28. September 2022

„Projekt Lightspeed“ – Technologie der Zukunft

Eine Ausstellung im Deutschen Technikmuseum zeichnet die Entwicklung des mRNA-Impfstoffes nach

Lesezeit: 3 min.

Zumindest für Laien kam die Corona-Pandemie aus heiterem Himmel. Und ebenfalls aus der Sicht von Laien kam die Entwicklung eines Impfstoff sehr schnell, für manche verdächtig schnell. Auch die Geschwindigkeit, mit der die neuartigen mRNA-Impfstoffe auf den Markt gebracht wurden führte bei nicht unerheblichen Teilen der Bevölkerung zu jener Impfskepsis, die dafür sorgt, dass in Deutschland immer noch weniger Menschen geimpft sind, als in vielen anderen europäischen Ländern.

Selbsternannte Virologen schürten Skepsis, übersetzen ihre oberflächlichen Kenntnisse in Wissenschaftsskepsis, die durch die sozialen Medien viel zu weite Verbreitung fand. Dem ein Narrativ entgegenzusetzen war eine Sisyphusarbeit, die nur bedingt erfolgreich war. Bevor nun im nahenden Winter eine weitere Welle für steigende Infektionszahlen sorgen wird, versucht das Berliner Technik-Museum mit einer hybriden Ausstellungen für Aufklärung zu sorgen.


Das moderne Ausstellungsmodul wird in einem spannenden Kontrast zum historischen Lokschuppen präsentiert. SDTB / Foto: G. Güler

Projekt Lightspeed“ heißt die Ausstellung, was sich zwar in erster Linie auf die rasante Entwicklung des Impfstoffes bezieht, aber auch auf die Entstehung der Ausstellung zutrifft. Haben Ausstellungen, selbst solche in eher kleinen Rahmen wie diese, normalerweise einen oft jahrelangen Vorlauf, sollte es in diesem Fall schnell gehen. Was zur Folge hatte, dass das Museum als Sponsor der Ausstellung auf das Mainzer Unternehmen BioNTech zurückgriff, was in der heutigen Zeit eine zwar nicht immer unproblematische, aber längst zum Standard gewordene Verquickung von Interessen darstellt. Positiver Aspekt dieser Zusammenarbeit sind die interessanten Exponate, die BioNTech zur Verfügung gestellt hat, ein negativer Aspekt ist, dass der Fokus ausschließlich auf dem deutschen Unternehmen liegt.


Auf dem zentralen Ausstellungstisch werden die wichtigen Etappen der Impfstoffentwicklung anhand von Texten und Objekten nachgezeichnet. SDTB / Foto: G. Güler

Zwar wird glaubhaft versichert, dass das Unternehmen keinen inhaltlichen Einfluss auf die Ausstellung genommen hat, in den meisten Fällen ist das aber erfahrungsgemäß gar nicht nötig. So zeichnet die Ausstellung einen sehr glatt wirkenden Prozess nach, der scheinbar bruchlos vom Erkennen des Problems, über die Entwicklung der schon lange angedachten, aber noch nie auf den Markt gebrachten mRNA-Impfstoffe, bis zum erfolgreichen Bekämpfen der Pandemie reicht.

Die einzelnen Phasen der Entwicklung werden nachgezeichnet, in verständlicher Sprache die komplizierte Technik der Spike-Proteine nahegebracht, anhand von Schaubildern die unterschiedlichen Varianten des Virus visualisiert, die auf den ersten Blick identisch wirken, aber doch kleine, aber entscheidende Unterschiede aufweisen. Und schließlich ein Ausblick auf die Zukunft, in der die mRNA-Technik verspricht, Krankheiten wie Malaria, Tuberkulose und vielleicht sogar Krebs heilen zu können.


Die Ausstellung zeigt Leihgaben aus dem Hause BioNTech wie dieses Modell des sogenannten BioNTainers, einer mobilen Produktionsanlage für Corona-Impfstoff. SDTB / Foto: G. Güler

Ob das allerdings einen Impfskeptiker überzeugt? Allzu angreifbar macht sich die Ausstellung für Kritik: Nicht nur, dass ausschließlich die Arbeit von BioNTech gezeigt wird und alle anderen Unternehmen, die ebenfalls an der mRNA-Technik arbeiten außen vor bleiben, auch die Kritik an der neuen Technik wird in der Ausstellung nicht aufgenommen. Etwas aufgebrochen wird die bruchlose Erfolgsgeschichte im Online-Bereich Aufbauend auf Material, dass der Regisseur Michael Schindhelm für seine noch in der Arte-Mediathek zu findende Dokumentation „Mit Lichtgeschwindigkeit zum Impfstoff“ (s.u.) gedreht hat, finden sich hier weiterführende Informationen, die allerdings auch weitestgehend auf Interviews mit den BioNTech-Gründern und Mitgliedern des Aufsichtsrates des Unternehmens basieren.

Man merkt: Es ist schwierig. Objektive Information zu überaus komplexen Themen zu erhalten ist dringend notwendig, aber auch in einer Welt, in der dank des Internets mehr Information verfügbar ist als je zuvor, nicht leicht zu erhalten. Die Ausstellung im Berliner Technikmuseum versucht ihr bestes und trägt zumindest ihren Teil zum Erkenntnisgewinn bei.

Projekt Lightspeed • Deutsches Technikmuseum Berlin • Ausstellung bis 29. Januar 2023

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