25. September 2024

„Dreamscapes für die Zukunft“ – Nachhaltiges Gärtnern

Bauen im Einklang mit der Natur

Lesezeit: 3 min.

Ein Effekt der Globalisierung war die Vereinheitlichung zumindest der westlichen Welt, das Ideal, nach dem inzwischen auch aufsteigende Kulturen erfolgreich streben. Egal ob New York oder Tokio, Doha oder Bangalore: Nicht nur die Hochhaustürme ähneln sich zum Verwechseln. Doch angesichts des Klimawandels, der dank immer häufiger auftretender Wetterextreme nur noch von wirklich ganz Ewiggestrigen bestritten wird, zeigt sich zunehmend deutlich, dass sich etwas ändern muss, dass Ressourcen geschont werden, dass nachhaltiger gebaut werden muss.

Das gilt nicht zuletzt auch für die Nutzung von Landschaften, von Gärten und Parkanlagen, die in modernen Städten, geprägt von Stahl, Glas und Beton, immer rarer werden. Was jahrelang vor allem ein ästhetisches Problem war, wirkt sich jedoch zunehmend auch negativ auf die Gesundheit aus. Denn versiegelte Flächen heizen in den stetig wärmer werdenden Sommern nicht nur mehr auf, sie können zudem kein Wasser aufnehmen, was angesichts zunehmend stärkerer Regenfälle immer häufiger zu Überschwemmungen führt.

Als Alternative müssen es vielleicht nicht unbedingt gleich Traumlandschaften sein, so wie die Landschaftsfotografin Claire Takacs im gerade erschienenen Bildband „Dreamscapes für die Zukunft“ (im Shop) verspricht. Schon ein kurzer Blick in den Band verrät einen gewissen elitären Blick auf Lösungen für die Zukunft. Ein erheblicher Teil der vorgestellten Gebäude, sind luxuriös anmutende Privathäuser, in denen sich Menschen, die ganz gewiss nicht zur Arbeiterklasse zählen, an den Küsten von Ibiza oder Südfrankreich, im ländlichen England oder dem australischen Busch Kleinode gestaltet haben, die allerdings bei aller architektonischer Pracht neue Maßstäbe in der Landschaftsarchitektur setzen.

Als wichtigstes Merkmal sticht eine Art anti-globalistische Haltung bei der Auswahl der Pflanzen hervor. Nicht mehr Pflanzen, die zwar schön blühen, allerdings ein Klima vom anderen Ende der Welt verlangen, prägen diese modernen, zukunftsweisenden Gärten, sondern einheimische Arten. Im besten Fall benötigen diese dann auch kaum oder gar keine Bewässerung mehr, womit eines der extremsten Probleme der nächsten Jahrzehnte gleich mitgelöst wäre.

Ein Rückgriff auf altes Wissen, das sich aktuell in vielen Bereichen findet: Bei Waldbränden in den USA etwa, wo langsam die Erkenntnis reift, dass regelmäßige, kleinere Brände nicht unbedingt bekämpft werden müssen, denn sie reinigen quasi das Unterholz und verhindern, dass es irgendwann zu gigantischen, unkontrollierbaren Bränden kommt. Eine Regel, die von den amerikanischen Ureinwohnern erkannt und befolgt, aber lange vergessen oder verdrängt wurde.

Ähnliches gilt etwa in Südfrankreich für das Wissen um allelopahtische Stoffe, die von Pflanzen und Bäumen auf den Boden fallen und verhindern können, dass Unkraut wächst. Wechselwirkungen, die auszunutzen lange als überflüssig und vielleicht auch ein bisschen zu esoterisch galt, die nun aber zukunftsweisend erscheinen.

Zum Beispiel auch beim Bau öffentlicher Orte wie dem von Renzo Piano entworfenen „Stavros Niarchos Cultural Centre“ in Athen, das Oper und Nationalbibliothek in naturnaher Umgebung verbindet oder dem spektakulären Kopenhagener „CoppenHill“, bei dem der Stararchitekt Bjarke Ingels einer Müllverbrennungsanlage einen abschüssigen Garten aufs Dach gesetzt hat, der im Sommer zum Wandern und Klettern, im Winter gar als Skistrecke dient.

Ein öffentliches Projekt, wie sie sich erstaunlicherweise auch in den USA oft finden, wo in der Hauptstadt Washington DC etwa das Dach einer Bibliothek komplett begrünt wurde, aber auch im autokratisch regierten Stadtstaat Singapur. Ohnehin schon eine der grünsten Metropolen der Welt hat sich Singapur im Green Plan 2030 zusätzlich ambitionierte Ziele gesetzt, die schon zu spektakulären Ergebnissen geführt haben. Eine Universität und ein Krankenhaus muten mit grün überwucherten Wänden fast an wie Gebäude aus postapokalyptischen Filmen, sind aber nur ein Beispiel für die Möglichkeiten einer modernen Architektur, die versucht eine Balance zwischen den Bedürfnissen der Menschen und den Notwendigkeiten der Natur herzustellen. Mit Architektur dieser Art, könnte sich dem Klimawandel vielleicht doch noch etwas entgegensetzen lassen.

Claire Takacs: Dreamscapes für die Zukunft • Sachbuch • Prestel, München 2024 • 320 Seiten • Hardcover: € 59,00 • im Shop

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