27. Februar 2023

„Deliver Us Mars“: Alles strikt vorgegeben

Eine Fortsetzung, die leider nur bedingt überzeugt

Lesezeit: 4 min.

Obwohl nicht gerade ein Mangel an Adventures zu beklagen wäre, die sich die Gestaltung einer dichten Atmosphäre auf die Fahne geschrieben hätten, stechen immer wieder Titel aus der Masse heraus, denen dieses Ansinnen besonders gut gelingt. Zu ihnen zählt ohne Zweifel Deliver Us The Moon, das weniger mit seinen sehr limitierten, wenn auch insgesamt geschickt eingesetzten Gameplaymechaniken glänzte, sondern uns als Astronaut im Weltraumanzug vor allem das Gefühl von Isolation auf unserer Erkundung des Mondes und einiger verlassener Stationen darauf vermittelte (hier nochmal unser damaliger Test).

Umso größer war die Freude, als die Macher eine (logische) Fortsetzung ankündigten, um den Erstling von 2020 einen hoffentlich würdigen Nachfolger zu spendieren. Dieser ist nun als Deliver Us Mars Anfang Februar für gängige Konsolen und PC digital zum Preis von rund 30 Euro erschienen und hält, um es gleich auf den Punkt zu bringen, nicht ganz das Niveau des Vorgängers.

Die Geschichte lässt dies zunächst nicht vermuten und orientiert sich an gängigen Standards aus dem Blockbustermilieu. Die Menschheit steht in Sachen Bewohnbarkeit der Erde immer näher am Abgrund und richtet schon länger den Blick in die Weiten des Alls. Nachdem ein Notruf die Erde erreicht, macht sich die Astronautin Kathy mit weiteren Mitstreitern auf den Weg zum Mars, um dort ein offensichtlich gestohlenes Kolonieschiff zu finden. Dabei hat Kathy noch eine zusätzliche Motivation, denn auch ihr Vater wird vermisst. Da sein Verschwinden allerdings mit seiner Entscheidung zusammenhängen könnte, einst mit einer Gruppe Wissenschaftler trotz Verbot zum Mars aufzubrechen und diesen zu kolonisieren, steckt auch hier mehr hinter der Geschichte als anfangs vermutet. Der im Grunde also ordentlich angelegte Plot bildet das Gerüst für eine gut 8-10 Stunden lange Solokampagne, in der wir die Rolle von Kathy übernehmen.

Die relativ gelenkige Astronautin muss auf ihrer Erkundungsmission Schiff-, Stations- und Außenareale in mehreren Missionen abschließen und dabei neben Klettereinlagen vor allem kleinere Rätseleinlagen meistern. Wie schon im Vorgänger stehen Shooter- oder andere Actioneinlagen nicht auf der Speisekarte, sodass man sich weitgehend auf die im Vergleich zu Deliver Us The Moon nun wesentlich ausgereiftere Präsentation mittels relativ vieler Cutscenes und diesmal sogar einer konstant sprechenden Protagonistin einlassen kann.

Hat man die ersten Stunden im Raumschiff zum Mars absolviert und erfolgreich die spielmechanischen Basics inklusive einer ausgiebigen Einführung in Figuren sowie Handlung hinter sich gebracht, geht das Adventure eigentlich erst los. Auf dem Mars sind wir (trotz Drohne) hauptsächlich auf uns gestellt und müssen uns durchgängig sehr seichten Rätseleinlagen stellen, die im Verlauf weder komplexer werden noch sonst in ihrer Redundanz wirklich Spaß machen. Die Erkundung der zunehmend monotonen Gebiete erfolgt ebenfalls sehr gleichmäßig, sodass schon allein aufgrund dieser inszenatorischen Fadheit weder ein ähnlich intensiv herausgekitzeltes Gefühl von Isolation wie im Vorgänger aufkommt noch die Erkundung irgendeine Art von Herausforderung darstellen würde.

Letzteres ist eigentlich nur bei den leider eher nervigen Kletterpassagen der Fall, die schon aufgrund der oft ungenauen Steuerung zum handfesten Ärgernis mutieren. Zwar gilt dies in letzter Konsequenz nicht für die Momente, in denen Kathy ihre völlig übertriebene Sprungmechanik einsetzen muss. Dennoch kann auch dieses Element nicht dazu beitragen, Atmosphäre oder Gameplay positiv zu unterstützen bzw. uns das Gefühl zu vermitteln, ein spielerisch gut balanciertes Abenteuer zu erleben. Überhaupt hat man viel zu schnell den Eindruck, nur noch dieselben Dinge zu erleben und Aktionen auszuführen, ohne dass die Macher über gesetzte Highlights für erinnerungswürdige Momente sorgen würden.

Dazu kommt die Story nie so glaubwürdig und emotional packend rüber, wie es die Entwickler offenbar mit ihrem Storyschwerpunkt vorhatten. Schon die sehr puppenhaften Charaktere, die zudem mehrfach hölzern vertont sind (auch auf Deutsch), unterwandern das Konzept eines packenden Vater-Tochter-Dramas und das starr vorgegebene, extrem moralisierende Ende mutet merkwürdig an, wenn wir doch zuvor ständig mit dem Motiv der Entscheidung konfrontiert wurden. Hat man das Ende erreicht, bleibt bis auf den ein oder anderen unnötigen Absturz beim Klettern oder das dauernde Schneiden mit Kathys Laser an strikt vorgegebenen Stellen spielerisch nichts positiv im Gedächtnis.

Dennoch sind Storytelling und Präsentation insgesamt nicht schlecht und wer mit den genannten Mankos leben kann (und vielleicht den Vorgänger nicht kennt), erlebt ein solide unterhaltendes Adventure, das technisch weitgehend ordentlich läuft, obwohl es grafisch keine Bäume ausreist (wir spielten auf PC). Man sollte somit im Falle eines weiteren Ablegers unbedingt darüber nachdenken, das spielerische Potenzial besser auszuschöpfen, trotz eines natürlich nicht vor Leben sprühenden Settings wie dem Mars mehr Abwechslung zu bieten und bitte auch die Figuren so zu inszenieren, wie es die packenden Trailer zum Deliver Us Mars ja eigentlich ankündigten.

Fazit

Leider nur durchschnittliches Weltraum-Adventure, das vor allem mit durchwachsenem Gameplay und inszenatorischer Monotonie seine eigentlich gar nicht schlechten Ansätze gerade im Storybereich etwas zu sehr in den Hintergrund drückt.

Deliver Us Mars • KeokeN Interactive • Adventure • PS5/PS4/Xbox One/Xbox Series X/PC

Abb. © Frontier Foundry

 

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