nicht gerade dienlich ist.

Fans der belgischen Comics über Parallelwelten, Städte, Architekten, Abenteurer und vieles mehr können mit dem großen Band, der herrlich meta daher kommt, eine Lücke ihrer eigenen Sammlung zu den geheimnisvollen Städten schließen. Und selbst wer noch nie ein Album der Serie in der Hand hielt, staunt über die Bilder, die Ideen und die Tiefe – und spürt die Faszination und nicht zuletzt den Sog dieses fantastischen urbanen Comic-Universums.

Benoit Peeters, François Schuiten: Die geheimnisvollen Städte: Der Archivar • Schreiber & Leser, Hamburg 2021 • 64 Seiten • Paperback m. Klappenbroschur: 22,80 Euro