11. August 2021 1 Likes

Die erste Episode von Marvels „What If…?“

Was wäre, wenn die neue Animationsserie auf Disney+ richtig gut startet?

Lesezeit: 3 min.

Die erste Season von „Loki“ ist abgeschlossen, das Staffelfinale von „Star Wars: The Bad Batch“ steht kurz bevor. Aber Disney+, die Streaming-Plattform des Imperiums im Zeichen der Maus, braucht einen steten Strom an neuen Stoffen aus seinem unwirklich riesigen Franchise-Fundus, so viel ist inzwischen klar, Abo-Kunden können ja nicht nur auf die nächsten Live-Action-Marvel-Helden oder Mando warten. Und deshalb kann seit dem 11. August die erste Episode der neuen Marvel-Animationsserie „What if…?“ gestreamt werden und stellt in Marvel-Manier die Frage: Was wäre, wenn Agent Peggy Carter anstelle von Steve Rogers das Supersoldaten-Serum injiziert bekommen und im Kampf der Alliierten gegen Hitler und Hydra den Schild getragen hätte?

Der allsehende, aber dem Protokoll nach niemals eingreifende Watcher/Beobachter nimmt uns als Erzähler mit in die vielen alternativen Realitäten und parallelen Wirklichkeiten eines Multiversums, das auf den Filmen und TV-Serien über die Helden aus dem Haus der Ideen beruht. In der ersten Episode von „What if…?“ wird mitten im Zweiten Weltkrieg die Verwandlung des schmächtigen, jedoch mutigen Patrioten Steve Rogers in den stattlichen Supersoldaten Captain America von einem Nazi-Saboteur gestoppt, der für eine Explosion des Labors sorgt. Im Getümmel lässt sich die britische Agentin Peggy Carter kurzerhand zur Supersoldatin machen, da das teure Experiment sonst ganz gescheitert wäre. Trotz ihrer beeindruckenden neuen Physis und ihrer Fähigkeiten wollen ihre sexistischen Vorgesetzten allerdings keine Frau an die Front schicken. Genie und Erfinder Howard Stark, der Vater von Tony, sieht das anders und staffiert Peggy mit einem Kampfanzug und einem Schild aus. Außerdem baut er einen großen eisernen Mech, genannt „Hydra-Stampfer“ …

Die Auftaktfolge zu „What if…?“ von Regisseur Bryan Andrews (Storyboard-Artist an zahlreichen Marvel-Kassenknüllern und „Star Wars: The Clone Wars“) und Head-Writerin A. C. Bradley („Trollhunters“, „Ms. Marvel“) ist im Endeffekt ein gut halbstündiger Marvel-Animations-Kurzfilm, in dem die Legenden von Captain America, Peggy Carter, Iron Man, Captain Britain, dem Howling Commandos und Winter Soldier Bucky Barnes durch den Mixer gejagt werden. Das kommt, wie auch Joe Johnstons grundsolider erster „Captain America“-Film damals, der in dieser Folge logischerweise oft als Vorlage für die Alternativwelt-Story dient, ohne inhaltliche Innovationen oder erzählerische Überraschungen aus. Doch klassische Unterhaltung und Action, sowieso um den zweiten Weltkrieg, funktioniert manchmal genau so am Besten. Und ob Captain Carter, der Hydra-Stampfer, Red Skull oder dessen interdimensionale Unternehmungen in einem deutschen Schloss – die Alternatiwelt-Varianten machen jederzeit Spaß. Darüber hinaus ist das Ganze wunderschön anzusehen, weil butterweich animiert. Noch nicht so erfrischend, cool und lässig wie „Spider-Man: A New Universe“, aber viel mehr, viel hübscher und viel natürlicher als die gerne etwas hölzernen Animationen der aktuellen Trickserien zu „Star Wars“, „Castlevania“ oder zuletzt „Masters of the Universe“. Dass die Synchronsprecher für MCU-Fans vertraut klingen, trägt bei allen kontrafaktischen Geschichtsverläufen zur angenehmen Marvel-Experience bei.

Hoffentlich-wahrscheinlich bleibt man beim Konzept einer Alternativwelt pro abgeschlossener Folge, und mal sehen, was als nächstes kommt – ein bisschen was über Black Panther als Star-Lord oder die Marvel-Zombies weiß man ja schon. Der Auftakt von „What if…?“ überzeugt jedenfalls, ohne etwas neu zu erfinden – es genügt die klassisch und unterhaltsam umgesetzte, sehr gut animierte Alternative zum populären Marvel Cinematic Universe. Was wäre daher, wenn Disney und Marvel hier also wirklich eine großartige Form gefunden hätten, um mit kleinerem Budget frische Geschichten über ihren Blockbuster-Kosmos auf die kleine Leinwand daheim zu bringen, eines Tages vielleicht sogar über „What if…?“ hinaus?

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