9. Februar 2023

„Knock at the Cabin“ – Das Ende ist nah

M. Night Shyamalans Bestseller-Verfilmung

Lesezeit: 3 min.

Grashüpfer fängt das kleine Mädchen auf der Wiese, gibt ihnen Namen, führt penibel Buch über das Verhalten der Insekten. Da ahnt man schon, was kommen wird, dass bald auch die kleine Wen (Kristen Cui) und ihre beiden Adoptiv-Väter Eric (Jonathan Groff) und Andrew (Ben Aldridge) gefangen sein werden, allerdings aus sehr speziellen Gründen.

Betont freundlich wirkt Leonard (Dave Bautista), der Anführer der Eindringlinge, der zusammen mit Sabrina (Nikki Amuka-Bird), Redmond (Rupert Grint) und Adriane (Abby Quinn) an die Tür der ominösen Hütte im Wald klopft. Ein hübscher Kontrast, wirkt Bautista angesichts seines massigen Körpers auf den ersten Blick doch wenig vertrauenerweckend. Und was er der Familie berichtet, irritiert dann auch: Die Apokalypse steht kurz bevor und kann nur abgewendet werden, wenn jemand geopfert wird. Allerdings muss dieser jemand freiwillig in den Tod gehen, nur dann wird das Ende der Welt verhindert.

Wenig überraschend, dass die beiden Väter dieser Drohung keinen Glauben schenken, selbst als einer der Eindringlinge getötet wird und im Fernseher von katastrophalen Erdbeben mit anschließender Flutwelle die Rede ist. Katastrophen gibt es schließlich ständig, denkt gerade Andrew, der rationale der beiden Väter. Sein Partner Eric jedoch schwankt, spätestens als nach dem zweiten toten Eindringling von einer an Covid erinnernden Seuche die Rede ist, die sich rasend schnell verbreitet.

Ein spannendes Konstrukt hat sich M. Night Shyamalan für seinen neuen Film „Knock at the Cabin“ ausgesucht, basierend auf dem bei Heyne erschienenen Roman „Das Haus am Ende der Welt“ von Paul Tremblay (im Shop). Einige Änderungen hat Shyamalan vorgenommen, vor allem was die Auflösung der Geschichte angeht, die dann auch nur bedingt überzeugt. Vor allem, weil sich Shyamalan irgendwann entscheidet: Lange Zeit hält er es offen, ob die Eindringlinge die Wahrheit sagen, ob tatsächlich das Ende der Welt droht oder ob es sich – wie vor allem Andrew glaubt – um versprengte Wahnsinnige oder auf Neudeutsch Aluhutträger handelt, die sich Online zusammengefunden haben und an eine selbsterfundene Verschwörung glauben.

Solange die Geschichte in der Schwebe bleibt, öffnen sich jedoch vielfältige Fragen: Ob die vier Eindringlinge etwa die vier Reiter der Apokalypse sind; ob es eine Bewandtnis hat, dass ausgerechnet ein schwules Paar zu einem Opfer genötigt werden soll, zumal eins, das einst auf nicht ganz legalem Weg ihre Tochter adoptiert hat; wie man mit (religiösen) Fanatikern umgehen soll, die davon überzeugt sind, mit ihren Ansichten Recht zu haben.

Was man bei „Knock at the Cabin“ allerdings nicht erwarten sollte, ist ein „typisches“ M. Night Shyamalan-Ende, also einen überraschenden Twist. Lange Jahre war der Regisseur von „The Sixth Sense“ oder „Unbreakable“ genau dafür bekannt, inzwischen verzichtet er meist auf solche extremen Wendungen. Was gerade bei dieser Geschichte ein wenig Schade ist, denn so läuft „Knock at the Cabin“ etwas zu schnörkellos ab. Aus diesem konzeptuell spannenden Ansatz hätte man mehr herausholen können.

Knock at the Cabin • USA 2023 • Regie: M. Night Shyamalan • Darsteller: David Bautista, Jonathan Groff, Ben Aldridge • Kinostart: 9. Februar 2023

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