„Stonefly“: Wunderschön, aber mit Tücken
Kurztest: Das neueste Action-Adventure von Flight School Studio
Vor allem mit dem actionreichen Dungeon Crawler Creature in the Well bewiesen die Amerikaner von Flight School Studio ihre Tauglichkeit in der Indie-Sparte und machten sich einen gut klingenden Namen in der Branche. Bereits zwei Jahre nach ihrem letzten Streich, erschien nun Anfang Juni mit Stonefly ein Action-Adventure für PS4, Microsoft-Konsolen, Switch und PC, das sich einerseits erneut klar als Indie positioniert, andererseits aber sowohl grafisch wie spielerisch einen völlig anderen Weg einschlägt wie Creature in the Well.
In Stonefly (wir spielten auf PS4) schlüpfen wir in die Rolle der jungen Annika, die gemeinsam mit ihrem Vater in einer mystisch angehauchten Pflanzenwelt voller Baumhäuser lebt, in der zusammengetüftelte Mechs ebenso zum Alltag gehören wie die Suche nach Ressourcen und Gefechte gegen aggressive Käfer oder Wespen. Als Annika einmal nicht aufpasst und daraufhin ein Mech ihres Vaters gestohlen wird, an dem dessen Herz hing, macht sich das Töchterchen auf die Suche nach dem Diebesgut und nimmt dafür allerlei Gefahren auf sich. Das Spielgeschehen findet vor einer eindrucksvoll malerischen Kulisse statt und entführt uns in mehrere Umgebungen, die wir mithilfe unseres anfangs noch sehr ausbaufähigen Mechs bereisen.
Dabei fällt schnell auf, wie kompliziert es manchmal sein kann, springend, gleitend oder kämpfend durch die Welt zu tingeln, ohne mit der leicht überladenen Steuerung in Konflikt zu geraten. Böen, Abzweigungen und zahlreiche Äste sorgen zusätzlich für leichte Verwirrung bei der Orientierung, wobei die Macher dennoch darauf achten, uns letztlich bei unserer Suche nach Sammelbarem nicht wirklich vom Kurs abzubringen. Hat man sich daran aber gewöhnt, zieht vor allem das famose Artdesign mit seinen handgezeichneten Objekten in den Bann und lässt Spieler das ein oder andere Mal an eine Gemäldegalerie mit geradezu impressionistischen Zügen denken.
Blenden lassen sollte man sich von der Pracht allerdings nicht, schließlich gilt es, mithilfe unserer Ressourcen weitere Fähigkeiten wie etwa eine kräftigere Panzerung für unseren Mech freizuspielen und uns für die Kämpfe gegen das Insektengetier zu wappnen. Die Gefechte markieren jedoch einen der größten Schwachpunkte von Stonefly, da uns nicht nur die überladene wie leicht fummelige Steuerung, sondern dazu die nicht immer günstige Kameraperspektive einen Strich durch die Spielspaßrechnung macht. Schon nach gut einem Drittel der rund 8 Stunden Spielzeit können einem die Kämpfe mit ihrem immer gleichen Ablauf (Stichwort erst Betäubung und dann Windstoßattacke) ziemlich auf die Nerven gehen, sodass man sich fast nur noch auf die Präsentation konzentrieren möchte. Auch nicht gerade günstig fällt in diesem Zusammenhang die leichte Zerstörbarkeit unseres Mechs selbst bei kleinsten Feindkontakten aus. Immerhin sind die Checkpoints fair gesetzt und richtig frustig wird der Schwierigkeitsgrad letztlich nicht.
Als wären die faden Kämpfe nicht schon Hindernis genug, haben sich die Macher auch beim Vorankommen innerhalb der Story dazu entschieden, Heldin Annika, und damit uns, mithilfe gestreckter Aufträge oftmals hinzuhalten, ehe bestimmte Fortschritte in der Handlung angegangen werden dürfen. Bei so viel Liebe zur Inszenierung hätte man sich auch deutlich mehr Fokus auf die Spiel- und Fortschrittsmechaniken gewünscht. Denn wer macht sich heutzutage schon in einem insgesamt recht kurzen Indie auf die immer gleich ablaufende Suche nach Ressourcen oder nervigen Massenschlachten, um dann endlich mit einer weiteren storyrelevanten Mission weitermachen zu können? Für diese Art von redundantem Gameplay bietet der Titel leider dann doch zu wenig Kompensation, um über dieses Manko hinwegzutrösten – schade.
Trotz der genannten Kritikpunkte verströmt Stonefly jedoch einen Charme, dem man sich zumindest abseits der Kämpfe nur schwer entziehen kann. Die Spielwelt wächst uns trotz fehlender Sprachausgabe und einer wirklich tiefgreifenden Geschichte bis zum Abschluss ans Herz und die drei Gebiete, die es insgesamt zu erkunden gilt, überbieten sich mit ihrer Schönheit. Hinzu gesellt sich ein mit Naturgeräuschen angereicherter, meist ruhiger, ja geradezu meditativer Soundtrack, wie er zu einem solchen Spiel mit magischem Naturbezug kaum besser passen könnte. Hätten die Macher ähnlich viel Herz in ihr im Ansatz zumindest durchaus innovatives Mech-Gameplay gesteckt, hätte aus Stonefly, das aktuell für ca. 15-20 Euro zu haben ist, ein echtes Highlight werden können. So bleibt es leider bei einer nur überdurchschnittlichen Spielspaßempfehlung.
Fazit
Herausragendes Design und gutes Worldbuilding treffen auf leider schnell nervige Spielmechaniken. Hier wurde definitiv Potenzial verschenkt.
Stonefly • Flight School Studio • Action-Adventure • PS4/Xbox One/Xbox Series X/Switch/PC
Abb. © MWM Interactive
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