„Blacktop Wasteland“ von S. A. Cosby

Mit „Später“ hat Stephen King (im Shop) im März einen sympathischen Pulp-Krimi vorgelegt, der Ende des Jahres sicher auf einigen Crime-Bestenlisten landen wird. Aber was liest Mr. King, der 2015 relativ spät in seiner großen Schriftstellerkarriere für „Mr. Mercedes“ (den ersten Teil der Bill Hodges-Serie und Vorlage zur TV-Serie – im Shop) mit dem Edgar Award der Mystery Writers of America ausgezeichnet wurde, eigentlich selbst so an Kriminalliteratur? Blurbs und Tweets sind immer ein guter Hinweis, was der Meister auf dem Lesestapel liegen hatte oder gelesen hat. Etwa S. A. Cosbys Fluchtwagenfahrer-Krimi „Blacktop Wasteland“, der bei Ars Vivendi gerade auf Deutsch erschienen ist. Das Buch wurde Ende April mit dem Los Angeles Times Book Prize als bester Krimi ausgezeichnet. King adelte den Roman bereits im September 2020 auf Twitter mit den Worten: „Ich liebte BLACKTOP WASTELAND. (…) Ein rasanter, gnadenloser Thriller.“

Der dreht sich um Beauregard „Bug“ Montage, einen begnadeten Fluchtwagenfahrer. Doch Bug hat sich geschworen, es besser zu machen als sein eigener Daddy, der eines Tages einfach verschwand – Bug wird seine Familie nie im Stich lassen. Deshalb führt er inzwischen eine ganz legale Autowerkstatt und fährt in Virginia nachts höchstens noch ein paar illegale Straßenrennen mit seinem aufgemotzten Duster. Dann jedoch drohen Rechnungen und Schulden Bug und seine Lieben zu ersticken. Der hingebungsvolle schwarze Familienvater ist bereit, mit einem kriminellen White-Trash-Redneck-Vollpfosten aus seiner kriminellen Vergangenheit noch einen großen Job durchzuziehen, damit er sich finanziell freistrampeln kann. Damit handelt sich Bug allerdings nur noch mehr Ärger ein …

Die emotional packende, gut geschriebene Gangster-Geschichte über die Südstaaten hat nicht bloß Stephen King geflasht. Auch Könner Walter Mosley, der Science-Fiction-Romane wie „Futureland“ oder „Blue Light“ geschrieben hat und durch „Teufel in Blau“ zum gefeierten Krimi-Meister würde, ist begeistert. Mosley sagt über Cosby, dass dieser den amerikanischen Kriminalroman neu erfände. Ganz so weit muss man nicht gehen, Kings Feedback unterschreibt man nach der Lektüre dagegen sofort. Es würde einen schwer wundern, wenn Cosbys „Blacktop Wasteland“ am Ende nicht neben Kings „Später“ auf die eine oder andere Krimi-Top-Ten für 2021 schaffen würde – und wenn wir nicht bald eine bleihaltige Verfilmung der Heist- und Rache-Story um Beauregard sähen.

Hier gibt’s eine Leseprobe.

S. A. Cosby: Blacktop Wasteland • ars vivendi, Cadolzburg 2021 • 320 Seiten • Hardcover: 22 Euro