2. Juni 2016 1

Starman trifft Airboy

James Robinsons satirisches, autobiografisches Meta-Meisterwerk

Lesezeit: 2 min.

Normalerweise würde ein Text über den britischen, seit Jahren in den USA lebenden Comic-Autor James Dale Robinson damit beginnen, dass man ausgiebig über seine sympathisch menschliche Superhelden-Saga „Starman“, seine preisgekrönte Fantasy-Eigenschöpfung „Leave it to Chance“ oder seine Retro-Hommage „Golden Age“ schwärmt. Allerdings macht Robinson in der vierteiligen Miniserie „Airboy“, deren großformartiger Hardcover-Sammelband gerade auf Englisch erschienen ist, mehr als deutlich, dass er eigentlich nicht auf „Starman“ und Co. reduziert werden möchte.

Robinson stellt in seinem grandiosen „Airboy“, das Meta-Fiktion, Comic-Markt-Satire, Autobiografie und Seelen-Striptease in einem ist, noch mehr klar. Etwa, wie sehr ihn der Misserfolg seiner Film-Komödie „Comic Book Villains“ und die Arbeit am Drehbuch der Alan-Moore-Verfilmung „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ deprimierte. Und wie furchtbar es für ihn als Autor war, danach zu den Comics zurückzukehren und mit seinen jüngeren Panel-Arbeiten für DC qualitativ einfach nie mehr an die Qualität seiner früheren Arbeiten anknüpfen zu können. Oh, und in den Jahren vor seiner Scheidung war Robinson außerdem ein echt beschissener Ehemann.

Das alles wird in „Airboy“ schnell deutlich und von Robinson schonungslos offengelegt, während er obendrein davon erzählt, wie er eines Tages auf der Toilette sitzt und von Image-Verleger Eric Stephenson das Angebot erhält, den alten Flieger-Helden Airboy neu zu erfinden. Also ziehen der schreibblockierte Robinson und Zeichner Greg Hinkle durch San Francisco und jagen mit Koks und anderem die Inspiration für ihre neuzeitliche Version des aufrechten Recken aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Folge ist ein absolut irrer Trip voller Drogen, Dreier, Missgeschicke, Transsexueller, herumbaumelnder Genitalien und natürlich einer Parallelwelt, in der die Nazis und ihre Kampf-Mechs für Ärger sorgen und von Airboy und seiner wackeren Flieger-Schar bekämpft werden, wobei sich all diese Dinge furios vermischen. Die Entscheidung, was davon jetzt wirklich passiert ist und was nicht, überlassen Hinkle und der in diesem Fall schwer von Hunter S. Thompsons inspirierte Mr. Robinson dem Leser.

Ihr „Airboy“ ist jedenfalls ein einziges großes Must-Read für Robinson-Fans – und am Ende sicherlich einer der besten Comics, die man 2016 lesen kann, und die höchstwahrscheinlich nie auf Deutsch erscheinen werden.

James Robinson & Greg Hinkle: Airboy • Image, Berkeley 2016 • 128 Seiten • Hardcover: $ 24,99 • Sprache: Englisch

 

Kommentare

Bild des Benutzers Doctor Flamenco

"Ihr „Airboy“ ist jedenfalls ein einziges großes Must-Read für Robinson-Fans – und am Ende sicherlich einer der besten Comics, die man 2016 lesen kann."
Kann ich so unterschreiben. Absolut großartig!

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