1. September 2021

„Die Zeit der Wilden“ von Sébastien Goethals

Ein SF-Krimi-Comic nach einem Roman von Thomas Gunzig

Lesezeit: 2 min.

Für seinen Roman „Tod eines Zweisprachigen“ wurde der belgische Autor Thomas Gunzig in seiner Heimat ausgezeichnet. Zuletzt wirkte er am „Blake und Mortimer“-Comicspezial „Der letzte Pharao“ mit. Bereits 2013 veröffentlichte er außerdem den Roman „Manuel de survie à l’usage des incapables“, also sinngemäß Das Survival-Handbuch für Unfähige. Diesen hat der französische Künstler Sébastien Goethals, wie Gunzig 1970 geboren, als Comic adaptiert. Das seitenstarke Album „Die Zeit der Wilden“ liegt bei Splitter nun auf Deutsch vor und steht im Hardcover und als E-Comic bereit.

Goethals kennt man bereits für Panel-Werke wie „Die Reise des Marcel Grob“ und „Das Spiel der Brüder Werner“. Seine etwas zu üppige Interpretation von Gunzigs nicht auf Deutsch vorliegendem Roman bietet sich den Lesenden besonders zu Beginn nie einfach an, sondern will genau betrachtet und ein Stück weit ausgeguckt werden. Das gilt auch für das von einem gnadenlosen Kapitalismus geprägte Science-Fiction-Setting, in dem Mütter die Gene von Tieren für ihre Hybrid-Babys einkaufen können, und Leistung am Arbeitsplatz über alles geht. Und ja, in der Geschichte von vier bestialisch-brutalen Söhnen in Wolfgestalt, die den Tod ihrer Mutter innerhalb des monströs-unmenschlichen Systems rächen wollen, steckt einiges an Symbolismus und Zeitgeist-Kritik.

Beim Lesen hätte man es manchmal gern ein bisschen leichter und zackiger, ein interessanter und ungewöhnlicher SF-Krimi ist „Die Zeit der Wilden“ jedoch allemal. Sowieso, wenn man sich ein komplexes Genre-Szenario mal wieder beim Lesen verdienen möchte.

Sébastien Goethals: Die Zeit der Wilden • Splitter, Bielefeld 2021 • 272 Seiten • Hardcover: 39,80 Euro

 

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