24. Februar 2022 1 Likes

„Artefakt – Sterneningenieure“ von Stephen Baxter

Ein Roman voller Hard-SF und Alternativwelt-Abenteuer

Lesezeit: 3 min.

Der amerikanische Pilot und Astronaut Reid Malenfant hat schon eine Menge gesehen – kein Wunder, schließlich war seine Reise in den Orbit erst der Anfang. Nach einem Unfall lag Malenfant bis zum 25. Jahrhundert im Kälteschlaf, wurde in einer völlig anderen Gesellschaft aufgeweckt und ergründet seither die Geheimnisse des Multiversums, das in Stephen BaxtersArtefakt“-Duologie als Mannigfaltigkeit bekannt ist.

Im frisch erschienenen und eigenständig zu lesenden, finalen zweiten Band „Sterneningenieure“ hat Malenfant mit einer Crew, die aus verschiedenen parallelen Universen, Wirklichkeitssträngen und Zeiten stammt, auf einer Superwelt namens Persephone Schiffbruch erlitten. Bevor Malenfant und Co. endlich die Geheimnisse der mysteriösen Sterneningenieure lüften können, die anscheinend auf skrupellose Weise die gesamte Mannigfaltigkeit manipulieren, muss Malenfants Team erst einmal die pseudo-prähistorische Parallelwelt Persephone überleben. Das heißt, sich mit russischen Schiffbrüchigen aus einer weiteren Alternativwelt ebenso zu arrangieren wie mit den neandertaler-mäßigen Jägern, die Persephone wohl schon länger bewohnen und dort z. B. Jagd auf saurierartige Riesenlaufvögel machen …

Stephen Baxter (im Shop) hat seit 1991 über 50 Romane geschrieben und gilt als einer der wichtigsten und besten Hard-SF-Schriftsteller seiner Generation. Im Portfolio des 1957 in Liverpool geborenen Baxters finden sich aber sogar die Fortsetzung zu H. G. Wells „Krieg der Welten“ (im Shop), ein Roman zum britischen Kult-Franchise „Doctor Who“ sowie die „Lange Erde“-Alternativelt-Serie, die der Engländer zusammen mit Scheibenwelt-Erfinder Terry Pratchett (im Shop) verfasst hat. Mr. Baxters Erfahrung und sein handwerkliches Vermögen werden in „Das Artefakt – Sterneningenieure“ nicht zuletzt dadurch deutlich, dass der Routinier keine 40 Seiten braucht, um den Vorgängerband des Zweiteilers auf unterhaltsame Weise zu rekapitulieren und gleichzeitig die Handlung des vorliegenden Abschlussbandes anzustoßen. Dass er dabei auf Themen zurückgreift, die sein Werk seit gefühlten Ewigkeiten durchziehen, und sogar auf konkrete Figuren und Konzepte, die erstmals Ende der 1990er in seiner Manifold/Multiversum-Trilogie und der Baxter’schen Future History Einzug hielten, ändert überhaupt nichts an der generellen Zugänglichkeit von „Das Artefakt – Sterneningenieure“.


Stephen Baxter

Auch macht es Spaß, wie Baxter innerhalb seiner futuristischen Historie die für sein Schaffen typische Hard-SF über große astronomische und physikalische Konzepte zu Evolution und Kosmos mit der verblüffend klassischen Abenteuer-Science-Fiction einer anderen Ära verbindet, die einen nicht nur an die bereits erwähnte „Lange Erde“-Saga von Baxter und Sir Terry erinnert, sondern zuweilen an die großen Zyklen („Flusswelt“, „Welt der tausend Ebenen“) von Philip José Farmer (im Shop) – und dabei immer durch und durch Baxter bleibt, was den Stil, die Beschreibungen, die Hintergründe und die Gedanken angeht. Immer ein bisschen oldfashioned, aber auch stets gut weg zu lesen und auf dem Stand der aktuellen wissenschaftlichen Forschung.

Ob man „Artefakt – Sternenpforte“ gelesen hat oder nicht, bisher fünf, fünfzig oder null Baxters kennt: „Artefakt – Sterneningenieure“ stellt einmal mehr unter Beweis, dass Stephen Baxter zu den erfahrensten Reiseführern gehört, wenn man literarisch gesehen gerne traditionsbewussten Abenteuerurlaub in wissenschaftlich fundierten Alternativwelten macht und sich gleichzeitig für kosmische Hard-Science-Fiction begeistert.

Stephen Baxter: Das Artefakt - Sterneningenieure • Roman • Aus dem Englischen von Peter Robert • Wilhelm Heyne Verlag, München 2022 • 672 Seiten • Erhältlich als Taschenbuch und eBook • Preis des Taschenbuchs: € 10,99 • im Shop

[bookpreview] 978-3-453-32075-8

 

Kommentare

Zum Verfassen von Kommentaren bitte Anmelden oder Registrieren.
Sie benötigen einen Webbrowser mit aktiviertem JavaScript um alle Features dieser Seite nutzen zu können.