3. Juli 2021

Krieg um die Zukunft: „The Tomorrow War“

Ein SF-Sommerblockbuster mit Chris Pratt auf Prime Video

Lesezeit: 3 min.

Der Science-Fiction-Film „The Tomorrow War“, der seit 2. Juli auf Prime Video gestreamt werden kann, ist ein pikantes Stück cineastischen Zeitgeists. Nicht, weil der Streifen mit Chris Pratt („Guardians of the Galaxy“, „Jurassic World“), Yvonne Strahovski („Chuck“, „The Handmaid’s Tale“), Betty Gilpin („Glow“, „The Hunt“), Sam Richardson („Veep“) und J. K. Simmons („Spider-Man“) besonders bahnbrechend oder grandios wäre. Nein, viel mehr geht es bei dieser Beobachtung um die Art der Distribution des 200 Millionen Dollar teuren Filmspektakels, das Paramount produziert hat, wegen Corona jedoch nicht wie ursprünglich geplant als Sommerblockbuster in die Kinos brachte, woraufhin sich Amazon die Rechte für sein Streaming-Angebot sicherte. Aber ist „The Tomorrow War“ wirklich ein Sieg für den Giganten im Kampf zwischen klassischem Kino und neuzeitlichem Heimkino?


Opa zieht in den Krieg.

Regisseur Chris McKay („The Lego Movie“, „The Lego Batman Movie“) nutzt sein prominentes Ensemble, um in fast zweieinhalb Stunden ein Drehbuch von Zach Dean („Cold Blood – Kein Ausweg. Keine Gnade“, „24 Hours To Live“) umzusetzen. „The Tomorrow War“ beginnt während des Finales der kommenden Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Das Endspiel wird unterbrochen, weil plötzlich eine Gruppe Soldaten auf dem Spielfeld materialisiert. Sie kommen mit einer Botschaft: 2048 kämpft die Menschheit auf verlorenem Posten gegen Alien-Monster, die als White Spikes („weiße Stacheln“) bekannt sind. Weil die menschlichen Truppen so gut wie aufgerieben sind, sollen Zivilisten aus der Gegenwart per Zeitreise die Reihen auffüllen und die Maschinengewehre für ihre Kinder und Enkel abfeuern. So auch Dan Forester (Pratt), ein Irak-Veteran, Familienvater und Biolehrer. Wie alle anderen, muss Dan nach seiner Zwangsrekrutierung eine Woche in der Zukunft durchhalten, dann würde er per Zeit-Link zurückgeschickt werden, sollte er noch am Leben sein. Allerdings hält die Zukunft mehr als stachelverschießende, widerstandsfähige Alien-Monster bereit …


Sarah Walker ist schon da.

An der Action „The Tomorrow War“ gibt es nicht viel auszusetzen – solider Standard. Stellt sich die Frage, wie hoch die Erwartungen an so einen Military-SF-Blockbuster mit Chris Pratt eigentlich sein sollten und sind. Der Liebling von Hollywood gibt sich zwar alle Mühe, kann die emotionalen Momente aber nicht immer verkaufen – und selbst Yvonne Strahovski kommt gegen die forcierten Stellen, die Klischees und die hölzernen Dialoge nicht in jeder Szene an. Angenehm ist dagegen, dass die irdische Zukunft und die menschliche Zivilisation nicht allein mit fettem Geballer und tollkühnem Heldenmut gerettet werden sollen, sondern mit echter Wissenschaft. Corona, so fühlt es sich an, hat hier also ebenfalls Einfluss auf den aktuellen Science-Fiction-Film. Zumal sogar der Klimawandel thematisiert wird. Trotz dieser Aktualität plündert „The Tomorrow War“ unterm Strich natürlich ordentlich – und nicht etwa originell – die filmische Genre-Vergangenheit und bedient sich an „Terminator“, „Starship Troopers“, „Edge of Tomorrow“, „Jurassic Park“, „Alien“, „Das Ding aus einer anderen Welt“ und einigen mehr. Kann man bei der Ballung noch von referenzreich sprechen? Sei’s drum. Als sommerliches Popcornheimkino geht dieser SF-Blockbuster mit Chris Pratt halbwegs in Ordnung – und immerhin haben wir uns ja auch mal die „Transformers“-Filme von Michael Bay reingezogen, die man genauso schnell vergessen hat, wie das bei „The Tomorrow War“ der Fall sein wird. Diese Zukunft hat der Film nie gewinnen können.

Abb.: Courtesy of Amazon Studios

Tomorrow War • (USA/2020) • Regie: Chris McKay • Drehbuch: Zach Dean. • Darsteller: Chris Pratt, Yvonne Strahovski, Betty Gilpin, Sam Richardson, J. K. Simmons • Laufzeit: 138 Min.

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