15. Mai 2015 2 Likes

Was macht eigentlich Rosetta?

Kleines Update zur Kometen-Mission der ESA

Lesezeit: 3 min.

Letzten November verfolgten wir atemlos den Rosetta-Philae-Livestream der ESA (und die genialen Live-Comics von xkcd) und erlebten hautnah mit, wie zum ersten Mal eine Raumsonde einen Lander auf einen Kometen absetzte. Die Landung verlief nicht ganz glatt, Philae prallte mehrfach von der Oberfläche ab, die Harpunen, die die Sonde im Gestein verankern sollten, feuerten nicht, und so geriet das mit Solarenergie betriebene Gerät an ein zu schattiges Plätzchen. Die Batterien reichten noch für eine Reihe von erfolgreichen Experimenten, dann schaltete sich der Lander ab. Wo genau sich Philae befindet, ist auch ein halbes Jahr später noch unklar. Bisher ist es den Instrumenten von Rosetta, der Muttersonde, nicht gelungen, eine visuelle Bestätigung des Landeortes – also ein Foto von dem etwa waschmaschinengroßen Lander Philae auf dem Kometen – zu liefern. Die ESA-Wissenschaftler konnten allerdings die Landezone auf einen relativ schmalen Streifen von gut 350 Metern Länge und 30 Metern Breite eingrenzen.


Philaes „Landekorridor“

Rosetta kreist weiterhin um 67P/Churyumov-Gerasimenko und macht atemberaubende Bilder vom nach und nach erwachenden Kometen. Er nähert sich derzeit der Sonne, erwärmt sich und beginnt, Staub und Gas auszustoßen, die den charakteristischen Kometenschweif ausmachen. Für Philae sind das gute Nachrichten: Der Lander braucht mindestens fünfeinhalb Watt und eine Betriebstemperatur von über minus fünfundvierzig Grad Celsius, um sich einzuschalten und die Signale von Rosetta zu empfangen. Antworten kann der Lander allerdings erst mit mindestens 17 Watt Energie. An der ursprünglich vorgesehenen Landezone Agilika sollten Philaes Solarpaneele mindestens sechs Stunden lang Sonne bekommen; dort, wo man den Lander derzeit vermutet, sind es gerade mal etwas mehr als anderthalb Stunden pro 12,4-h-Kometentag. Im Mai, so die Berechnungen, wird die Sonne direkt über Philaes derzeitigen Aufenthaltsort, den man inzwischen Abydos getauft hat, stehen, allerdings ist die Ausrichtung des Landers so ungünstig, dass er das nicht voll ausnutzen können wird. Daher erwartet man erst im Mai oder Juni eine Antwort von Philae. Um den Moment des Aufwachens nicht zu verpassen, schicken die Wissenschaftler über Rosettas Kommunikationseinheit jetzt schon Befehle an der Lander und lassen Rosetta permanent auf Antwort lauschen. Erschwert wurde das zuletzt dadurch, dass Rosetta Ende März vom Partikelschweif des erwachenden Kometen getroffen wurde. Die Sonde schaltete daraufhin in den Safe-mode und entfernte sich auf einer Fluchtbahn rund 400 Kilometer vom Kometen. Inzwischen fliegt Rosetta wieder näher an 67P, doch die Flugbahnen, die für eine erfolgreiche Kommunikation mit der Landeeinheit auch eine Rolle spielen, mussten neu berechnet werden. Wo genau Komet und Sonde sich derzeit befinden, verrät die genial gemachte Seite sci.esa.int/where_is_rosetta.


Komet  „Tschuri“ wird aktiv

Wenn Philae aufwacht – und DLR-Ingenieur Koen Geurts ist zuversichtlich, dass er das tun wird, schließlich sei sie für ein Überleben in extremer Kälte konstruiert – sind vor allem die ersten Daten für die Wissenschaftler interessant. „Nach deren Auswertung wissen wir mehr über den Gesundheitszustand des Landers, über seine Temperatur oder auch über die Energie, die er über seine Solarpanele aufnimmt. […] Umso mehr sich der Komet mit Philae auf seiner Oberfläche der Sonne nähert, desto größer sind die Chancen, dass er wieder aufwacht“, erläutert DLR-Wissenschaftler und Philae-Projektleiter Stephan Ulamec. Derzeit werde, so Ulamec weiter, diskutiert, welche Instrumente im Falle eines Aufwachens und voll geladener Batterien wieder zum Einsatz kommen werden. Philaes erste Versuchsreihe direkt nach der Landung war erfolgreich, und dank des holprigen Aufsetzen konnten Daten von verschiedenen Stellen an der Oberfläche von 67P gesammelt werden. Unter anderem entdeckte Philae organische Moleküle. Welcher Art diese sind, konnte bisher allerdings noch nicht bestimmt werden.

Quelle und Bilder: DLR / blogs.esa.int/rosetta / rosetta.esa.int / dlr.de/philae_blog

Philaes erster Landeort

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