19. November 2021 3 Likes

Curatoria Draconis: Die Hüterin der Drachen

Illustrierte Drachenkunde, Coffee-Table-Book, Steampunk & Öko-Parabel

Lesezeit: 3 min.

Die aktuelle Hüterin der Drachen und ihr Team aus Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern segeln mit einem Mega-Schiff – der Drachen-Arche – von Kontinent zu Kontinent, um die unterschiedlichsten Drachen-Arten zu erforschen und zu beschützen. In vielen Fällen heißt das, den unglaublichen Kreaturen an Bord der gewaltigen Arche (zu der ein U-Boot und ein Luftschiff gehören) Obdach, medizinische Versorgung und artgerechte Unterkunft und Verpflegung auf verschiedenen Habitat-Decks zu gewähren. Denn der wilde Lebensraum der Drachen in der Welt da draußen wird durch den Raubbau der Menschen an der Erde immer kleiner, selbst majestätische, leuchtende Meeresdrachen leiden unter dem Plastikmüll in den Ozeanen, und arktischen Eisdrachen schmilzt die Heimat buchstäblich unter den frostigen Krallen weg – bei allen Fabelwesen und Fantasieforschungen sowie allem Steampunk natürlich eine Parabel für unsere Zeit zwischen Umweltverschmutzung und Klimawandel, ein Manifest für Artenvielfalt und Artenschutz.

In der Fiktion wurde Die Hüterin der Drachen. Auf der Suche nach dem letzten Himmelsdrachen“ (im Shop) von der Ich-Erzählerin und amtierenden Curatoria Draconis verfasst (die ihre Lesenden als Lehrlinge anspricht), welche auf eine lange Tradition zurückgeht und als Autorin selbst auf dem Cover des Buches steht. Dahinter steckt die Londoner Redakteurin und Autorin Emma Roberts (nicht mit der Schauspielerin verwandt). Ihr Steampunk-Streifzug durch die Welt der Drachen und der Drachenforschung ist ein ungemein sympathisches Buch voller Fantasie, Mythen und Schuppen. Überdies pflastern charmante Details und Ideen dieses Science-Fantasy-Reiseabenteuer, während Drachen, Lindwürmer, Lóng, Wyvern, Panzerdrachen und mehr in der Antarktis, im Regenwald, in Ozeanien, in den Rocky Mountains, in den Tunneln der New Yorker U-Bahn, in Britanniens Wäldern, in der Sahara und in Asien besucht, klassifiziert, vorgestellt und sogar entdeckt werden. Außerdem suchen die Hüterin und ihre Crew die letzten Himmelsdrachen…

Doch es gibt mehr als die Texte und diese Geschichte im Prachtband, denn „Die Hüterin der Drachen“ ist voll illustriert, Bilder und Worte gehen permanent eine Symbiose ein. Die großen und kleineren Illustrationen des kroatischen Künstlers Tomislav Tomic prägen „Die Hüterin der Drachen“ vom umlaufenden Titelbild an und machen das Buch zum Highlight und Erlebnis. Tomic stellte bereits neben Tolkien-Meistermaler John Howe aus und steuerte Artwork zu den Universen von „Harry Potter“ und „Fantastische Tierwesen“ bei (im Buch wird neben antiken Sagen übrigens je einmal auf „Harry Potter“ und „Der Hobbit“ angespielt). Doppelseite für Doppelseite warten atemberaubende, detailreiche Drachenbilder, zudem erweckt der Kroate die Drachen-Arche und die Natur rund um den Globus zum Leben. Tomics aufwendige, wunderschöne Splashpages mit Drachen in verschiedenen Umgebungen lassen einen an die so realistisch wirkenden Dino-Illustrationen von William Stout und Ricardo Delago denken.

Es schadet selbstverständlich auch nicht, dass das Buch als Hardcover im stattlichen Großformat von 27x38 Zentimetern daherkommt (das aktuelle Asterix-Album mit seinem „Greif“ wirkt fast kompakt dagegen) und der Einband aufwendig mit Goldfolie veredelt wurde. Ein Schmuckstück für Fans von Drachenfantasy, Coffee-Table-Books und besonders schön aufgemachten und gestalteten, durch und durch fantastischen Werken, das man schon jetzt bedenkenlos auf die Wunsch- oder Schenkliste für Weihnachten setzen kann. Wer dieses Riesendrachenbuch liest, taucht glücklich eine ganz Weile in der Welt der magischen Kreaturen und ihrer Hüterinnen und Hüter ab.

Curatoria Draconis: Die Hüterin der Drachen • Prestel, München 2021 • 80 Seiten • Hardcover: 26 Euro

 

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