10. Januar 2017 1 Likes

Die echte „Basis Rotes Ufer“

Das größte Radioteleskop der Welt steht in China – und wie in Cixin Lius „Die drei Sonnen“ sucht man damit nach Aliens

Lesezeit: 3 min.

In Cixin Lius Bestseller Die drei Sonnen (im Shop) horcht man in China bereits in den Sechzigerjahren mit einem Radioteleskop den Himmel ab – alles streng geheim, versteht sich. Ye Wenjie, eine junge Astrophysikerin, strandet nach den Wirren der Kulturrevolution auf der Militärbasis „Rotes Ufer“. Ihr Vater, ebenfalls Physiker, wurde von den Roten Garden als Reaktionär ermordet, und Ye Wenjie, die dadurch ebenfalls politisch gebrandmarkt ist, geht nicht davon aus, dass sie die Basis, die in einem abgelegenen Gebirge im äußersten Norden Chinas liegt, je wieder verlassen können wird. Sie verschreibt sich voll und ganz ihrer Arbeit – doch als sie eines Nachts tatsächlich eine Botschaft aus dem All empfängt, muss sie eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung für oder gegen die Menschheit …

Vielleicht wird diese Entscheidung, die die junge Wissenschaftlerin im Roman treffen muss, schon bald Wirklichkeit: in China wurde im September letzten Jahres das größte Radioteleskop der Welt fertiggestellt. Das „Five-hundert-meter Aperture Spherical Telescope“, kurz FAST, befindet sich in einer natürlichen Bodensenke in einem Karstgebirge in der Provinz Guizhu im Süden des Landes. Es hat einen Durchmesser von 500 Metern und löst damit das Arecibo-Observatorium in Puerto Rico, das einen Durchmesser von 305 Metern hat, als größtes Radioteleskop der Welt ab. Die Bauarbeiten im Auftrag der Chinesischen Akademie der Wissenschaften dauerten fünf Jahre und kosteten umgerechnet 160 Millionen Euro. Dazu mussten knapp 9.000 Menschen zwangsumgesiedelt werden. So entstand ein Gebiet, in dem nur sehr wenige Radiowellen das Teleskop stören könnten.

Die gigantische Schüssel trägt den Spitznamen Tianyan, Himmelsauge, und soll unter anderem nach Aliens suchen. Dazu können die insgesamt 4.450 einzelnen dreieckigen Platten, aus denen sich die Oberfläche des Teleskops zusammensetzt, individuell ausgerichtet werden, um atmosphärische Störungen auszugleichen. Das alles wird FAST eines Tages zum wertvollsten Hilfsmittel bei der Beobachtung des Universums (und der Suche nach Aliens) machen. Noch ist das Teleskop nämlich nicht in Betrieb. Nach der Fertigstellung und Einweihung im September 2016 stehen jetzt erst einmal ausführliche Tests durch chinesische Wissenschaftler und Debugging an. Dieser Prozess wird zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Danach, so die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua, sollen auch ausländische Forscher die Möglichkeit haben, mit FAST zu arbeiten. Die Chinesische Akademie der Wissenschaften geht davon aus, dass FAST die nächsten 10 bis 20 Jahre die Radioastronomie auf der ganzen Welt anführen wird.

Wegen der Größe seines Spiegels – die Fläche beträgt 196.000 m2 – kann FAST weiter schauen und dunklere Sterne sehen als die bisherigen Radioteleskope. Bei einem ersten Test wurde ein Signal aufgefangen, das 1.351 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Damit kann China bald einen großen Beitrag zur Suche nach außerirdischem Leben leisten, indem es das Universum nach Radiobotschaften von Aliens abhört. Peng Bo, einer der Forscher der National Astronomical Observatories (NAO), der Tochterorganisation der Akademie, die FAST betreiben wird, sagte Xinhua, dass FAST fünf- bis zehnmal mehr Chance auf Erfolg bei der Suche nach Aliens habe. Daneben wird FAST noch andere Aufgaben erledigen. Es soll nach Wasserstoff in der Milchstraße und anderen Galaxien ebenso wie nach Pulsaren und Gravitationswellen suchen.

Aber FAST hört nicht nur zu. Wie das Arecibo-Observatorium ist es auch in der Lage, Radiosignale zu verschicken. Bisher ist noch nicht bekannt, ob geplant ist, eine Botschaft ins All zu schicken.

Chinas Präsident Xi Jinping machte die Erforschung des Weltraums zu einem der Ziele des Landes. 2013 landete erstmals seit 1976 wieder ein Rover auf dem Mond – der chinesische „Jadehase“. Die Volksrepublik möchte bis 2022 eine feste Raumstation im Orbit haben und bis 2036 eine bemannte Mission zum Mond schicken.

Mehr Informationen und Bilder zum FAST-Teleskop finden Sie hier: fast.bao.ac.cn/en.

 

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