8. Mai 2014 1 Likes

Das Universum hat schlechte Laune

James Corey: „Calibans Krieg“

Lesezeit: 2 min.

James Coreys (lies: Daniel Abraham und Ty Franck) „Calibans Krieg“ (im Shop) ist die Fortsetzung von „Leviathan erwacht“ (im Shop und im Magazin) in ihrem mehrbändigen The-Expanse-Epos. Das Alien-Molekül aus „Leviathan erwacht“ ist, dank James Holden und Detective Miller, auf der Venus, die dichte Atmosphäre verhindert jede Beobachtung. Am anderen Ende des Sonnensystems, auf dem Jupitermond Ganymed, werden UN-Soldaten und Mars-Marines von einem außerirdischen Monster angegriffen. Marine Bobbie Draper hat als einzige überlebt und muss jetzt auf der Erde den Diplomaten Rede und Antwort stehen. Eine davon ist UN-Sekretärin Chrisjen Avasarala, die schnell dahinterkommt, dass es eine Verbindung zwischen dem Ganymed-Monster und dem Protomolekül geben muss. James Holden und die Crew der Rosinante sind ebenfalls auf Ganymed und treffen auf den Wissenschaftler Prax, dessen kleine Tochter entführt wurde – VOR dem Angriff.

James Corey (lies: Daniel Abraham und Ty Franck) setzt in „Calibans Krieg“ diese Handlungsstränge mit spielerischer Leichtigkeit zu einem großen Bild zusammen. Erleichtert wird ihnen diese Aufgabe durch die vier Point-of-View-Charaktere. Der Leser ist immer bei der Figur, bei der gerade am meisten passiert, was in Sachen Dynamik im Vergleich zu „Leviathan erwacht“ eine ordentliche Schippe drauflegt. Der einzige „alte Bekannte“ ist James Holden, der jedoch seines Gegenstücks Miller beraubt ist. Bleiben Bobbie, Avasarala und Prax verhältnismäßig eindimensional, gleicht Holden das Fehlen Millers aus, in dem er sich – unbewusst – dessen Standpunkt aneignet und sich so zu einem wesentlich düstereren Charakter entwickelt.

Auch an Action, sowohl auf politischer als auch auf militärischer Ebene, wird keineswegs gespart. Erstere ist die Bühne, auf der sich Avasarala und Bobbie bewegen: Die UN-Untergeneralsekretärin und die Soldatin machen entgegen der politischen Verhältnisse gemeinsame Sache. Ein ähnlich ungleiches Duo bilden Holden und Prax, die unter anderen Vorzeichen dieselben Vorgänge untersuchen. Nach und nach fallen alle Puzzlestücke an ihren Platz, und es macht schlicht Spaß, zuzusehen, wie die Figuren das Gesamtbild Stück für Stück zusammensetzen. Neben den höchst unterhaltsamen politischen Intrigen gibt es eine Menge handfester Action, von der Eroberung von Stationen bis hin zu Raumschlachten. Dabei bleiben Franck und Abraham der Physik treu und schreiben Space Opera vor Hard-SF-Hintergrund. Diese Mischung wird schließlich um das Molekül-Monster ergänzt, das für unerträgliche Spannung und Alien-Momente sorgt.

„Calibans Krieg“ ist bei weitem nicht einfach ein Teil zwei oder gar nur das Mittelstück einer Trilogie, sondern weist große Eigenständigkeit auf. Dabei wird der Hintergrund als bekannt vorausgesetzt – unbedingt vorher also „Leviathan erwacht“ lesen! – und trotz der in sich geschlossenen Handlung mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wenn man „Calibans Krieg“ durch hat, ist man angefixt und begibt sich schnurstracks zu „Abaddons Tor“ (im Shop) …

James Corey: Calibans Krieg •Roman • Aus dem Amerikanischen von Jürgen Langowski • Wilhelm Heyne Verlag, München, 2013 • 654 Seiten • € 11,99 (Shop

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