12. August 2021

„The Forever Purge“ – Ausweitung der Kampfzone

Gesetzlos in Trumps Texas

Lesezeit: 3 min.

Es wäre wohl ein wenig hoch gegriffen, die „Purge“-Reihe als modernes Gegenstück zu George Romeros „… of the Dead“-Reihe zu bezeichnen, dennoch hinkt der Vergleich nur ein wenig. Ja, Romeros „Night of the Living Dead“, später besonders „Dawn of the Dead“, aber auch ein Nachzügler wie „Land of the Dead“ waren stilistisch ambitionierter, revolutionierten dazu das Zombie-Genre in einer Weise, wie es den „Purge“-Filmen nur im Ansatz gelang. Dennoch ist dem ursprünglichen Regisseur James DeMonaco – der inzwischen nur noch die Drehbücher schreibt – und seinem Produzenten Jason Blum mit der mittlerweile auf fünf Spielfilme und zwei TV-Staffeln angewachsenen Reihe ein moderner Klassiker gelungen.

Eigentlich sollte nun dieser fünfte Teil das Finale der Serie bilden. Den passenden Titel trägt „The Forever Purge“ dann auch, verrät damit zugleich, wohin das Spiel diesmal geht: Nicht mehr nur 12 Stunden lang dauert die Phase der Gesetzlosigkeit, sondern dauerhaft. Allerdings nicht offiziell und hier wird es interessant. Die Story beginnt ein paar Jahre nach den Ereignissen von Teil vier, „The Purge: Election Year“, der 2016 pünktlich zum amerikanischen Wahljahr erschien, in dem dann tatsächlich Donald Trump zum Präsidenten gewählt wurde. Im Film gewinnt zwar nicht der reaktionäre Kandidat, sondern jemand, der die Purge abschaffen will, doch beim Beginn von „The Forever Purge“ haben sich die politischen Verhältnisse geändert. Die Purge findet wieder statt, wie immer verbarrikadieren sich die Wohlhabenden in ihren Häusern, was in diesem Fall Farmhäuser bedeutet, denn der Schauplatz ist Texas. Genau, der Lone Star State, das selbsternannte Herz von Law and Order, wo einerseits viele weiße Amerikaner leben, die wohl lieber Selbstmord begehen, als sich vom Recht, Waffen zu tragen, verabschieden würden, aber auch so viele Migranten, vor allem mexikanische Einwanderer, wie in kaum einem anderen Bundesstaat.

Und mit Migranten beginnt auch der Film: Adela (Ana de la Reguera) und Juan (Tenoch Huerta) fliehen über die Grenze, wollen das von Kartell-Gewalt geprägte Mexiko verlassen und in den USA in Frieden leben. Zehn Monate später arbeitet Adela in einer Fabrik und Juan auf der Farm von Dylan Tucker (Josh Lucas), einem eingebildeten Rancher, der die illegalen Migranten, die hart für ihn arbeiten, verachtet.

Anders als in den bisherigen Filmen der Reihe nimmt nun die Nacht des Purge nicht fast den gesamten Film ein, sondern kaum ein Drittel, doch das ist manchen Teilen der Gesellschaft nicht genug: „Wir werden nicht mehr akzeptieren, wie Fremde vergewaltigen und plündern“, schreit ein vor Waffen strotzenden Texaner, den man sich problemlos als Trump-Wähler und/ oder beim Sturm auf das Kapitol vorstellen kann. Er und die seinen wollen den Purge verlängern und zwar so lange, bis alle unliebsamen Elemente der Gesellschaft vernichtet sind. Und damit sind nicht nur Migranten gemeint.

Ein sehr zeitgemäßer Ansatz, den DeMarco und sein Regisseur Everado Gout allerdings kaum ausspielen. Jagd auf Social Justice Warrior, Verfechter der Cancel Culture oder anderen Intimfeinden nicht nur der Trump-Anhänger wird nicht gemacht, stattdessen ein etwas schlichtes Katz-und-Maus-Spiel inszeniert, das Juan, Dylan und ihre Familien zu Partnern auf der Flucht ins nun sicher erscheinende Mexiko macht. Das ist dann zwar wieder eine hübsche Volte, als Finale der Reihe wäre das aber doch etwas dünn. Zum Glück hat DeMonaco aber schon angekündigt nun doch einen sechsten Teil im Kopf zu haben, der zum Abschluss dann hoffentlich noch einmal in die Vollen greift und die Purge-Reihe zu einem wirklich würdigen Ende bringt.

Abb.: Universal Studios

The Forever Purge • USA 2021 • Regie: Everado Gout • Darsteller: Ana de la Reguera, Tenoch Huerta, Josh Lucas • Kinostart: 12. August 2021

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.